Wir Gedenken unserer ehemaligen Bewohnerin
„Prof. Edith Urbanczyk, Gesangsprofessorin an der UdK von 1980 bis 1997, hat jahrzehntelang – oftmals mit Ihren SchülerInnen – Musikveranstaltungen innerhalb der Künstlerkolonie organisiert. Sie war eng mit dem langjährigen Vorsitzenden Holger Münzer befreundet. Highlights im Theater Coupe waren: der 90. Geburtstag von Franz Grothe im Theater Coupe 2009 (gefördert von der Grothestiftung) und die von ihr begründete Musikgruppe „die vier Nicks“ mit Kästnervertonungen von Holger Münzer und Edmund Nick Anfang der Nuller Jahre. Unvergessen sind die regelmäßigen – oftmals heiteren – Gastbeiträge zum Künstlerstammtisch.“
07. November 2021
Eva Probst
verstarb am 19. November 2018 im Alter von 88 Jahren. Entsprechend ihrer Bekanntheit gab es dazu ungezählt viele Erinnerungsberichte in der Presse zu ihr, was wir freudig anerkannten. Wer neugierig dazu ist google sie bitte. Die vermutlich umfassendste Info fanden wir unter www.steffi-line.de/archiv_text/nost_film50_deutsch/92_probst.htm, wie auch bei wikipedia.org/wiki/Eva_Probst. Aus vielen Heimatfilmen der 1950er Jahre blieb sie vielen älteren bekannt und vertraut, doch war sie als Schauspielerin bis in die 1990er Jahre aktiv, spielte in der RTL-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ mit, wodurch sie auch jüngeren bekannt blieb und stand mit Johannes Heesters († 2011) auf der Theaterbühne. In unserer Künstlerkolonie war sie eine liebe und beliebte Nachbarin, nicht wenigen gute Freundin, – die in den letzten Jahren mehr und mehr auf ihren Stock zum Gehen angewiesen war und zunehmend Schwierigkeiten hatte sich damit zu Recht zu finden. Vor zwei Jahren zog sie dann in ein betreutes Wohnen und wollte (nach den Berichten ihrer Tochter) dann zunehmend nicht mehr, hörte auf zu essen und wollte sich verabschieden. Ihr relativ langes Leben war sicher nicht immer einfach und es gilt ihr viel anzuerkennen, – sowohl ihr jahrzehntelanges schauspielerisches Wirken, wie ihr persönliches Leben aus dem sie ihre Tochter bei uns in unserer Künstlerkolonie groß zog, wie zu vielen anderem ihres Wirkens, dass sie steht’s bat als privat/anonym zu achten, dem wir bis heute zu ihrem Andenken folgen möchten. Hierzu gerhört auch ihre Liebschaft mit/zu Harald Junke, wozu die „Klatschpresse“ damals viel berichtete und der daraus damals oft in unserer KünstlerKolonie war. Als ich sie 2015 persönlich kennenlernte, sprach sie lächelnd als inzwischen alt-erfahrene Frau darüber zu mir und deute (mir) an, wie das damals, zu ihrer Jugend, für sie sicher ein schönes Erlebnis war und die „Klatschpresse“ das zugleich für sie, wie ihn, nicht nur „ausschlachtete“, sondern beiden zu ihrer Anerkennung half? Ja, das Fragezeichen dazu war deutlich heraus zu hören. Später heiratete sie, gebar eine Tochter und zu ihrem Ehemann, wie zu ihrer Tochter, suchte sie folgend eine schützende Anonymität, die alle unseres Vereins respektierten. In den späten 80er und folgend in den 90er Jahren half und unterstützte sie unseren Verein, wozu wir uns herzlich bedanken. Nach einigen Umbrüchen in unserem Verein dufte ich sie ab 2014/15 wieder zu uns/unserem Verein einbinden und freute mich sehr zu ihr so etwas wie ein persönliches Kennenlernen fortentwickeln zu können. Doch in 2016 fiel ich aus eigenen gesundheitlichen Gründen weitgehend aus und in 2017 erreichte ich sie plötzlich leider nicht mehr. Unerwartet erfuhren wir aus der Presse, dass und wie sie nicht mehr wollte und sich zu uns allen verabschiedete. Sicher gilt es das achtsam zu respektieren, doch folgt dem unser Leid sie als liebe Freundin verloren zu haben. Uns, unserem Verein bleibt nur unsere Trauer und unser aller achtsames Andenken an sie. |
Klaus Neumcke – ein Sänger mit “Brüchen” |
Holger MünzerAm 14. Mai 2017, starb Holger Münzer genau ein viertel Jahr nach seinem 78. Geburtstag. Und dabei wollte er doch 103 Jahre alt werden. Das Schicksal hat halt die Karten anders gemischt. Vor etwa dreißig Jahren habe ich ihn kennen gelernt als engagierten Kulturpolitiker in der SPD. Damals hat er seine Vita so zusammen gestellt wie sie leicht gekürzt folgt: Holger Münzer wurde 1939 in Meßkirch/Baden geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Biologie und Schulmusik in Freiburg/Breisgau, ging dann nach München, wo er Schauspiel studierte und anschließend Komposition. Er hatte Engagements als Schauspieler an verschiedenen Theatern in München, Theater in der Brienner Straße, Volkstheater, zuletzt am Residenztheater. Von 1968 bis 1971 war er der musikalische Leiter des legendären Musicals „HAIR“ und hat alle drei deutschsprachigen Ensembles einstudiert für die Premieren in Berlin, Hamburg, Wien, Zürich, usw. Von 1972 bis 1984 war er im Ensemble der Berliner „tribüne“, war außerdem als Kabarettist, Regisseur, Darsteller und Komponist für verschiedene Bühnen, den Film und das Fernsehen tätig. 1987 spielte er am Saarländischen Landestheater in Saarbrücken und inszenierte danach in Berlin die komische Oper „Die schöne Helena“, deren Buch er neu übersetzte. Seit 1972 war er Lehrbeauftragter an der Hochschule der Künste Berlin (HdK, später UdK, Universität der Künste), (1982 Gastprofessur) im Studiengang Schauspiel (ehem. Max-Reinhard-Schule). Seit 1989 unterrichtete er Rhetorik im Institut für Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation der HdK Berlin. In diesen 20 Jahren hat er zahlreiche Gedichte vertont z.B. von Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Walter Mehring, Erich Mühsam, Christian Morgenstern und vielen anderen. Sie wurden von vielen Darstellern und Sängern u.a. von Werner Schneyder und Lore Lorenz (Kästner) auf Tournee, im Fernsehen und auf Schallplatte interpretiert. Ab Mitte der 1980er Jahre begann er vermehrt sogenannte E-Musik zu komponieren. Er bevorzugte dafür die 12-Ton-Technik, behauptete aber, dass man dies nicht höre. Nur hatte er nicht das Talent diese Musik auch zu verkaufen. Sie wurde beinahe ausschließlich im kleinen Rahmen in Veranstaltungen der KünstlerKolonie Berlin e.V. zu Gehör gebracht, allerdings von ausgezeichneten Musikern wie z.B. David Yonan und Marianne Boettcher und ihren Studenten und Studentinnen. Damals hatte er auch sein Herz für die Künstlerkolonie entdeckt, in die er eingezogen war. Dafür hat er 1988 den gleichnamigen Verein neu gegründet, der in den Vorjahren bereits zwei große Sommerfeste initiiert hatte. Ihm war es allerdings wichtig der bewegten Geschichte dieser Siedlung nachzugehen, die einzig erbaut wurde für Bühnenangehörige und Schriftsteller. Diese waren nach dem Motto „Intelligenz denkt links“ den Machthabern des Dritten Reichs ein Dorn im Auge, wurden verfolgt und emigrierten zum großen Teil. Über 20 Jahre war er als Vorsitzender der KünstlerKolonie Berlin e.V. bemüht, Fakten zusammen zu tragen für ein Buch über die Künstlerkolonie. Letztlich ist es ihm nicht gelungen. Denn nach seinem Motto, das er bereits in seiner Kindheit hatte „ich kann alles ganz allein“, hat er seine besten Freunde, auch im Verein, verschreckt. Dennoch hat der Verein ihm viel zu verdanken. Es war vielleicht seiner angegriffenen Gesundheit zuzuschreiben, über die er nie sprechen wollte, dass er immer inaktiver aber leider auch aggressiver wurde. Und so wurde es einerseits ein trauriger und auch der letzte Abschied, einer ohne Wiederkehr. Elisabeth Kiele |