Ideenwettbewerb
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Verlust & Sehnsucht, Acryl auf Leinwand, 2020, 60 x 60 cm
(© 2020 Margit Grüger, Berlin und VG Bild-Kunst, Bonn)
Corona Tagebuch Teil 3 – Sören Kittel – Berliner Morgenpost
© Sabrin Zaher
© Michael Rickelt
Teil 2 des „Corona Tagebuchs“
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Sören Kittel, 41, ist Reporter bei der Berliner Morgenpost und Autor zweier Reisebücher über Indonesien und Südkorea. Zuvor hat der gebürtige Dresdner Südostasienwissenschaften und Ethnologie in Leipzig, Amsterdam und Berlin studiert. Als Reporter für die Zentralredaktion von der Funkemedien-Zentralredaktion war er drei Jahre an Orten wie Fukushima, Irak, Bangladesch und Ägypten. Er schrieb zudem Texte für brandeins, ZEIT, Tagesspiegel und WELT.
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Teil 1 des „Corona Tagebuchs“
Ausgabe vom 27. April 2020
(Zum Vergrössern auf das Bild klicken)
Cantamus – Abendlied
Die drei Schmetterlinge – über Freundschaft und Zusammenhalt
Es waren einmal drei Schmetterlinge: ein weißer, ein gelber und ein roter. An einem schönen Frühlingstag tanzten und spielten sie über der großen Wiese und gaukelten von Blüte zu Blüte.
Sie waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie gar nicht merkten, dass dunkle Wolken aufzogen und die Sonne verdunkelten.
Plötzlich blitzte und donnerte es, und die ersten Regentropfen fielen.
Die drei Schmetterlinge mussten schnell Schutz vor dem Regen suchen. Sie flogen zu einer weißen Lilie und sagten: „Nimm uns bitte in Schutz, sonst werden wir ganz nass!“
Die Lilie antwortete: „Den weißen Schmetterling will ich gerne aufnehmen. Aber den roten und den gelben Schmetterling nicht.“ Da sagte der weiße Schmetterling: „Ohne meine Freunde will ich auch nicht bei dir bleiben.“
Und zusammen flogen sie weiter.
Sie kamen zu einer gelben Tulpe und fragten sie: „Willst du uns bei dir aufnehmen?“
Die Tulpe antwortete: „Den gelben Schmetterling, der so aussieht wie ich, nehme ich gerne auf. Aber den weißen und roten mag ich nicht.“ Da wollte der gelbe auch nicht bleiben, und sie flogen zusammen weiter.
Inzwischen regnete es schon stärker und die Schmetterlinge konnten kaum noch fliegen. Da kamen sie zum roten Klatschmohn und fragten ihn: „Willst du uns bei dir aufnehmen?“
Der antwortete: „Den roten Schmetterling nehme ich gerne auf. Aber für den weißen und den gelben habe ich keinen Platz.“
Da sagten die Schmetterlinge: „Dann wollen wir lieber zusammen nass werden!“
Das hörte die Sonne hinter den Wolken. Ihr taten die drei Freunde, die so fest zusammenhielten, leid. Sie schichte ihre Strahlen aus, die die Wolken durchbrachen und den drei Schmetterlingen ganz schnell die Flügel trockneten. Über der Blumenwiese spannte sich ein wundervoller Regenbogen.
Vor Freude tanzten die drei für die Sonne ihren schönsten Schmetterlingstanz.
Nach einem albanischen Märchen, unter Verwendung einer Nacherzählung von
© Ursula Barff
Ingrid Ihnen-Haas
Take care of Y O U
Anne van den Berg-Gottschalk „Corona-Kunst“
„Wir retten die Welt“
© Sabrin Zaher
Thilda’s Tulpen
im „Corona“ Frühling 2020
Martin A. Völker
Seuchen-Sonett
„Corona Kunst“
von Sabrin Zaher
„Der Virus“ von Frank Hildebrandt
© Anne van den Berg-Gottschalk
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© Michael Rickelt
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Corona Helden
© Sabrin Zaher
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Sigrun Casper liest ein Corona Gedicht
Keine Panik von Tutu
Michael Reim singt ein Chanson von
Charles Aznavour – Du lässt dich geh’n
© Michael Rickelt
Zwei weitere Gemälde von Sabrin Zaher zu „Kunst in Corona Zeiten“
Blütenregen
© Sabrin Zaher
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Blumenherz
© Sabrin Zaher
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Schmetterlingstränen
© Sabrin Zaher
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Gedanken zur Corona Krise
Am 6.März 20 wollten mein Mann und ich nach Japan fliegen, um unsere Tochter zu besuchen. Flüge Hotels, Apartments waren gebucht. Unsere Tochter unterrichtet dort für ein Jahr Englisch an einer privaten Sprachschule. Die Bedingungen sind mies, aber an einer staatlichen Schule darf sie nicht unterrichten, da sie keine 12 Jahre in einem englischsprachigen Land gelebt hat. Welches wäre egal, auch Indien, Südafrika usw wären möglich. Sie spricht Englisch wie ihre Muttersprache und hat das Fach studiert.
Wir waren enttäuscht, aber sind im Nachhinein froh, die Reise nicht gemacht zu haben, denn wir hätten ähnliche Probleme bekommen wie die vielen Deutschen, die jetzt immer noch in den verschiedensten Ländern weltweit festsitzen.
Ich habe in meinem Leben (Jahrgang 1950) noch keine wirklich schlimmen Krisen erlebt, doch meine Großeltern und Eltern haben mir von den Kriegen erzählt, von der Flucht und von Werder, wo sie die Bombennächte überlebt haben. Als sie zurückkamen, gab es das Haus in der Spessartstraße 6 nicht mehr und sie wurden bei einer Frau von Zastrow in der Johannisberger Straße einquartiert. Sie kochten Kartoffelschalen, weil das Essen knapp war. Von all dem habe ich nichts erlebt. Ich wuchs in der Wetzlarer Straße auf und spielte mit unserer „Bande“ oft auf dem Laubenheimer Platz (Ludwig-Barnay-Platz). Der war früher sehr gepflegt , mindestens so gut wie der Rüdesheimer Platz heute. Wir hatten dort unsere „Schatzkisten“ unter Büschen vergraben, wo wir schöne Steine und andere Dinge, die wir gefunden hatten, aufbewahrten.
Der Frühling kommt und ich gehe jeden Morgen mit meinem Mann in den vielen Parks spazieren, die Berlin zu bieten hat. Wir entdecken auch immer neue, versteckt liegende Plätze mit viel Grün und einigen Bänken. Ich kann es gar nicht aushalten, täglich dieselben Strecken zu laufen. Aber Berlin ist ja so vielseitig. Das genießen wir an unserer Stadt. Wenn ich an der Kreuznacher Straße Ecke Bonner vorbeikomme, sehe ich immer hoch zur obersten Wohnung, in der meine Tante Charlotte gelebt hat. Wir sind oft mit unserem Hund Hasso und ihrem Dackel Bienchen spazieren gegangen. Wenn Hasso die Wohnung betrat, hat Bienchen sofort die Schale mit Wasser, die sie sonst kaum angerührt hat, ausgeschlabbert. Sie gönnte ihm keinen Tropfen.
Ich spiele jetzt auch viel auf dem Klavier. Das Klavier hatte ich vor Corona vernachlässigt und nun wiederentdeckt. Außerdem schreibe ich jeden Morgen 10 Minuten auf, was mir gerade in den Kopf kommt. Das macht Spaß! Und ich freue mich schon auf die Zeit nach der Krise, wenn sich unsere Schreibgruppe wieder trifft und wir uns alle gegenseitig etwas vorlesen. Vermutlich werden wir „Alten“ die letzten sein, die wieder Kontakt aufnehmen dürfen, doch vielleicht ist es dann so warm, dass wir uns im privaten Garten mit gehörigem Abstand treffen können!
Dann können wir auch endlich wieder unsere erste Enkeltochter sehen, die am 22.2.20 geboren wurde und nun schon sehr gewachsen ist. Wir halten Kontakt übers Internet mit der Tochter im fernen Japan, dem Sohn in Steglitz und allen Freunden. Meine Freunde aus Bremen, wo wir viele Jahre gelebt haben, schreiben immer wieder wie gerne sie mit uns spazieren gehen würden und Bremen wird auch die erste Reise sein, die wir nach der Krise unternehmen werden.
Uns geht es gut und wir nützen die Zeit, um den Balkon schön zu gestalten, ausführlich zu kochen und ich probiere neue Backrezepte aus. Neulich habe ich einen Schokoladenkuchen mit Apfelmus gebacken, schmeckte erstaunlich gut!
Es soll ja auch Menschen geben, die zur Zeit ihre Kleiderschränke ausmisten, doch dazu dauert die Krise noch nicht lange genug. Nein, dazu habe ich noch keine Lust! Leider habe ich keine Nähmaschine und ich stelle mich bei Handarbeiten auch besonders dämlich an, sonst würde ich jetzt aus alten Handtüchern Gesichtsmasken nähen…
Heidrun Veltrup
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Corona
Der Frühling zeigt endlich sein Lachen,
was raus will, sprießt aus den Zweigen,
reckt sich bunt aus den Wintersachen,
tanzt im Wind einen fröhlichen Reigen.
Abgesehen von den ganzen Problemen
könnte alles wie jedes Jahr sein,
man pfeift für n Moment auf die Themen
und lässt frische Luft in sich rein.
Das ist aber dies Jahr kaum möglich,
denn was Schlimmes geschieht auf Erden.
Zu Tausenden krepieren wir täglich.
Noch hilft nichts, dass es weniger werden.
Wenn irgend möglich, zuhause bleiben.
Den Medien bleibt nur die eine Tonart,
um uns Eingesperrten die Zeit zu vertreiben:
von vorn und von hinten Corona.
Versucht wird alles, was möglich bleibt:
Die Cafés, die Geschäfte: verschlossen.
Und wer nun rote Zahlen schreibt,
kriegt bis auf Weiteres Geld vorgeschossen.
Abstand halten beim Einkaufen gehen
wir tun es brav, ist auch vonnöten.
Doch meiden wir ängstlich, uns anzusehen.
Als könnte ein freundlicher Blick schon töten.
Vor den Fenstern der Krankenräume
macht das Wachsen und Grünen nicht Halt
ein schneller Blick auf die schönen Bäume
gibt Träumen vom Lebenbleiben Gestalt.
Dank allen Retterinnen und Rettern
Und allen, die selbstlos dabei assistieren,
die Gefahr endlich zu zerschmettern,
damit wir die Lebenslust nicht verlieren!
© Sigrun Casper