Am Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem scheinen die Tage der einstigen Autobahnbrücke gezählt, denn der Berliner Senat sucht wie angekündigt ein Unternehmen, welches das marode Bauwerk abreißt. Die Arbeiten sollen zwei Jahre andauern und 13 Millionen Euro kosten. Die Pfeiler sollen aber tatsächlich vorerst stehen bleiben.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Das Thema Autobahn-Bau gehört in Berlin zu den schwierigsten und am meisten diskutierten Stadtentwicklungsthemen der vergangenen Jahre. Allein der Weiterbau der Autobahn A100, vom zukünftigen Abschluss am Treptower Park weiter bis zur Storkower Straße, erhitzt die Gemüter vieler Berlinerinnen und Berliner, die sich entweder für oder gegen gegen die Weiterführung des Projekts aussprechen.
Im Berliner Südwesten hingegen geht es nicht um einen Autobahn-Neubau, sondern um den möglichen Rückbau einer lange bestehenden Autobahntrasse, die sich vorwiegend durch den Bezirk Steglitz-Zehlendorf zieht.
BREITENBACHPLATZ: 1980 EINGEWEIHTE AUTOBAHNBRÜCKE IST LÄNGST MARODE
Der Bau der Stadtautobahn wurde seit Ende der 1950er Jahre auch durch dicht besiedelte Wohngebiete der Westhälfte Berlins geführt und hat dadurch mitunter überdimensionierte Trassen geschaffen, die von vielen Anwohnerinnen und Anwohnern in den betroffenen Stadtquartieren seit Jahren als nicht mehr zeitgemäß angesehen werden.
Beispielhaft für diese Entwicklung steht die Autobahnbrücke über dem Breitenbachplatz im Ortsteil Dahlem. Das 1980 eingeweihte Bauwerk dominiert den Stadtplatz vollends, wirkt in seiner Massivität aber tatsächlich deplatziert. Längst ist politisch beschlossen, dass das Bauwerk abgerissen werden soll, um den historischen Breitenbachplatz anschließend neu zu gestalten.
DAHLEM: AUTOBAHN-ABRISS IST BEREITS BESCHLOSSEN, HAT ABER EINE FUSSNOTE
Doch ganz so einfach ist die Angelegenheit nicht. Zwar hatte die Senatsverkehrsverwaltung bereits im April 2024 mitgeteilt, dass das Bauwerk definitiv abgerissen werde und nicht erhalten werden kann, doch das Bauwerk wird vorerst nicht gänzlich verschwinden.
Bis 2026 soll die marode Trasse abgetragen werden, in diesem Sommer sollen die Bauarbeiten beginnen, nach einem jahrzehntelangen Tauziehen zwischen Bezirkspolitikern, Anwohnern und Berliner Senat. Doch ein Teil des Bauwerks soll stehen bleiben, wie die Senatsverwaltung bestätigt hat.
DIE STÜTZPFEILER DER AUTOBAHNTRASSE SOLLEN VORERST STEHEN BLEIBEN
Bereits im Rahmen einer Bürgerveranstaltung in der Steglitzer Schloßstraße, an der im Frühjahr diesen Jahres auch die damalige Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) teilgenommen hatte, wurde verkündet, dass die Trasse zwar abgerissen werde, die Stützpfeiler vorerst aber erhalten bleiben sollen.
Grund dafür sollte laut Berliner Morgenpost ein Verkehrsgutachten sein, welches belegen soll, dass die Hochstraße definitiv nicht mehr gebraucht werde. Nach Auskunft der Senatsverkehrsverwaltung soll aber während der Bauarbeiten ermittelt werden, ob die Pfeiler überhaupt die baulichen Voraussetzungen mitbringen, erhalten zu bleiben und ob sie auch zukünftig gebraucht werden, um einen neuen Autobahnzubringer oder sogar alternative Nutzungen auf ihnen zu errichten.
DER BERLINER SENAT HAT DEN ABRISS DER AUTOBAHNBRÜCKE AUSGESCHRIEBEN
Nun sucht der Berliner Senat nach einem Unternehmen, welches den Abriss des Bauwerks durchführt, wie Der Tagesspiegelberichtet. Bis Ende Juli können sich Firmen für den Rückbau von 10.000 Kubikmeter Asphalt und 7200 Kubikmeter Beton bewerben.
Anwohner befürchten eine Wiederverwendung der Stützen, die nicht abgerissen werden, für eine neue Brücke. Im Februar kündigte Manja Schreiner noch einen Abrissbeginn im Sommer an, nun soll der Abriss aber erst im Winter beginnen und 24 Monate dauern.
RÜCKBAU DER AUTOBAHNBRÜCKE SOLL ZWEI JAHRE IN ANSPRUCH NEHMEN
Anwohner müssen in dieser Zeit mit zwei Jahren Baulärm und Baustellenschutt rechnen. Lärmschutz, Staub- und Erschütterungsschutz sind daher wesentliche Anforderungen an die Baufirmen, die an der Ausschreibung teilnehmen. Ein unabhängiger Gutachter wird laut Tagesspiegel für den Lärmschutz beauftragt.
In der Nachbarschaft besteht die Sorge, dass die ungeliebte, breite Autobahntrasse abgerissen wird und die übrigbleibenden Stützpfeiler zu einer weiteren, unschönen Bauruine verkommen. Am Breitenbachplatz werden in den kommenden Monaten und Jahren also noch viele offene Fragen zu beantworten sein.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Wikipedia, RBB, Patzschke Planungsgesellschaft mbH, Architekten und Ingenieurverband Berlin-Brandenburg