Vision Code – 33 x Junge Kunst aus China

Malerei | Grafik | Digitale Kunst | Fotografie | Skulptur | Video

Ausstellung

26. Januar bis 22. März 2020

 

Eröffnung am Sonntag, 26. Januar 2020, 12 Uhr
mit Tee- und Trommelperformance

Begrüßung
Yu Zhang | Präsidentin GeKA e.V.
Elke von der Lieth | Kommunale Galerie Berlin

Einführung
Minh An Szabó de Bucs | Kulturjournalistin mit Schwerpunkt chinesische Gegenwartskunst

Ab 26. Januar 2020 präsentiert die Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen kulturellen Austausch e.V. (GeKA e.V.) die Kunstausstellung “Vision Code” mit insgesamt 33 jungen Künstler*innen aus China.

Die Ausstellung zeigt eine beeindruckende Bandbreite sowohl an Themen als auch an Medien. Die Auswahl reicht von Tusche- und Ölmalerei über Fotografie, Installation, Video bis hin zur Digitalen Kunst und Gaming. Die meisten der 33 beteiligten Künstler*innen sind nach 1980 geboren, einige auch in den 90ern. Was bewegt diese junge Künstlergeneration, die in einem Land lebt, das sich in rasantem Tempo entwickelt? Diese Generation ist in der so genannten sozialistischen Marktwirtschaft aufgewachsen und genießt eine bis dato in China nie gekannte Freiheit in Bezug auf Konsum, Wohlstand und Reisen. Viele der hier teilnehmenden Künstler*innen haben im Ausland studiert, drei in Deutschland. Die Geschwindigkeit der Umbrüche in ihrem Heimatland stellt die Künstler*innen vor neue Herausforderungen ebenso wie die alles durchdringende Digitalisierung. Auf der Überholspur scheint das Land die Sorge um eine intakte Natur, die Nöte des Individuums und sogar seine alten kulturellen Werte hinter sich zu lassen.

Es sind gesellschaftliche und kulturelle Themen, die die 30- bis 40-Jährigen in ihrer Kunst verarbeiten. Sie hinterfragen traditionelle Künste und Kunstformen als kulturelle Identitätsstifter und wagen neue Interpretationen.

Guo Qi beispielsweise lässt farbige Tusche ganz neu mit dem delikaten Material Seide verschmelzen und erschafft dabei dreidimensionale Farbräume, die einen hypnotischen Sog ausüben. Studiert hat Guo Qi in der Meisterklasse von Sean Scully an der Münchner Akademie der Künste. In ihren Bildern fließen östliche und westliche Denkansätze zusammen.

© Xi Fangfang 90.000 miles, Bambus, Seidengaze, Feder
 

Ein weiteres Sujet beschäftigt vor allem die elf teilnehmenden Künstlerinnen. Es ist die Rolle der Frau in der chinesischen Gesellschaft, die nach wie vor stark patriarchalisch geprägt ist. Xi Fangfang hat in ihrer Installation „90.000 Miles“ eindrucksvoll die Unfreiheit der Frauen thematisiert. Das Herzstück der raumgreifenden Installation bilden vier Bahnen aus Seide, die scheinbar in der Luft hängen. Darauf sind präparierte Flügel montiert, ohne Vogelkörper, in Weiß und Blau. Rund um hängen lange Bambusstäbe vertikal von der Decke. Sie sind so dicht in einer bestimmten Ordnung angebracht, dass ein Davonfliegen unmöglich gemacht wird. Ein Sinnbild für die Situation chinesischer Frauen: Ihre Flügel sind gestutzt und gesellschaftliche Normen engen sie ein. Wie sollen sie sich aus dem sozialen Regelkäfig befreien?

© Ma Shengzhe Landscape, No 29, 2019, Reispapier
 

Was die junge Generation am stärksten reflektiert, sind die zunehmend digitaler werdenden Wirklichkeiten dieser Welt. Der Künstler Ma Shengzhe aus der Inneren Mongolei etwa malt sich aus, was passiere, wenn ein Computersystem kollabiert. Würde es auch in Schizophrenie und sinnlosem Gebrabbel enden wie ein Mensch unter enormem psychischem Druck? Die abstrakten Bilder auf Reispapier erinnern an fehlerhafte Dateien, die nicht mehr dechiffrierbar sind. Sie können weder Informationen noch Sinn vermitteln, sie bleiben eine ausdruckslose digitale Landschaft.

© Zhang Wenchao, Shortcut Scenery, Videostill
 

Zhang Wenchao dagegen versucht, neueste Technologien in seiner Kunst zu einer innovativen künstlerischen Ausdrucksform zu verbinden. In seinem Video „Shortcut Scenery“ zeichnet er buchstäblich weiß auf schwarz seine individuellen Wege nach, die er zwischen 2011 und 2016 zurückgelegt hat. Das Ergebnis ist eine sich dauernd verändernde Karte von Gebäuden, Straßen und Symbolen aus der Vogelperspektive, graphisch höchst ästhetisch umgesetzt.

© Marc Yang, Kurds, Archival Inkjet Print
 

Eher eine stilistische Ausnahme bildet Yang Da, auch Marc Yang genannt. Mit gerade einmal 26 Jahren hält er mit seiner Fotokamera alltägliche Szenen fest. Er zeigt das Leid ethnischer Minderheiten in Indien und im Mittleren Osten, wie etwa in Kurdistan, Iran oder Irak. Seine Fotografien haben gerade in ihrer Alltäglichkeit eine große Wucht. 2019 stand er auf der Shortlist der Magnum Foundation of Photography in New York und war nominiert für den Talent Award bei C/O Berlin.

Alle 33 Künstler*innen versuchen mit ihren künstlerischen Mitteln, die neuzeitlichen Codes visuell lesbar und für die Zukunft deutbar zu machen. Und sie schaffen das mit Ideenreichtum, Humor und visionären Ordnungssystemen.

Führung durch die Ausstellung

Sonntag, 23. Februar 2020 um 12 Uhr
Andreas Schmid | Experte für zeitgenössische chinesische Kunst

Vision Code zeigt Werke von

Chen Haishu (Fotografie), Chen Wencun (Grafik), Ding Hui (Malerei), Guo Mengyao (Malerei), Guo Qi (Malerei), Huang Fangqi (Malerei), Huang Jiayan (Video), Huang Wenya (Fotografie), Ji Chuan (Skulptur), Jin Dian (Video), Jiang Dandan (Malerei), Jiang Xina (Digitale Kunst), Ling Hui (Digitale Kunst), Lao Jiahui (Digitale Kunst), Liu Junli (Malerei), Lian Mingqiao (Fotografie), Lu Qiumo (Malerei), Li Zhuwei (Fotografie), Ma Shengzhe (Grafik), Qiu Aiyan (Fotografie), Qian Honglin (Digitale Kunst), Qin Lingsen (Malerei), Wan Duoyun (Skulptur), Wu Jian (Malerei), Wang Chengpu (Video), Wang Huayun (Malerei), Wu Chenkai (Video), Xi Fangfang (Skulptur), Marc Yang (Fotografie), Yue Xiaofei (Malerei), Zhang Mingming (Malerei), Zhang Wenchao (Video), Zhu Yujie (Digitale Kunst)

“Vision Code” ist das dritte Kooperationsprojekt der Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen kulturellen Austausch mit der Kommunalen Galerie Berlin. Es wurde 2017 von der GeKA initiiert. Kuratorin der Ausstellung ist Li Rui, Peking. Sie hat die ausstellenden Künstler*innen aus einem Pool von über 200 Bewerber*innen ausgewählt.

Mit der Präsentation ihrer Werke nehmen die Künstler*innen zugleich an einem Wettbewerb um eine Künstlerresidenz der GeKA teil. Eine Fachjury wird die Positionen in Berlin bewerten und die Gewinnerin oder den Gewinner während der Eröffnung bekannt geben. Als Preis winkt ein vierwöchiger Aufenthalt in Berlin während der Art Week im ereignisreichen Kunstherbst.

Der Jury 2020 gehören an: Leonie Baumann (Rektorin Weissensee Kunsthochschule), Dr. Ludger Derenthal (Sammlung Museum für Fotografie), Heiner Wemhöner (Sammler), Gudrun Wurlitzer (Sammlerin), Dr. Andreas Bienert (Digitalisierungsbeauftragter der SMB), Constanze Kleiner (Galeristin), Gudrun Wurlitzer (Sammlerin) und Elke von der Lieth (Kommunale Galerie Berlin). Die Jurysitzung wird von Prof. Yu Zhang (Präsidentin der GeKA e.V.) geleitet.

Weitere Informationen zur Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen kulturellen Austausch e.V. finden Sie hier.