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Frederike Frei Im Gespräch mit Marcus Jensen

Am Erker 83

Erschienen in Münster, Oktober 2022

INTERVIEW

„Mach, Mädchen, mach!“

Frederike Frei über wilde frühe Jahre im Literaturbetrieb

Frederike Frei, bürgerlich Christine Golling, wurde 1945 in Brandenburg an der Havel geboren und wuchs als Tochter eines Offiziers in Rotenburg an der Wümme, Bonn und Hamburg-Blankenese auf. Sie studierte Germanistik und Theologie und an der Fachhochschule für Darstellende Kunst Schauspiel. Drei Jahre trat sie in Wilhelmshaven und Verden (Landesbühne), an den Hamburger Kammerspielen und im Fernsehen auf (Werbespots, Serie, Filme). 1976 wurde sie bekannt durch die Aktion ‚Lyrik im BaUCHLADEN‘ auf der Frankfurter Buchmesse. 1977 erschien ihr Lyrikdebüt Losgelebt und verkaufte sich dreiundzwanzigtausendmal. 1980 gründete sie in Hamburg die Literaturpost e.V., später umbenannt in Literaturlabor e.V., und mitbegründete auch den Writers‘ Room e.V., der noch heute besteht. Wanderung als „Bundesdichterin“ durch Deutschland, Stationen u.a.: Kasseler Documenta 6, 7 und 8. Sie gilt als „vitalste Akteurin der Schreibbewegung“ (Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur). 1998 zog sie nach Potsdam, 2012 nach Berlin. Zahlreiche Lyrik- und Prosabände, ein Roman. Zuletzt erschien 2022 der Prosaband Wasser – geometrischer Ort der Sehnsucht im Achter Verlag. Mit Frederike Frei sprach Marcus Jensen in Berlin-Charlottenburg.

Am Erker: Du warst meine erste Begegnung mit dem Literaturbetrieb. Uni Hamburg, die Autorenrunde im AStA. Uns jungen doofen Schreibwilligen hast du gesagt: „Wer über den Betrieb schimpft, gehört dazu.“ Keiner von uns wusste, was wir uns darunter vorstellen sollten. Oder wie wir schimpfen sollten. Tun dir die jungen Schreibenden heute leid?

FF: Warum? Ich hab ja dafür gesorgt, dass sie in den Blick geraten und nicht nur die jungen, sondern alle, die schreiben. Zu meiner Zeit gab es nur den „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“. Der Buchkäufer stand am Ende der Literaturkette. Doch da geht es weiter. Auch der Leser schreibt, so, wie der Schreiber liest. Lesen und Schreiben gehören zusammen wie Ein- und Ausatmen. Dafür hab ich mich eingesetzt.

Am Erker: Jedenfalls musste dieser Betrieb eine bedrohliche Welt sein. Angefangen hast du darin mit einer Aktion, die scheinbar bewusst gegen den Betrieb gerichtet war und dich gleich bekannt machte: Lyrik im BaUCHLADEN, Frankfurter Buchmesse 1976.

FF: Ich schrieb zehn Jahre lang Bewerbungen an Verlage, aber schickte sie nie ab. Es gab zwei Fallen: Entweder sie lachen mich aus oder klauen mir meine Texte. Ich sah vor meinem inneren Auge neunmalklügere Menschen in Verlagen meine Gedichte lesen und manche Formulierungen in ihre eigenen Texte übernehmen.

Am Erker: Gab es jemals einen solchen Fall? Das kenne ich heute nur aus dem Drehbuchbereich, aus einer Welt, bei der das Ego der Schreibenden eh kaum hängen bleibt im Produkt.

FF: Es geht nicht um den Fakt, sondern um die Angst. Ich las manchmal Zeilen, die sich meinen eigenen gefährlich näherten. Ich war aber niemand. Am sichersten war, die Gedichte von vornherein wegzulassen in der Post, die sich dann aber auch erübrigte.

Am Erker: Und es gab betriebstechnisch für dich keine Zwischenstufen? Vereine, Lesungen, Anthologien?

FF: Der Unizeitung hab ich mal ein Gedicht gebracht, das mit Wörtern spielte. Im Falle einer Falle. Hinterm Tresen stand eine, die ich aus der Schule kannte. „Du schreiiibst??“ Das klang, wie wenn der Klassenkasper sich plötzlich um die Kandidatur des Schulsprechers bewirbt. Ich wertete die Zeilen heftig ab. Das Risiko war zu groß, meinen Traum platzen zu sehen.

Am Erker: Was war mit Literaturzeitschriften? Mit Vorstufen? Einzelabdrucken? Hättest du auch das Gefühl gehabt, die klauen das?

FF: Ich las immer mal die Akzente im Carl Hanser Verlag, verstand aber manches nicht. Eine andere Zeitschrift nahm ich nicht wahr. Man richtet sich ja lieber nur nach der besten aus.

Am Erker: Lagen Zeitschriften nirgendwo aus?

FF: Literatur gehörte für mich in Bücher, nicht in Zeitschriften. Drum guckte ich nicht danach.

Am Erker: Und Buchläden? Hast du systematisch nach aktueller Lyrik geschaut?

FF: Einmal wurde ich aus einem Buchladen in Hamburg rausgeworfen, weil ich mir ein Gedicht von Reiner Kunze abschreiben wollte auf dem Fußboden – die Lyrikregale waren immer die untersten. Von seiner Zeile „Fremd wie die Welt eines Tiefseefischs“ war ich hingerissen. Plötzlich: „Was machen Sie denn da?“ Deutlich wurde ich gebeten, den Laden zu verlassen oder den Band zu kaufen. Prompt stand ich draußen. Auch linke Buchläden mied ich. Ich dachte zwar so wie die Inhaber, aber konnte nicht mitreden über San Salvador. Als ich mal nachfragte bei einem Buch über Folter: „Wo wird denn gefoltert?“, kam die Antwort: „Na, in den Ländern, die foltern.“ So etwas musste man also wissen. Ich machte, dass ich wegkam, um mich nicht zu blamieren.

Am Erker: Hättest du dir einen idealen Zugang zur Literaturwelt vorstellen können?

FF: Ich wurde nie danach gefragt. Ich bin auch nicht darauf gekommen, dass ich solche Ansprüche stellen dürfte. Vor dem Laden dann dachte ich: Gedichte müsste es einzeln geben. Klaus Staeck machte damals aus seinen Bildern Plakate. Und ich? LeseZeichen! Ein Zeichen beim Lesen. Der Wunschtitel meines ersten Gedichtbands. Ein abstrakter Begriff wird konkret. Für mich der „Einbruch des Wunderbaren“. Diesen Terminus hatte ich bei E. T. A. Hoffmann im Proseminar gelernt. Warum soll man gleich dreißig Gedichte im Buch kaufen, wenn man im Moment gerne nur eines besäße? Die Frankfurter Buchmesse fing gerade an. Ich beschloss, den Händlern dort meine Idee zu präsentieren.

Am Erker: Moment. Dir ging’s nicht um die Verlage. Du wolltest auf der Messe an denen vorbeigehen – und die Schreibwarenläden abklappern.

FF: Genau. An meine eigenen Gedichte dachte ich gar nicht, sondern an meine Lieblingsgedichte, z.B. Goethes „Prometheus“, den ich auswendig konnte. Bei Mercedes darf man umsonst auf IBM-Maschinen tippen, hörte ich wen sagen. Mit bunten Kartonstreifen und meinen Oberstufenlesebüchern marschierte ich hin. Hölderlin, Goethe, Rilke, Lasker-Schüler, Bachmann. Irgendwann hieß es, ich solle mich beeilen, man schließe bald. Die Gedichte waren einfach zu lang. Meine eigenen waren kürzer. Da ich sie nicht mit den hehren Namen mischen mochte, standen auf einmal nur noch meine da zum Schluss. Ich kannte ja alle auswendig.

Am Erker: Letztlich war es eine Geschäftsidee, so als suchtest du nach Investoren. Heute würde man sagen: eine Start-up-Situation.

FF: Witzig. Aber ich selbst wollte kein Geschäft machen. Ich suchte nur Mitkäufer, damit die Händler sehen, dass Leute so was kaufen wollen. Als ich bei der Messe anrief wegen eines Stands, hieß es: „Liebe Dame …“ Ich hielt die Buchmesse für eine Art Flohmarkt wie in den Hamburger Messehallen. Ohne Platz könnte ich auch herumgehen mit Tüte oder Tablett. Oder Bauchladen? So wie die Hausierer, die mir als Flinkste an der Tür nach dem Krieg ihre Habseligkeiten zeigten: Schnürsenkel, Garn usw. Meine Gedichte – auch eine Art Bindefäden. Den Bauch ausladen – die Symbolik begriff ich erst später.

Am Erker: Jeder würde heute denken: was für eine ganz bewusste Selbstvermarktungsidee. Sich als Autorin mit eigenen Gedichten hautnah zu präsentieren. Aber war es gar nicht.

FF: Man prüfte ja in der APO alles im Hinblick auf Frau Schmitz. Um sie ging es uns. Es war zufällig ein Umweg, den ich damit zu mir einschlug. Ich kaufte einen rechteckigen Strohkorb – die Symbolik Stroh blieb mir auch verschlossen –, zog Kordeln durch, damit ich die LeseZeichen bei Bedarf abschreiben konnte für die Leute. Kostenpunkt: fünfzig Pfennig pro Stück. In der Drehtür der Messe dann der Schock. Ich drehte sofort wieder raus. Bestimmt eine Stunde saß ich im Auto. Probierte heimlich hinter einem Baum, mir das Ding überzustreifen. Das Korbgeflecht wippte in der Taille, saß wie ein Pickel am Bauch. Die Vorstellung, unverrichteter Dinge aus Frankfurt abzureisen, war schlimmer. Schließlich klemmte ich den Korb unter den Arm, schüttete die Lesezeichen in eine Plastiktüte und betrat bravbürgerlich wie jedermann die Buchmesse.

Am Erker: Ließ man dich so rein?

FF: Ich war eine ganz normale Besucherin. Im Angesicht von Millionen Büchern fragte ich mich allerdings: Was will ich hier? Wenn eine gerne singt, meldet sie sich doch auch nicht gleich bei der Oper an. Plötzlich war es mir unangenehm, dass da überhaupt meine eigenen Gedichte im Korb lagen. Mit Goethe und Benn wär ich fein raus gewesen. Ich schob das Ganze weg unter irgendein Gestänge und war es los. Nun guckte ich hier, inspizierte dort, fand Hamburger Mitschreiber, wich ihnen aus. Sicher stand mir mein Plan ins Gesicht geschrieben: Mach ich, mach ich nicht?

Am Erker: Wie mit einem dicken Manuskript auf Suche.

FF: Stimmt. An den Ständen herrschten Zerberusse. Beim Maro-Verlag war viel los. In Scharen umlagerten sie ihn wegen Bukowski. Da hörte ich eine dünne Altherren-Stimme rufen: „Haben Sie Gedichte?“ Doch er drang nicht durch. Er probierte es noch einmal ohne Erfolg. „Ich hab auch welche“, murmelte ich neben ihm. „So? Wo denn?“ „Ach, irgendwo dahinten.“ „Haben Sie bibliophile Gedichte?“ Oh Gott, was war das denn? Er erklärte es mir, aber ich hörte nicht zu. Dafür erzählte ich ihm von meinem Plan. Nun wollte er das sehen und ließ nicht locker. Noch bevor ich es verhindern konnte, setzte er sich in Bewegung. „War es hier? Oder hier?“ Er blieb mir auf den Fersen. Wir bückten uns und schauten unter die Kojen. Irgendwann stolperte ich fast drüber. Da stand der Kasten, unberührt unter einem Seitenvorhang. Ich leerte die Tüte aus, hielt mir den Korb vor den Bauch, der Mann wühlte drin herum, las ein paar Sachen an, legte andere zur Seite, als wär’s eine Grabbelkiste von Woolworth, wobei ich tausend Tode starb. „Vorsichtig!“ Als hätte ich heiße Ware. Andere schauten schon hin und fragten: „Was ist das?“ „Nichts, nichts“, beruhigte ich sie. Wie glücklich wäre ich davongezogen mit dem Ding und ohne Rentner im Schlepp. Nun griff er etwas feinsinniger zu. Das war auszuhalten. Las auch länger und nickte: „Doch, schön.“ „Tatsächlich?“ Mein erster Leser. Nur der liebe Gott weiß, wer das war.

Am Erker: Du hast ihn nicht gefragt, wie er heißt?

 

FF: Ich wollte ihn ja loswerden. Stattdessen gestand ich ihm, „eigentlich wollte ich mir das als Bauchladen um die Taille binden“, und zeigte ihm die verhedderten Kordeln. „Mach, Mädchen, mach!“ Da war es wieder. Er wusste es nicht, aber genau das war der Schlachtruf am Theater, mit dem man mich folterte. Ich durfte mit den Regisseuren die Rolle nie ausführlich bekakeln. Und nun war hier wieder einer, sogar auf meinem ureigensten Gebiet, verlangte dasselbe und – ich machte. Ich dröselte die Bänder auf, zurrte sie fest auf dem Rücken wie eine Schürze und stand so da, wie ich es mir gedacht hatte. Allmählich versammelten sich auch andere Leute um uns herum, griffen hinein, lasen, nickten, lasen weiter, blieben stehen. Auf dem Schild stand, dass es hier meine Gedichte gibt für fünfzig Pfennige, und als ich nicht nachkam – ich konnte nicht oft genug wechseln, erhielt zu viele Groschen –, erhöhte ich den Preis für immer auf eine Mark. Einer drückte mir das Geld in die Hand und zog mit einem LeseZeichen davon. „Halt!“, rief ich ihm nach, „Sie haben das Muster mitgenommen! Ich schreib es Ihnen auf leere Lesezeichen ab.“

Am Erker: Vermittelten die Leute den Eindruck, sie fänden das normal? Als gehöre das mit zur Messe, wie heute die Cosplay-Girls in Leipzig?

FF: Vermutlich. Keiner protestierte. Nur Otto Waalkes quengelte später mal charmant, wollte das getippte Lesezeichen, aber ich blieb hart. Dann fehlt doch das Gesicht ‚Sozialisierung‘:

Bald fang ich an / aufzuhören / Fertig / bin ich schon / Bald glaub ich auch / an alle / und nicht nur / an mich.

Ich schrieb wie die VoPos im Interzonenzug, bevor sie nach der Passkontrolle ‚Angenehme Weiterreise‘wünschten.

Am Erker: Wo blieb der Rentner?

FF: Da fällt mir ein anderer alter Mann ein. Er fragte mich, ob ich ein Gedicht lesen wolle von ihm. „Nö“, lehnte ich automatisch ab. Es war ein Obdachloser. Was hatte der schon zu sagen? Ich sah seine hängenden Schultern beim Weggehen und dachte: Warum schreibt man eigentlich? Um sich auszutauschen. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Seither fragte ich die Leute erst zaghaft, dann deutlicher, ob sie auch schreiben. Das brach Dämme.

Mein Rentner? Er machte sich fertig zum Weggang mit Gedichten. Nun war ich durch die Meeresenge des Lebens geschwommen und konnte ihn ziehen lassen. Es war nicht einmal Zeit zum Verabschieden, ja leider. In der Pardon hab ich ihn erwähnt. Doch dort haben sie ihn in meinem Artikel einfach umgetauft in „der Typ“. Sonst hätte er mir sicher mal geschrieben. Vielleicht hat er? Ich habe noch ganze Ordner voll mit verschlossenen Briefen, nie geöffnet, keine Zeit, mein Leben hetzte weiter, es war zu viel. Später stimmten dann die Adressen schon nicht mehr. Die Leute wandten sich an mich noch zehn Jahre lang wie an den Weihnachtsmann. Der ist allerdings besser organisiert als nun gerade ich.

Am Erker: Heute gäbe es ein Selfie mit dem alten Mann. Der Idealtyp des Lesers an sich. Und auch die anderen, die er anlockte.

FF: Übrigens: Einer der ersten Käufer war Klaus Staeck. Der stand da auf einmal. Ich erzählte von ihm als mein Vorbild. Er kaufte das Gedicht „Streicheleinheiten“:

das ist gewiss ein sensibler mann

der beim spaziergang mit seiner frau

eine katze streichelt

stundenlang zärtlich streichelt

so dass die frau schon langsam weitergeht

stundenlangsam weitergeht

Jemand brachte mich sogar zu Herrn Ledig-Rowohlt in die Verlagskoje. Er meinte: „Die sind ja gut, die Gedichte.“ – „Was haben Sie denn gedacht?“ Ich wurde schon kiebig.

Eigentlich erwartet man in dem Moment, da das Innenleben ins Außenleben tritt, dass sich der Erdboden auftut oder ein großes Gelächter beginnt, das noch jahrelang in den Ohren dröhnt. Für einen selbst ist ja alles neu. Doch die Lampen brennen wie vorher, die Leute sind wie immer freundlich und stumm, muntern dich auf und funktionieren, wie sie sollen. Du hast recht. Als sei es normal, dass du hier stehst mit offener Schublade am Leib. Sie sprechen dich an wie eine Institution. Und vorher hat dich kein Mensch wahrgenommen. Plötzlich erkennst du die Menschen und weißt, sie zu unterscheiden.

Am Erker: Kein Gedanke mehr daran, mit dem Korb zu den Schreibwarenhändlern zu gehen?

FF: Sie kamen ja vorbei. Ich kapierte, dass hier Aktion und Angebot zusammenfielen. Es gab ja nun Gedichte einzeln.

Am Erker: Deine ersten Veröffentlichungen bestanden aus lauter bibliophilen Einer-Originalen.

FF: Jemand griff in den Bauchladen, las eine Karte und warf sie abfällig zurück in den Korb. „Das ist keine Lyrik. Das ist ganz hübsch, mehr Comic.“ „Ja? – Ach.“ „Ich bin Lektor bei Fischer, ich kann Ihnen das sagen.“ „Mir ist es egal, ob man es als Comic oder als Lyrik druckt.“ Sein Auftritt machte mich sicherer. Weshalb griff er nach der Karte? Weil einer sie kurz vorher dort ablegte und mir versicherte, wie gut er den Spruch fände, wie guuut! Guck, so ist die Welt, sagte ich mir und hatte etwas gelernt, was mich nie wieder verließ. Im Brustton der Überzeugung sagen sie dir, wie sie es finden, und niemandem musst du glauben, nur dir selbst. Es war das einzige LeseZeichen mit einer Zeichnung von mir: Jemand schwingt sein Bein auf einem spitzen Gipfel. Darunter stand: „Am Abgrund / kommt es allein / auf die Haltung an.“

Am Erker: Hattest du das Gefühl, du wurdest als Dichterin wahrgenommen oder als Phänomen?

FF: Als Autorin. Noch nach Buchmessenschluss musste ich auf dem Kantstein den Leuten meine Gedichte abschreiben. Eine sagte zu mir, sie hätte noch nie ein Gedicht gelesen. Schon stand der Nächste da.

Am Erker: Und du hattest jetzt keine Angst, die ersten Besitzer könnten deine Gedichte klauen? Galten plötzlich andere Gesetze?

FF: Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Sie wollten es für sich persönlich haben, nicht für ihren Erfolg. Es war der direkte Kontakt. Ich nutzte die Abschreibezeit, um mich mit ihnen über meine Texte zu unterhalten. Da sie das Gedicht kaufen wollten, konnte ich Kritik aushalten. Und sprach sie auf Schwachstellen hin an. Ich arbeitete ja immer gern weiter an den Dingern. Zwei Journalisten sprachen mich an. Tübinger Texte, die literarische Illustrierte. Sie baten mich um ein paar Texte für ihre Zeitung. Über mich schrieben sie: „Der kleinste BUCHLADEN der Welt. Es herrschte kein Kaufzwang, sondern Sprechzwang, denn die Autorin, Verlegerin, Druckerin und Händlerin in einer Person wollte wissen, wer ihre Gedichte kaufte und weshalb und weshalb nicht.“ Einer meiner Lieblingsschriftsteller – Rühmkorf – regte sich später mal auf, dass ich ein Gedicht eine Kontaktanzeige nannte, ahnte nicht, dass ich es wörtlich meinte: Ich zeige an, dass ich berühren möchte. Gerade die Modewörter, unter denen ich ja selber litt, wollte ich aufwerten, indem ich sie auf ihren Ursprung zurückführte.

Am Erker: Dein allererster Medienkontakt?

FF: Erst später erfuhr ich, welche Ehre das war, als Anfängerin zum Beispiel ins litfass zu kommen. Jetzt aber schien es mir, als hielte es mich ab vom Publikum. Ich geizte mit meiner Zeit, wollte die beiden Redakteure nur beim Essen treffen. So war es immer mit dem Ruhm und der Ehre. Ich wurde berühmt, als es mir darum ging, nicht mehr berühmt sein zu wollen, sondern allein mit meinem Publikum zu bleiben. Berühmt werden macht Spaß, berühmt sein eher keinen.

Am Erker: Wieder diese scheinbare Selbstvermarktung, die deinerseits keine sein sollte und sich tatsächlich auch nicht so übertrug. Man glaubte dir, dass es kein taktischer Zug war.

FF: Einmal, als das ZDF kam, sich aufbaute bei mir und sofort die Scheinwerfer anknipste, verlangte ich, dass sie sie wieder löschten. „Merken Sie nicht, welche feine Leseatmosphäre hier herrscht? Mit Ihrem Licht machen Sie alles kaputt.“ Plötzlich sah ich da Leute stehen, die nur pro forma nach den Gedichten griffen und ins Bild wollten. Das Team packte wütend ein.

Am Erker: Du hast das in unserer Autorenrunde so genannt: „Man steckt im eigenen Ei.“

FF: Das weißt du noch? Eine einzige Euphorie, diese Buchmesse. Fast alle klopften mir auf die Schultern, kauften, lasen, lobten, freuten sich. Man bot mir Quartier an. ZDF-Aspekte filmte. Sie baten mich, von weitem auf sie zuzukommen. Ich tat ja damals, was man mir sagte. Unser Vater hatte morgens Händeappell mit uns gemacht. Wie gewünscht schritt ich also auf die Kamera zu. Sie nutzten es als Aufmacher für ihre Sendung.

Am Erker: Lass mich raten: Du wusstest wie bei der litfass nicht, wer die waren?

FF: Ich sah damals nicht fern.

Am Erker: Obwohl du im Fernsehen aufgetreten bist!

FF: Mir als Bühnenschauspielerin war das Fernsehen fremd und wurscht. In einer Hauptrolle in einem Dreiteiler hab ich noch nicht mal das Drehbuch gelesen, weil ich dachte: Ich kenne keine Doris unter den Theaterrollen. Plötzlich musste ich allnächtlich noch Texte lernen. Irgendwann später hat mir einer den Aspekte-Film gezeigt. Völlig unnatürlich wandele ich da entlang. Das war nicht ich. Im Leben wiesele ich um Ecken. Sie wollen die Wirklichkeit festhalten im Bild, aber führen erst einmal Regie mit ihr.

Am Erker: Hattest du schon in den späten Siebzigern ein ‚Image‘?

FF: Ich hab zum Beispiel erlebt, dass eine Buchhändlerin ihrem Publikum davon erzählte, sie habe mich vor Jahren öffentlich in einer Badewanne sitzen sehen. Es war zwar im Bücherkarton, aber warum sollte ich ihr das Bild kaputtmachen? Kein Mensch wunderte sich: wieso in einer Badewanne? Sie nehmen es einfach hin. Ich trat in Drei nach neun auf, wurde dort als Erstes gefragt, ob ich eine „Politlesbe“ sei – weder Polit noch Lesbe, war ich versucht zu antworten, merkte aber, dass ich damit gezwungen wurde, mich von Lesben zu distanzieren, drehte mich um und unterhielt mich einfach mit der Kameraassistentin statt mit der Moderatorin, fragte sie, ob sie mich kennt. Ja, sagte die, und sie schriebe auch. Wir waren beim Thema, und die Moderatorin kam nicht mehr zum Zug. Der SPIEGEL freute sich später, dass man auf diese Weise mal die gekünstelte Atmosphäre hinter den riesigen Maschinenkameras mitkriegen konnte. Damals wurde noch gelesen. Ich lebte in einer Welt ohne Computer und Smartphones. Heutzutage muss man sich freuen, wenn die Texte nicht nur angelesen werden.

Am Erker: Nach der Buchmesse bist du mit genau dem BaUCHLADEN in deiner Gegend von Haus zu Haus gezogen und hast geklingelt und gefragt: Haben Sie Lust, mal ein Gedicht zu lesen? Also wirklich im eigentlichen Sinne des Hausierens.

FF: Auch im Tausch! Gegen eine Pantomime, ein Lied oder ein Gedicht. Jemand schmetterte im Hausflur: „Im Frühtau zu Berge!“ Da las dann so eine Mutter mit Kind in der Tür plötzlich ein Gedicht über Kindererziehung und meinte, das sei gar nicht falsch, da mal drüber nachzudenken. Eine ältere Dame zog aus ihrer Handtasche ein Gedicht „Stufen“. Das hatte sie seit fünfundzwanzig Jahren mit sich dort herumgetragen und nie wem zu lesen gegeben. Jeder zweite Deutsche schrieb. Männer befürchteten, nicht gut genug zu schreiben, Frauen, nicht wichtig genug zu sein, um überhaupt zu schreiben.

Am Erker: Du warst die Erste, die sie jemals gefragt hat.

FF: Das hatte ich dem Obdachlosen, den ich stehen ließ, zu verdanken.

Am Erker: Du warst nach heutigen Begriffen eine Influencerin. Deine plötzliche Berühmtheit führte direkt zum ersten Gedichtband, zu Helmut Braun, bekannt als „größter Kleinverlag“.

FF: Auf der documenta 6 saß ich damals, Sommer 1977, übernachtete in einer angebotenen Wohnung, atmete auf, weil nun das Buch fertiggeschrieben war, sagte im Sessel laut zu mir: „Da haste ganz schön losgelebt.“ Fuhr wie angestochen hoch und rief Braun an, beschwor ihn im allerletzten Moment, den geplanten Titel rauszunehmen und stattdessen Losgelebt zu nehmen.

Am Erker: Verleger lieben solche Aktionen … Auf welchen Titel hattet ihr euch geeinigt?

FF: Von Anfang an. Viel zu ichig und biblisch. Von Kassel aus trampte ich, als ich die Fahnen bekam, zum Verlag und wollte es anders. Das Buch wurde nach meinem Wegtrampen neu gesetzt und gedruckt.

Am Erker: Du hast mal erzählt, wie du den armen Braun damit wahnsinnig gemacht hast, dass du, als der Druckstock schon fertig war, alle Gedichte in deiner Handschrift setzen lassen wolltest, für Offsetdruck.

FF: Er wurde erst wahnsinnig, als mir nach der Nacht, in der ich dort alles in Handschrift schrieb, mir morgens auch Handschrift nicht gefiel, weil zu elitär. Meine Freundin in Hamburg riet mir telefonisch: „Mischen.“ Ich tippte dann die längeren Gedichte ab fürs Buch. Musste jeden Buchstaben doppelt anschlagen, weil das Farbband schwach war und man so frühmorgens kein neues kaufen konnte. Ich wunderte mich, dass mir keine Sekretärin ihre Schreibmaschine lieh.

Am Erker: Das konntest du durchsetzen, so bekannt warst du damals schon. Das bedeutete enorme Mehrkosten.

FF: Ich glaube, er war einfach so nett. Er war ja der Biograf und Betreuer von Rose Ausländer.

Am Erker: Wie hast du dich eigentlich finanziert, als du nur noch Autorin sein wolltest?

FF: Ich hab vom Buch und den Lesungen gelebt!

Am Erker: Helmut Braun musste Konkurs anmelden.

FF: Deshalb war es ja möglich. Als Neuling in der Branche war ich erstaunt gewesen, dass mein Verlag extra einen Vertrag mit einer Auslieferung hatte. Ich bekam einfach mal Lust, dort zu fragen, wie das so ist, mein Buch zu verschicken, wollte reinschnuppern in das Zimmer, rief bei Bertelsmann in Gütersloh an. Musste lange warten, bis derjenige gefunden wurde, wollte schon auflegen. Ein Herr Steinmetz. Kurz angebunden und in Eile. Ich druckste rum, hatte nicht viel zu sagen, wurde rot, da kam die rettende Idee: „Besitzen Sie das Buch eigentlich?“ „Nein.“ Ich wunderte mich, dass er ein Buch vertreibt, das er gar nicht kennt. „Oh, gut, dann schicke ich es Ihnen mal.“ „Können Sie machen.“ Aufgelegt. Ich war entlassen. Widmete ihm ein Exemplar, schrieb auch meine Adresse hinein. Dann ging mein Verlag plötzlich ein.

Am Erker: Brauns einziger Erfolgsautor, Hilsenrath, hatte ihn für Piper verlassen.

FF: Ach, für Piper? Meine Lyrik lief ganz gut. Irgendwann rief mich Herr Steinmetz an, ob ich noch Bücher vorrätig hätte. „Ja.“ „Dann schicke ich die Bestellungen an Sie weiter.“ „Was soll ich damit?“ Er selbst hätte auf die Bestellungen Nicht lieferbar stempeln müssen, und damit wäre das Buch erledigt gewesen. Er sagte mir kurz, wie man so eine Bestellung bearbeitet, ich schrieb mit. Nach einiger Zeit rief ich ihn erneut an: „Sie schicken mir immer noch Bestellungen, ich hab aber keine Bücher mehr.“ „Lassen Sie doch nachdrucken.“ Er wusste, wo. „Die haben bestimmt noch die Platten.“ Schallplatten? Ich wiederholte bei der Druckerei seine Frage im Wortlaut: „Haben Sie noch die Platten von meinem Buch Losgelebt?“ „Moment.“ Einer wanderte in den Keller, kam wieder hoch nach langer Zeit und sagte: „Ja, haben wir noch.“ „Kann ich Bücher nachbestellen?“ „Wie viele?“ „Na, so zwanzig.“ „Wir drucken nur mindestens tausend.“ Oha. „Was kosten die?“ „Zweitausend Mark.“ Ich bekäme also tausend Bücher für zwei Mark das Stück? So günstig? Neun Mark kosteten sie im Verkauf, und nur neunzig Pfennige erhielt ich davon als Verlagsautorin. Im Direktverkauf bekäme ich jetzt sieben Mark und von den Buchläden immerhin fünf Mark pro Stück. Kurz entschlossen sagte ich zu. Über zwanzigtausend Bücher hab ich auf diese Weise verkauft, bis mein späterer Verlag die letzten Auflagen druckte.

Am Erker: Von der Influencerin zur Selfpublisherin. Keiner hat nach den Rechten gefragt?

FF: Den Verlag gab’s ja nicht mehr, und Braun hatte andere Sorgen. Er hätte ja gar nicht profitieren dürfen. Ich habe jahrelang davon gelebt, dass ich bei Bertelsmann nicht vorher auflegte, sondern durchhielt. Innenleben muss ins Außenleben, damit wir wissen, wie wir sind – das wurde meine Parole. Man muss seine Peinlichkeiten auf den Tisch legen, da geht der Weg lang, bevor man die Kurve kratzt.

Am Erker: Du hast mit einem Zombieverlag hantiert. Was für ein Graubereich.

FF: Ich hab normal Steuern gezahlt. Schade, Herrn Steinmetz habe ich nie kennen gelernt. Als ich es wollte, war er nicht mehr da, und keiner hatte seine Privatadresse.

Am Erker: Ein Retter wie der Rentner.

FF: Im Direktverkauf sah es so aus: zwei Büchertürme rechts und links von mir, und ich saß im leeren Bücherkarton auf den Documentas, schrieb Auftragsgedichte. Prosa 3, Lyrik 5 Mark. Hatte Lust auf neue Gedichte.

Am Erker: Eine heute kaum vorstellbare Zeit des Aufbruchs. Du hast die erste und wahrscheinlich einzige deutsche „Dichterdemo“ organisiert, 1979 in Hamburg.

FF: Ich weiß noch, wie ich am Hauptbahnhof meine Gedichtzeile durchs Megafon rezitierte: „Die Gräser schneiden Fragen an / die den Himmel schwer belasten“

Am Erker: Und dann hast du mit deinem Rückenwind 1980 die „Literaturpost e.V.“ gegründet, in einem ehemaligen Schaumstoffgeschäft. Die Bauchladen-Frau hast du auslaufen lassen.

FF: Man lud mich ein auf die Internationale Funkausstellung in Berlin, aber ich wollte kein Maskottchen werden. Wir arbeiteten an unseren Texten, aus den Lesungen wurden Rundum- und Querlesungen nach rotem Faden, und ich überlegte bei allen Texten, wohin mit ihnen, um die Bücher letztlich vor ihnen zu schützen. Gedichte eines Arztes in sein Wartezimmer, Texte gegen Verkehrslärm ins Bushäuschen, Thema Arbeitslosigkeit ins Arbeitsamt. Texte aus dem Knast in Jura-Fachbücher. Wir haben Plakatwände gemietet für Texte, die uns begeisterten. Kunst kommt zwar aus dem Alltag, aber meist nicht wieder in ihn hinein. Mein Kriterium war nicht nur gut oder schlecht, sondern: wichtig für wen?

Ich verfasste für Piper meine Erlebnisse. Sie wollten es mit Fotos drucken. Ich nicht. „Die Bilder sind in den Wörtern!“ Dr. Heldt guckte mich an: „Das kann dauern.“ „Na und?“ Das Buch kam nicht zustande. Ich verstand mich als Autorin, nicht als Type. Das Buch über meinen Weg als Wörterfrau würde ich heute allerdings Piper geben mögen, wenn fertig.

Am Erker: Die Literaturpost als Laden: Miete, Strom, Heizung etc. Wie ging das?

FF: Wir hatten dafür den Verein, der bekam Spenden. Für die Miete hat es gereicht. Wir schrieben über das riesige Schaufenster nur unsere Konto-Nummer. Die Autofahrer stoppten, lasen, gaben erbost Gas. Manche hielten auch länger an …

Am Erker: Dieses Wir – habt ihr die Literaturpost als Kollektiv begriffen? Das Tagebuch der ersten Jahre habt ihr zumindest kollektiv geführt. Liegt heute im Hamburger Staatsarchiv. Ich durfte es 1995 noch live anlesen.

FF: Wir haben uns als Gruppe verstanden. Ich gab ja in der Uni und an der VHS Kurse und machte Lesungen als Literattenfängerin. So kamen immer neue Schreiber dazu. Auch aus der Nachbarschaft, der Wirt von gegenüber. Mit Peter Dölling, Birgit Rabisch, Lutz Flörke und etlichen anderen lehrte ich das Handwerk. Daraus wurde dann später die Namensänderung in Literaturlabor e.V. Dabei ging es nicht mehr darum, dass man schreibt, sondern wie. Manche waren schon oder wurden Schriftsteller, sind es heute noch. Du ja auch. Sagtest du nicht, du hast Textpraxis gelernt durch mich statt nur Theorie an der Uni und warst darüber froh?

Am Erker: An der Uni spielte die literarische Praxis nicht die geringste Rolle. Deine Herangehensweise fand ich normal, weil ich keine andere kannte. Dabei war das in den Achtzigern etwas Neues. Eine Journalistin, die ich viel später kennen lernte, berichtete mir, sie ging damals mit ihrem Freund abends am Laden vorbei, sah all die Leute drinnen wuseln und dachte ganz ehrfürchtig: Hier geschieht die Avantgarde. Sie hatte immer noch eine Gedichtkarte von dir in der Küche hängen. Wie kam der Name Literaturpost zustande?

FF: Beim internationalen Literaturfestival in Berlin wurde mein Satz in einer Diskussion „Literatur ist Post“ vom Tagesspiegel als Titelzeile über das Festival gesetzt. Ich meinte damit: Nachricht von einem an andere. Der Mensch benutzt dafür literarische Formen. Man kann ja nicht einen Brief ‚An alle’ schreiben und in den Kasten werfen, kommt nicht an. Schon nahm ich den Satz ernst und gründete den Versand Literaturpost. Nora Seibert und Martina Bick waren mit als Erste dabei. Texte in Briefumschlägen, DIN-A5. Nach Themen geordnet. Mit Absender der Autorinnen und Autoren. Datenschutz gab es nicht. 2,50 das Stück in Briefmarken. Und man hatte damit lauter verschiedene Brieffreunde und -freundinnen von Gedichten und Prosa. Wir hätten eine Partnervermittlung aufmachen können.

Am Erker: Das Ganze war ein Texte-Austausch, und zwar international. Ein rein papierener Vorläufer des Internets, anno 1980. Ihr wart der Server.

FF: Es kamen die verrücktesten, berührendsten Einsendungen. Mitunter tolle Texte.

Am Erker: Leute aus aller Welt schütteten euch zu mit ihren Texten privat bis literarisch und bekamen wiederum die Texte der anderen zum selben oder anderen Thema je nach Wunsch zugeschickt.

FF: Eine junge Frau machte z.B. in Hamburg Station auf einer Reise, nur um unseren Laden zu besuchen. Sie kaufte sich den Umschlag Thema Reisen, lernte darüber ihren Mann kennen, heute ein bekannter Autor. Inzwischen gab es weitere Literaturpost’en, Literaturpost Ostsee, Literaturpost Südwest, Bremen usw. Die Idee war ja frei. Der Briefumschlag Thema Reisen kam z.B. von der Literaturpost Rhein-Ruhr und lag auch bei uns aus. Ich hab das gar nicht mitgekriegt. Es war eigenständig organisiert. Die Idee beflügelte uns gemeinsam.

Am Erker: Wer bestimmte, welche davon in die Umschläge kamen?

FF: Die Texte selber, letztlich.

Am Erker: Und geschah alles ehrenamtlich?

  1. Ich würde sagen: freundschaftlich. Die ABM-Stellen kamen ja erst später. Man traf sich auch zu Literaturposttreffen. Alles wurde offen ausgetragen. Einmal kriegte ich einen Kinnhaken von einem, haha. Jetzt weiß ich, wie das ist. Man versteht gar nicht, was los ist, weil man den nicht kommen sieht. Hast du schon mal einen Kinnhaken bekommen?

Am Erker: Das hätte ich gemerkt.

FF: Als wir uns im Ernst aus Spaß „Literaturpostamt“ nannten, bekamen wir einen Brief von der Bundespost wegen Amtsanmaßung. Ein befreundeter Rechtsanwalt setzte ein launiges Schreiben auf, das Gründe aufführte, weshalb man unsere Literaturpost nicht mit der Bundespost verwechseln könne. Haha.

Am Erker: Die Post war sicher auch ein Startschuss für die Gründung von zahlreichen Literaturhäusern bundesweit.

FF: Auf den Frankfurter Buchmessen hatten wir einen eigenen Literaturpost-Tisch, vor der Rolltreppe, und verkauften die Umschläge „zum Selbstkostenpreis“. Thema Widerstand, Kinder, Beziehung, Liebe, Ich, Angst, Wohlfühlen, Im Büro, Literatur, AKW u.v.a. Ich bekam einen Blankoscheck für Narrenfreiheit vom technischen Leiter, Herrn Fenke, sinngemäß: „Frau Frei darf machen, was sie will“ auf seiner Visitenkarte. Damit die Securityleute mit den Walkie-Talkies uns in Ruhe ließen. Herr Fenke zu mir: „Ihnen haben wir die Alternativbuchmesse zu verdanken.“ Halb verwundert, halb vorwurfsvoll. Sie begann bei der nächsten Buchmesse.

Am Erker: Heute schreiben und lesen doch fast nur noch Bürgerliche. Du hast bei uns Youngsters oft das Wort „Solidarität“ fallen lassen, ich als Kind der Achtziger wusste nur, dass damit linke Gruppierungen der Siebziger sich untereinander versicherten, sie würden an die anderen denken – angesichts einer Welt, die als feindlich empfunden wurde. Aber in der Literatur?

FF: Auf den Literaturfestival in Berlin mit lauter Promis von Rühmkorf bis Grass, wozu ich auch eingeladen wurde, ärgerte ich mich, dass die meisten Schriftsteller es nicht nötig hatten, am Publikumsgespräch teilzunehmen, und das Publikum untereinander abwerteten. Ich lud mit einem Flugblatt Schreibende auf dem Rasen zu einer Rundumlesung ein: Wer liest, schreibt auch (auf). Und wo ist diese Literatur? Fällt sie unter den Tisch? In die Schublade? Wollen wir sie mal auf den Tisch legen? Kein Platz? Warum nicht?Anschließend besetzten wir die Bühne. Der Erste, den ich anstiftete zu lesen, war – ein Stotterer. Rühmkorf meinte zu mir, er fände gut, was ich mache. Aber er sagte es nicht laut. Neulich sprach mich einer von damals an. Der wurde und blieb durch das Erlebnis Schriftsteller. Aus einem Verlagsbrief an mich, ob ich ein Kinderbuch schreiben wolle, machte ich ein Flugblatt für jedermann: „Wollten Sie nicht immer schon ein Kinderbuch schreiben?“ Die Gewerkschaftler waren entsetzt. Dicke Tapetenbücher beklebte ich mit den getippten oder handgeschriebenen Texten plus Absendern der Schreiber, schleppte sie mit mir mit und legte sie öffentlich aus auf Veranstaltungen, auch vom Schriftstellerverband, in dem ich ja war.

Am Erker: Das hat Publikum rangeschafft.

FF: Darin steht auch mein Eindruck einer Walser-Lesung. Ich hörte Walser sagen, er habe nur gekürzte Passagen vorgelesen, nach Pointen ausgewählt. Eigentlich habe er vorm Publikum Angst, es sei ihm lieb, wenn es lache. Es saßen da lauter Mucksmäuschen. Da bin ich spontan aufgestanden: „Dass du Angst hast, das verkaufst du als Scherz. Sind wir hier Lachpublikum im Einmanntheater? Dafür können wir woanders hingehen, hier ist es uns ernst. Auch mit unsern Ängsten, drum lesen wir und schreiben. Wenn du nicht da oben anfängst, deine wirklichen Probleme wirklich zu nennen (auch die, die du mit uns hast), Dinge zu verändern, nicht nur, indem du davon schreibst, sondern sie auch tust, zum Beispiel Lesungsstrukturen veränderst, die dir doch auch nicht gefallen – wer denn dann? Du hast doch die Macht. Immer wird Literatur als etwas Hohes angesehen. Sie kommt aber aus den Niederungen der Leiden, verbunden mit den Höhen der Sprache, ist nicht mit Weihwasser gewaschen, sondern mit allen anderen Wässerchen. Die Zeit des Göttlichen ist vorbei, es kommt die Zeit des Menschlichen.“

Ich wollte partout die Schwellenangst abbauen. Die Schlusszeile aus einem Gedicht von Raimund Petschner „Wir haben Mut & Wut & Träume“, das er uns schickte, wurde zur nächsten Überschrift auf unserem Schaufenster. In einem S- und U-Bahnhof hatten wir einen Textschaukasten gebaut und gemietet. Manche ließen eine Bahn dafür fahren. Unter den Texten standen die Adressen der Autoren und auch die Grabstätten verstorbener Dichter. Mein Lesungspublikum in der BRD forderte ich auf: „Trefft euch doch noch mal! Warum nur meinetwegen kommen?“ Sie verabredeten einen Termin. Ich organisierte sogar noch eine Schreibaktion zur Rekrutenvereidigung für einen Text aus der Rundumlesung, bat nur wen, mir ein Foto von der Aktion zuzuschicken. Hab’s erhalten. Man sieht meine gestrigen Zuhörer auf der Straße knien und schreiben und etliche Leute drumrum.

Am Erker: Kamst du in dem ganzen Trubel überhaupt zu was Eigenem?

FF: Ich liebe das Schreiben, auch das anderer. Geschrieben habe ich immer, Gedichte und Geschichten. Eine Gefahr des Erfolgs war übrigens Populismus. Aber es machte mich stolz, wenn ein Verlag für Anthologien mich fragte, warum es in Hamburg so viele unbekannte gute Schreiber gäbe, das wundere ihn.Mich nicht.

 

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Im Kunstraum geht´s im Herbst und Winter bunt zu

Der KünstlerKolonie Berlin e. V. bietet im letzten Viertel des Jahres 2022 ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, das Augen und Ohren anspricht.

Ingrid Ihnen-Haas ist die Organisatorin und Betreuung für eine bunte Reihe von Lesungen mit Musik, die im Rahmen der bis Ende Dezember laufenden Ausstellung von Cartoons des Künstlers Michael Rickelt stattfinden. Seit drei Jahren hat sie sich in der Künstlerkolonie überwiegend in der Rubrik Musik engagiert und ist selbst als Sängerin weit über den Bezirk hinaus erfolgreich unterwegs. Erfahrungen aus dem Metier Musik bringt die Supervisorin aus der Begleitung etlicher Band-Gründungen während ihres Arbeitslebens mit. Die aktuelle Reihe der Lesungen im Kunstraum der Künstlerkolonie untermalt sie gesanglich nach jeweiligem Thema mit Chansons, Blues, Soul oder auch Weihnachtslied.

Alle vortragenden Künstler stehen in Verbindung zur Künstlerkolonie Wilmersdorf. Sie setzt mit den Projekten des KünstlerKolonie Berlin e. V. ehemaligen Bewohnern der Kolonie ein Denkmal und bietet künstlerisch aktiven Zeitgenossen mit dem von der Vonovia zur Verfügung gestellten Kunstraum eine kleine aber feine Bühne.

Cartoonist Michael Rickelt eröffnet den Reigen

Die Programm-Reihe startet am 19. Oktober 2022 um 17.30 Uhr im Kunstraum am Breitenbachplatz 1 in 14195 Berlin mit der musikalisch begleiteten Vernissage des Cartoonisten Michael Rickelt, der in Berlin 1945 im Säuglingsheim an der Lentzeallee in Schmargendorf als Sohn des bekannten Schauspielers Martin Rickelt (spielte u. a. am Schiller-Theater mit Heinrich George und später als Onkel Franz in der „Lindenstraße“) und der Sängerin Tamara Ponomarenko das Licht der Welt erblickte und in der Künstlerkolonie aufwuchs. Auch sein Großvater Gustav Rickelt war ein bekannter Charakterdarsteller, aktives Gewerkschaftsmitglied und späterer Präsident der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA). – Drei Generationen Rickelt also sind unter den Dächern der Künstlerkolonie groß geworden.

Nach seinem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe wurde Michael Rickelt Kunsterzieher am Gymnasium und unter seinem Künstlernamen MIRK besonders als Zeichner und Cartoonist in Büchern, Zeitungen und Magazinen bekannt. Rickelt lebt und arbeitet heute in Karlsruhe. Rund 30 seiner kurios-gesellschaftspolitisch-kritischen Werke, die bereits in Gruppenausstellungen bis Japan unterwegs waren, präsentiert der Künstler nun bis Ende Dezember im Kunstraum der Künstlerkolonie. Dort können die Arbeiten immer freitags in der Zeit von 16–18 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden. Im Anschluss um 19 Uhr finden dann die jeweiligen Lesungen und Veranstaltungen dieser Programm-Reihe statt. Um eine freiwillige Künstler-Spende von 7 Euro je Veranstaltung und Person sowie um vorherige Anmeldung bei Frau Ihnen-Haas unter Telefon 030 / 31 50 47 40 wird gebeten.

Veranstaltungs-Reihe bietet für jeden etwas

Am 28. Oktober um 19 Uhr liest Schriftsteller Volker Kaminski, ein Freund und ehemaliger Schüler Rickelts, aus seinem Roman „Herzhand“, in dem er ironisch-bitterbös die Linkshändigkeit und die deutsche Literaturszene thematisiert, gesanglich von Ingrid Ihnen mit Chansons untermalt.

Am 4. November um 19 Uhr gehört dann die Aufmerksamkeit der Besucher Dorothee Ohlischlaeger, Richterin AD. Sie liest aus ihrem unveröffentlichten Roman über ihren Vater Geno, Komponist und Schriftsteller, und seine erste Ehefrau, die alle in der Künstlerkolonie lebten. Vorgetragene Lieder aus der Feder des Komponisten dürfen dabei natürlich nicht fehlen.

Am 11. November um 19 Uhr präsentiert als Specialguest der Liedermacher, Autor und Bewohner der Künstlerkolonie Manfred Maurenbrecher in einem Solo-Abend seine neuen Lieder. Maurenbrecher schrieb Texte u. a. für Katja Ebstein, Veronika Fischer und Ulla Meinecke.

Am 18. November um 19 Uhr gehört der Abend Martin Völker. Der Deutsche Autor und Kulturwissenschaftler rät mit einem Augenzwinkern als Gastredner und Multitalent „Bitte nicht lachen!“ Wer gegen Ende des Jahres noch gut gelaunt ist, der hat die Vormonate verschlafen. Für die Übellaunigen, aber auch für jeden sonst liest der Berliner Schriftsteller aus seinen Werken. Skurrilität und das Komische stehen im Vordergrund, egal ob es um die kleinen Probleme des Alltags oder um die großen der politischen Weltbühne geht. Es wird Zeit, dass uns der Ernst vergeht. Musikalische Begleitung inklusive.

Am 25. November um 19 Uhr schließlich liest Anna Tortajada, Schriftstellerin und langjähriges Mitglied der Künstlerkolonie, aus ihrem Buch „Nahid, meine Afghanische Schwester“. Krieg, Herrschaft der Taliban, aber auch Freundschaft und Hoffnung thematisiert die Autorin feinfühlig, die als literarische Übersetzerin ins Spanische und Katalanische für eine Vielzahl deutscher Autoren arbeitet.

Am 2. Dezember um 19 Uhr wird die Vorweihnachtszeit eingeläutet: Schriftsteller Steffen Marciniak widmet sich den Engeln, Sigrun Casper, die schreibende, objektmalende und fotografierende Künstlerin präsentiert besondere Weihnachtsgeschichten, und Ingrid Ihnen-Haas ist für den passenden Gesang zuständig.

Am 9. Dezember um 19 Uhr beschließt dann Gerda Schulz, eine der ältesten Mitbewohnerinnen der Künstlerkolonie, mit ihrem Flamenco Tanz den bunten Reigen dieser vielfältigen Programm-Reihe.

Jacqueline Lorenz

 

Erschienen in

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Mehrgenerationenprojekt in Kooperation mit der Jungen Deutschen Oper Berlin

GESUCHT:

 

Laien und Profis (10-100Jahre! )

aus der Künstlerkolonie Berlin und näherer Umgebung – für ein Mehrgenerationen-Chorprojekt in Kooperation mit der Jungen Deutschen Oper Berlin

 

Liebe Bewohner*innen, Künstler*innen, Freunde der Künstlerkolonie Berlin, die Junge Deutsche Oper Berlin ermöglicht für Interessierte an dem Projekt “Lebensträume” wöchentliche Proben unter der Musikalischen Leitung von Senta Aue (Chor, Deutsche Oper), der Projekt- und szenischen Leitung von Nadine Assmann (2. Vorstand Künstlerkolonie e.V.) und der theaterpädagogischen Leitung von Katja Wischniewski (Leitung Junge Deutsche Oper).

 

In den musikalischen Proben (einmal die Woche ca. 60-90 Minuten) werden Lieder für ein szenisches Konzert erarbeitet, das voraussichtlich Anfang Juni zweimal stattfinden soll.

 

Unterstützt wird das Konzert von 5 Chorsängerinnen der Deutschen Oper Berlin.

 

In szenischen Proben (im Anschluss der musikalischen Probe /oder individuell vereinbart) möchten wir biographische Erlebnisse einiger Teilnehmer*innen in Gedichte, Sprechchöre oder Monologe verpacken, die sich mit “Lebensträumen”, der Verwirklichung dieser und Hürden auf dem Weg dorthin, beschäftigen.

Ausserdem wird die Deutsche Oper uns zu einem gemeinsamen Probenbesuch und Rundgang zu sich einladen.

Das Projekt ist eine grossartige Chance die nachbarschaftlichen Verbindungen in der Künstlerkolonie zu stärken und/oder neue Verbindungen aufzubauen, voneinander zu lernen, indem Alt und Jung ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsam ein Konzert auf die Beine zu stellen, dass uns und den Zuschauer*innen grosse Freude bereiten wird.

Wir versuchen einen grossen Probenraum (für 15-30 Teilnehmer*innen), wenn möglich in der Nähe der Künstlerkolonie zu organisieren.

Das Projekt beginnt ab sofort (Chorprobe montags 17-18.30h).

Interessierte melden sich (bei Nadine Assmann)

telefonisch oder per Mail unter:

 

+49 178 69 31 778 nad.ab@gmx.de

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Von Menschen, Künstlern und Schicksalen

Die „küchenzeilen“-Initiatorinnen Nadine Aßmann (l.) und Heike Falkenberg.

Erschienen in Gazette Wilmersdorf Januar 2022

KulturRaum der Künstlerkolonie mit attraktivem Veranstaltungsangebot

Der im September 2020 eröffnete und der Künstlerkolonie Berlin e. V. von Vonovia zur Verfügung gestellte KulturRaum hat sich trotz Corona-bedingter Einschränkungen zum beliebten Treff entwickeln können. Engagierte Kulturschaffende halten hier über ausgesuchte Veranstaltungen die Erinnerung an in diesem einmaligen Wohnviertel einst und heute beheimatete Menschen des Kultur- und Kreativlebens und ihre damit verbundenen Schicksale wach. Zwei besondere Veranstaltungs-Highlights, die bereits im Dezember an den Start gingen, laden zu Beginn des neuen Jahres weiter zum Hinsehen, Hinhören und Innehalten: Die Ausstellung „küchenzeilen“ und die szenische Lesung „Rose“ setzen kulturelle Lichtpunkte in dieser dunklen Jahreszeit. Sie dürften auch junge Künstler auf das große Potential der Künstlerkolonie aufmerksam machen, das diese als wichtiger Berliner Kulturstandort bietet.

„küchenzeilen“:
Fünf Künstler = über 350 Jahre Lebensabenteuer

Die beiden Schauspielerinnen und Regisseurinnen Heike Falkenberg und Nadine Aßmann sind langjährige Nachbarinnen in der Künstlerkolonie, hatten sich bei der Heimfahrt von einem Theaterprojekt vor zwei Jahren jedoch erst näher kennengelernt. Mit dem von ihnen gegründeten „Kollektiv Barnay“ – ein Zusammenschluss Berliner KünstlerInnen rund um den Ludwig-Barnay-Platz – stehen sie als Initiatorinnen für ihr Pilotprojekt „küchenzeilen“. Mit dieser Dokumentation wollen sie die bemerkenswerten Lebensgeschichten fünf porträtierter KünstlerInnen vor dem Vergessen bewahren.

Die Ausstellung ist gefördert aus Mitteln des Kulturbeirats Charlottenburg-Wilmersdorf und bringt dem Besucher fünf langjährige Bewohnerinnen und Bewohnern der Kolonie mit ihrem künstlerischen Werdegang näher. „Da wir seit Jahren hier leben, haben wir viele Kontakte zu unseren Nachbarn knüpfen können“, erzählt Nadine Aßmann, und Heike Falkenberg ergänzt: „Diese Vertrauensbasis hat es uns ermöglicht, sie gemeinsam mit dem Fotografen und Mitglied des Kollektiv Barnay, Michael S. Ruscheinsky, respektvoll in ihren Küchen zu besuchen und Interviews mit ihnen zu führen.“ Es folgten lange Vorgespräche mit einer größeren Auswahl an Bewohnern, umfangreiche Ton- und Filmaufzeichnungen und unzählige Fotos. Eine beeindruckende Essenz daraus spricht nun in der professionell präsentierten Ausstellung den Betrachter kurzweilig an – wenn auch inszeniert, doch in authentischen Bildern mit farbintensiven Acrylglas-Fotos und aussagekräftigen Textausschnitten. Lockdown-bedingte Umstrukturierungen wie die Verschiebung der feierlichen Eröffnung forderten viel Geduld vom gesamten Team. Hatten die beiden aktiven Initiatorinnen und renommierten Schauspielerinnen zuerst noch vorgehabt, in verschiedenen Lesungen selbst aus den Gesprächen der Interviewten vorzutragen, änderten sie schon bald ihr Konzept: Da die fünf zwischen 1930 und 1944 Geborenen so viel zu sagen haben, werden sie nun ab Januar in einzelnen Lesungen im KunstRaum persönlich zu Wort kommen. – Und dabei dürfte der Gast noch manch Spannendes erfahren, was in den Interviews nicht angesprochen wurde. Dazu werden Auszüge aus dem Buch „Künstlerkolonie Wilmersdorf“ des Autors Manfred Maurenbrecher weitere Einblicke in die Geschichte dieses fast vergessenen Ortes geben.

Im Mittelpunkt der Ausstellung, die als Auftaktveranstaltung einer über Jahre geplanten Dokumentation verstanden werden will, stehen als erste fünf KünstlerInnen keine Geringeren als die Fotografin und Schauspielerin Kornelia Boje, Schauspielerin Anita Kupsch, Opernsänger und Lyriker Harry Oschitzky, Tänzerin Gerda Schulz und der Lebenskünstler Manfred Stavenhagen. Ernste, aber auch heitere Momente, spannende und berührende Eindrücke sind garantiert, die neugierig auf Mehr machen.

„Rose“ von Martin Sherman
szenische Lesung einer Lebensgeschichte

Als Bewohnerin der Künstlerkolonie zeigte Schauspielerin Sabine Kotzur mit der Premiere ihrer szenischen Lesung „Rose“ datumsgerecht am 11. Dezember im KunstRaum Flagge „für 1700 Jahre jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“. Im Januar 2022 lädt sie nun zu weiteren Aufführungen.

Mit der Lebensgeschichte der Jüdin Rose, die im ausgehenden 20. Jahrhundert auf hölzerner Bank Shiv´a sitzt und sieben Tage lang um ihre geliebten Verstorbenen und um das Leben trauert, wird auch die Geschichte einer Frau erzählt, die jüdischen Humor, Witz, aber auch Weisheit, Geist, Gefühl und Lebenskraft in sich vereint. Als Angehörige einer „verlorenen Generation“ könnte man sie bezeichnen, erzählt sie doch hin- und hergerissen zwischen Schmerz, Humor und Ironie vom Untergang der jiddischen Kultur und der Kluft zwischen liberalen und orthodoxen Juden. Wo könnte diese Geschichte berührender erzählt werden, als am Standort der Künstlerkolonie, einem Ort, an dem nach der politischen Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933 Razzien durchgeführt und Bewohner festgenommen wurden, und von dem aus Künstler aus Deutschland fliehen mussten? – Gedenktafeln und Stolpersteine in der Künstlerkolonie erzählen von diesen Schicksalen. Behutsam erweckt Sabine Kotzur „Rose“ in der Übersetzung von Inka M. Paul zum Leben und erzählt facettenreich deren Geschichte, zaubert so vor Augen des Publikums unvergessliche Bilder. „Die Vielschichtigkeit ihrer Person zwischen Humor und Trauer hat mich von Anfang an fasziniert. Ich bin sehr stolz, dass ich die Rechte für die Lesung in der Künstlerkolonie erhalten habe“, erklärt die Schauspielerin, die sich tief in die Person der Titelfigur hineinempfunden hat. So ist ihr lebendiger Vortrag durchaus mit dem bravourösen Solo von Schauspiellegende Monica Bleibtreu im Renaissance Theater aus dem Jahr 2003 vergleichbar.

Autor Martin Sherman studierte in Boston und lebt seit 1980 in London. Seine Stücke – darunter die Liebe zweier Homosexueller in einem Konzentrationslager des Jahres 1939 – wurden in über 35 Ländern aufgeführt. Die erfolgreiche Uraufführung von „Rose“ fand am 24. Juni 1999 am Londoner National Theatre mit Olympia Dukakis in der Titelrolle statt. Des Themas „Erinnerung“ nimmt der Autor sich mit äußerster Differenzier-Freudigkeit an und lässt Roses Monolog so zu einem Stück Erinnerung werden, auch wenn sie vorgibt, sich nicht erinnern zu können.

„Rose“ – ein Stück für Jung und Alt, das ebenso wie die „küchenzeilen“ auf seine Art dazu beiträgt, das historisch, sozial und künstlerisch bedeutsame, doch fast vergessene Kleinod der Künstlerkolonie Wilmersdorf wiederzuentdecken und mit frischen Ideen hin zu nachhaltiger Erinnerung neu zu beleben.

Aktuelle Termine für weitere Lesungen, Veranstaltungen und Öffnungszeiten zur Ausstellung „küchenzeilen“ und für die szenische Lesung „Rose“ Corona-bedingt unter www.kueko-berlin.de oder am KunstRaum direkt einsehbar (neben dem Vonovia-Büro in den Kolonnaden). Eintritt frei!

Jacqueline Lorenz

KunstRaum Künstlerkolonie Berlin e. V.

Breitenbachplatz 1
14195 Berlin

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Arbeitsstipendien Bildende Kunst 2022 ausgeschrieben

Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa vergibt – nach Maßgaben der verfügbaren Haushaltsmittel – auch im Jahr 2022 Arbeitsstipendien für Bildende Kunst (Arbeiten auf Papier/Zeichnung, Bildhauerei, künstlerischer Film/Video, Installation, interdisziplinäre Kunst, Klangkunst, Kunst im Stadtraum, Künstlerische Fotografie, Malerei, Medienkunst, Performance).

Insgesamt werden 11 Arbeitsstipendien im Bereich der zeitgenössischen Bildenden Kunst für in Berlin lebende und arbeitende bildende Künstler*innen ausgeschrieben. Die Stipendien sind mit jeweils 18.000 Euro dotiert. Mit dem Stipendium wird außerdem eine Teilnahme an einer Gruppenausstellung, einem Katalogbeitrag und einem Rahmenprogramm ermöglicht.

Es werden professionell arbeitende bildende Künstler*innen gefördert, die ihre künstlerische Ausbildung bereits abgeschlossen haben oder aber eine langjährige Tätigkeit als bildende*r Künstler*in nachweisen können. Ein Anspruch auf Förderung besteht nicht.

Bewerber*innen müssen ihren ersten Wohnsitz in Berlin haben. Künstler*innen, die zum Zeitpunkt der Antragstellung an einer Hochschule immatrikuliert sind (auch mit dem Ziel der Promotion) oder welche an einer Hochschule als Professor*in tätig sind, können sich nicht bewerben. Künstler*innen, die sich zuletzt im Jahr 2020 oder früher beworben haben, können sich erneut bewerben.

Wir bitten, für detaillierte Informationen zu Antrags- und Förderbedingungen das Informationsblatt zur Ausschreibung zur Kenntnis zu nehmen: https://www.berlin.de/sen/kultur/foerderung/foerderprogramme/bildende-kunst/artikel.59934.php

Link zur Online-Antragstellung:

https://fms.verwalt-berlin.de/egokuef/egokuefservice/main

Die Bewerbungsfrist endet am 6. Januar 2022 um 18.00 Uhr.

Ansprechpartnerin für Rückfragen:

Julia Wagner, Tel. 030 – 90 228 798 (Donnerstag/Freitag von 11:00 Uhr-16:00 Uhr), E-Mail BK.stipendien@kultur.berlin.de

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Der arme Poet von Moabit – eine blöde Tragöde nach Spitzweg

Der arme Poet von Moabit, Graffiti Seydlitzstraße Foto: Ralf G. Landmesser

 

Gleich unterm Himmel Moabits
wohnt schon lange Dichter Schmitz
lebt dort – ein wirklich armer Hund –
buchstäblich von der Hand in‘n Mund.

Ist das Haus auch alt und schrundig
findet Schmitz es doch ganz pfundig
denn Charakter hat der Kasten
und er haut froh in die Tasten.

Bis ein Miethai kommt geschwommen
dessen Seele ist verkommen.
Hat nur Profit in seinem Hirne
und Haifischzähne in der Birne.

Über Schmitz‘ bescheid‘nem Heime
der noch sinnt auf gute Reime
sieht Hainrich Rauh gleich Dollars blitzen
die für ihn quell‘n aus allen Ritzen.

Schon sieht statt Speicher er ne Villa
Terrasse, Aufzug, drin Chinchilla.
Der Hai kennt alle Tricks und Tücken
und lässt gleich seine Kerls anrücken.

Das Dachgeschoss schnell abgerissen
drunt‘ unserm Dichter gehts beschissen:
Dreck und Lärm verhinderns Dichten
als droben sich die Mauern lichten.

Schon ergießt sich erster Regen
dorthin wo just Schmitz gelegen:
hin auf sein lyrisch Lotterbette
wo er doch lieber Musen hätte…

Bald tropft es an ner and‘ren Stelle
gleich neben seinem Bettgestelle
wo nun der Manuskripte Haufen
schnöd anfängt elend zu ersaufen…

Es verläuft des Herzbluts Tinte
geistig greift der Schmitz zur Flinte
während er die Dichtung rettet
und schon heimlich mit sich wettet

wo wohl das „Dach“ als nächstes leckt
ganz sicher ist das so bezweckt:
schnell rausgeekelt soll er werden
das ist der Dinge Lauf auf Erden.

Derweil tropft es schon anderswo –
auf seine Bücher und im Klo.
Von Schmitzens Decke fällt der Putz
auf alles legt sich Staub und Schmutz.

Erbost ruft Schmitz die Polizei!
Die Feuerwehr ist auch dabei.
Es ist der Freitag, spät am Tage –
sie sehen keine Rechtsgrundlage.

Die „Freund‘ und Helfer“ gehn dahin
kein Helfen kommt in ihren Sinn.
Der Schmitz heult auf, ringt seine Hände:
Wann hat der Wahnsinn wohl ein Ende?

Als schon erneut es sich ergießt
das Wasser aus dem Leuchter schießt.
Es flammt kurz auf, dann ist es duster
im Dunkeln hört man Schmitzens Huster.

Schmitz, der tastet nach der Kerze
weint laut auf in seinem Schmerze
doch nach einigem Gefummel
leuchtet ihm der Kerzenstummel.

Vorsintflutlich flackerts Lichte
schluchzend sucht er die Gedichte
will zu seinem Schreibtisch gehen
sieht den PC im Wasser stehen…

Um ihn wird es Nacht und nächter
sein Schlaf jedoch wird immer schlechter
denn schon ab Sieben wird gebaut
Schlaf und Nerv wird ihm geklaut.

Hainrich Rauh lacht leise lüstern
bläht erwartungsvoll die Nüstern
denn das Bauen wird sich lohnen
das wirft ihm wieder ab Millionen.

… … … Ja sicher ist er für Kultur
an Schmitz denkt er nicht mal die Spur.
Er sponsort die Events, die teuern
damit spart er noch satte Steuern.

Schmitz sitzt derweil beim Kerzenlichte
mit leckem Dach und schreibt Gedichte
unter ‘nem Sonnenschirm mit Plane
und hadert mit der Welten Wahne.

Leise wächst um ihn der Schimmel
weit entfernt vom Dichterhimmel
Der Schimmel wird kein Flügelross
Es riecht wie Keller, nicht nach Schloss.

Es liegt der Wahnsinn nah beim Wohnen.
Niemand wird den Dichter schonen.
Kein Pegasus wird ihn erretten
ihn bringen zu geweihten Stätten.

Das Kapital geht über Leichen –

arme Dichter müssen weichen.

Leo von Seelöffel, Sept./Okt. 2021

Etwaige Ähnlichkeiten mit Personen und Ereignissen sind weder beabsichtigt,
noch entsprechen sie den Tatsachen, sind aber keineswegs rein zufällig.

https://moabitonline.de/33103

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Jubiläumsbegegnung – XXV. CITA DE LA POESÌA

Liebe Freunde

der Poesie und Versekunst in den Dichterkreisen Köpenicker Lyrikseminar –  Lesebühne der Kulturen, Friedrichshainer Autorenkreis, Poeten vom Müggelsee – Friedrichshagener Vers-Werkstatt, von Sternenblick e. V., der Haiku-Gesellschaft und den vielen Organisationen an Orten Berlins, zu denen ihr Kontakte habt, unsere Jubiläumsbegegnung, die XXV. CITA DE LA POESÌA mit Dichtern aus aller Welt soll etwas Besonderes werden. Vorrangig bisher auf die spanisch sprechende Welt ausgerichtet, dürfen zum Jubiläum weder Griechen, Russen, Afrikaner, Amerikaner oder Asiaten fehlen.  Alle, wirklich alle Zungen, zu denen ihr Beziehungen habt, sind willkommen. Ob von euch als Gäste, Zuschauer, Zuhörer zu den Veranstaltungen eingeladen oder als Mitwirkende an übersetzten Texten im Programm, besser noch bei der Erstellung einer aktuellen Anthologie.

Motto „ich will alles von der Welt“

(ein Anspruch der Dichterin Inge Müller) der nach Corona und der zu verspürenden Zunahme von Gewalt aller Arten in der Welt nur zu berechtigt ist und noch viel lauter, stärker und nachdrücklicher von noch viel mehr Menschen erhoben werden sollte. Wir stellen ihre Texte den Texten streitbarer Frauen Lateinamerikas gegenüber, und dann denke sich wer Böses will; es hat sich nichts geändert, noch lange nicht gilt Frauen und Kinder zuerst, wie es bei Schiffskatastrophen sein sollte, nicht einmal dort verwirklicht ist. Wir Organisatoren hoffen bei diesem Thema mehr auf Stimmen von Frauen, aber alle Männer, die sich für Gleichberechtigung der Frauen, anderer Diversitäten (wie es heute heißt) also einfach für alle MENSCHEN) einsetzen sind gefragt.

Die Jubiläums-Cita ist für September 2022 geplant, den genauen Starttermin kennen wir noch nicht. Unabhängig davon müssen Texte, die für die Anthologie vorgesehen sind, besonders von unseren deutschen Autoren, wenn sie übersetzt werden wollen, bis 31.12 2021 vorliegen.

Ansonsten haben Übersetzer keine Chance mehr bis zum März 2022 alles zu bearbeiten.

Wer nicht unbedingt Wert auf Übersetzungen legt hat bis zum 31.März 2022 Zeit.

Der 31. März 2022 ist in jedem Fall der letzte Termin für die Einsendung von Texten für die 25. Cita de la Poesía.

Alle Einsendungen bitte nur elektronisch an die Mailadressen von Josè P. Quevedo und J. Polinske:

Jose.quevedo@gmx.de              und        j.polinske@web.de.

Anderssprachige, hier in Deutschland Lebende, haben (nicht immer, aber oft) eine gute Hilfe bei der Übersetzung ihrer Anliegen in die deutsche Sprache, sind daher in der Lage Rohübersetzungen ihrer Werke zu liefern. Unsere deutschen Verseschmiede arbeiten mit Freuden daran, es unserem Publikum schmackhaft zu machen. Sagt das all euren Freunden.

Momentan arbeiten wir an der Förderung für unsere Cita; das betrifft Mieten für Räume, Übersetzerleistungen, Unterstützung für Selbständige, Musiker etc.

Selbst wenn es keine Förderung geben wird, werden wir uns zeigen. Alles was in unserer Macht steht, werden wir tun, um die 25. Cita de la  Poesía groß zu machen.

Helft uns dabei.

Herzlich

José Pablo Quevedo und Jürgen Polinske

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Kunst-Förderprogramme

Sehr geehrter Mitglieder & Künstler*innen der Berliner Künstlerkolonie,

da mit den neuen Hygienebestimmungen nun endlich wieder mehr kulturelles Leben ermöglicht wird, und Ihr es vielleicht kaum mehr abwarten könnt, Eure Ideen und Vorstellungen in Projekte gießen zu können, haben wir eine Veranstaltung erdacht, die Euch als erste Anlaufstelle für Informationen zur Realisierung dieser Projekte dienen soll.

Was genau haben wir dabei nun vor?

Die Förderlandschaft für Kulturschaffende ist auf den ersten Blick für Unerfahrene ein recht schwierig überschaubares Spektrum an Instrumenten, auf die viele Künstler*innen allerdings häufig angewiesen sind, wollen sie eigene Projekte nicht neben Alltäglichem mit zusätzlicher Zeit bewältigen.

Deshalb haben wir vor, Euch in Form einer Informationsveranstaltung am 27. September von 16 – 19 Uhr einen ersten Überblick über diese Förderlandschaft zu geben.

Dabei kann es hilfreich sein, wenn Ihr uns bereits bestehende Fragen im Vorfeld zur Veranstaltung schickt, damit diese dann unter Umständen in die Informationsveranstaltung einfließen können. So können wir auch gleichzeitig besser zu den Fragen recherchieren und herausfinden, wie wir oder andere diese beantworten können.

Mitunter haben andere Künstler*innen genau die gleichen Fragen im Kopf.

Für eine optimale inhaltliche Planung der Veranstaltung, aber auch, um den Corona-Bestimmungen gerecht werden zu können, wären wir Euch wirklich dankbar, wenn Ihr Euch via Mail (oder persönlich) für die Veranstaltung anmelden könntet.

Hier noch einmal alle Daten der Veranstaltung:

Wann? 27. September 2021 16 – 19 Uhr

Wo? KunstRaum

Berliner Künstlerkolonie e.V.

Breitenbachplatz 1

14195 Berlin

 

Fragen und Anmeldung unter:

veranstaltungen@berlinerkuenstlerkolonie.de

 

Wir freuen uns auf Euch!

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Besuch und Anwohnergespräch mit dem Senator für Kultur und Europa Dr. Klaus Lederer

Dr. Klaus Lederer zu Gast am Breitenbachplatz

Christian Sekula (1. Vorsitzender Künstlerkolonie Berlin e.V.),
Dr. Klaus Lederer (Senator für Kultur und Europa) und Steffen Marciniak (Schriftsteller)

Steffen Marciniak brachte Lyrik und Prosa ein.

Ingrid Ihnen-Haas und der Barde Ralph sorgten für die kulturelle musikalische Begleitung

Rundgang durch die Künstlerkolonie Berlin Wilmersdorf