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Gedenken an Rosa Luxemburg

Eine Steintafel im Gehweg vor dem Haus in Berlin Wilmersdorf, Mannheimer Straße 27, erinnert an den letzten Zufluchtsort von Rosa Luxemburg vor ihrer Ermordung.

Foro: KHMM Die Gedenktafel für enthüllt am 15.1.1990

 

Rosa Luxemburgs Geburstag der 5. März 1871 steht unmittelbar bevor. Wir möchten dies zum Anlass nehmen an diese einflussreiche und inspiriende Frau zu erinnern. Uwe Souku erinnerte 2010 im Tagesspiegel mit nachfolgendem Artikel an Rosa Luxemburg

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Luxemburg und Liebknecht

Das letzte Versteck

Mannheimer Straße Nummer 43: Im Haus am Volkspark Wilmersdorf wurden Luxemburg und Liebknecht gefangengenommen.

Ein unscheinbares Haus in der Mannheimer Straße in Wilmersdorf. Immer wieder ist es verputzt worden, aber richtig schön will es einfach nicht werden. Die Fassade bröckelt überall. Im Treppenhaus hängt ein Kronleuchter und an der Wand vier Spiegel mit Goldrahmen. Der gekachelte Fußboden ist alt und ausgetreten.Dass hier, heute Hausnummer 27, im Jahr 1919 Nummer 43, Historisches stattfand, sollte vor 20 Jahren nicht an der Hauswand zu lesen sein. So kam es, dass das Bezirksamt Wilmersdorf im Januar 1990 eine Platte vor dem Haus im Bürgersteig einließ, auf der geschrieben steht, dass hier im Januar 1919 Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ihre letzte Zuflucht fanden.
Die Mitglieder der Wilmersdorfer Bürgerwehr, Bruno Lindner und Wilhelm Moering, dem späteren Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) untergeordnet, klingelten am 15. Januar gegen 20 Uhr bei der Familie Marcusson. Sie hätten einen Hinweis erhalten. Karl Liebknecht versuchte noch, sich zu entfernen, wird aber anhand seiner Papiere identifiziert.Eine verdächtig auffallende Frau fragen die Häscher, ob sie Fräulein Luxemburg sei. Sie antwortet: „Frau Luxemburg.“ Damit ist die Sache klar. Rosa Luxemburg leiht sich noch schnell ein paar warme Strümpfe von Frau Marcusson, bei der sich die beiden seit zwei Tagen versteckten. Als Rosa Luxemburg viereinhalb Monate später aus dem Landwehrkanal gezogen wird, erkennt Frau Marcusson diese Strümpfe und weitere Kleidungsstücke wieder.
Die Verhafteten wurden zum Eden-Hotel transportiert. Dort residierte Hauptmann Waldemar Pabst, Chef der Gardekavallerie-Schützen-Division, ein kaisertreuer Militarist ohne Kaiser. Nachdem er einige Tage zuvor Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf einer Versammlung hatte sprechen hören, war er zu der Erkenntnis gelangt, diese „geistigen Führer der Revolution“ umbringen zu lassen. „Man musste den Beschluss fassen, vom Rechtsstandpunkt abzuweichen“, rechtfertigte er sich später. Er ließ die beiden suchen.
Am Abend des 15. Januar hatte er sie in seiner Gewalt. Bei der Durchführung der Tat ließ ihm Noske freie Hand. Er könne den Befehl zur Ermordung zwar nicht geben, denn daran würde die Partei zerbrechen. Er, Pabst, müsse selbst wissen, was zu tun sei. Die Entscheidung des Hauptmannes war folgenreich und beschäftigt uns bis heute. Sie hat die KPD dumm und ob der Morde wütend gemacht – und kopflos. Die SPD lässt es bis heute nicht an sich heran, welch brutale Tat ihr Volksbeauftragter Noske billigte. Die Spaltung der Arbeiterbewegung, mithin die Spaltung der Revolution, raubten der neuen Republik, die ja Ergebnis dieser Revolution war, die Grundlage. Die Feinde dieser Republik, zu denen Pabst zweifelsohne gehörte, hatten bald leichtes Spiel. So ist die Mannheimer Straße ein historischer Ort geworden. Ein Historiker schrieb, sie ende in der Lagerstraße von Auschwitz. Geographisch trifft das nicht zu. Die Mannheimer Straße beginnt am Fehrbelliner Platz und endet am Volkspark Wilmersdorf.


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Weg mit den Bausünden, die unser schönes Berlin verschandeln!

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von OLIVER OHMANN, 11. Februar 2019

Beispiel Breitenbachplatz in Dahlem

 

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Die Brücke zerschneidet den historischen Platz. Vor dem Brückenbau sah der Breitenbachplatz viel schöner aus Foto: Christian Lohse/picture-alliance (B.Z. Combo)

Immer öfter werden in den Bezirken breite Straßen zurückgebaut. Jetzt fordert eine Steglitzer Bürgerinitiative den Breitenbachplatz ohne Autobahnbrücke.

Es gab eine Zeit, da war der Breitenbachplatz in Dahlem ein Schmuckstück Berlins. Dann kam die Betonbrücke – und seitdem liegt ein Schatten über dem zerschnittenen Platz.

Das Dilemma nahm 1954 seinen Lauf, als der West-Berliner Senat erste Planungen für eine Stadtautobahn vorlegte. Damals schon vorgesehen war der Autobahn-Abzweig zum Breitenbachplatz. Geplant war die Weiterführung der Autobahn entlang der Schildhornstraße nach Tempelhof.

Diese Pläne wurden 1978 verworfen, aber da war die Brücke am Breitenbachplatz – eigentlich Teil der nie gebauten Autobahn – schon da. 1971 hatten die Baumaßnahmen begonnen. Seitdem zerschneidet die mächtige Beton-Überbauung den einstigen Schmuckplatz.

 

Eine Bürgerinitiative will das ändern – und fordert: Reißt die Brücke ab!

Ulrich Rosenbaum (73) von der Bürgerinitiative Breitenbachplatz trommelt für den Abriss, 170 Unterstützer sind mit dabei: „Machen wir den Platz wieder zu unserem Platz. Lebenswert statt autogerecht.“ Diese Forderung unterstützen auch viele Anwohner, die sich mehr und mehr um den Kiez sorgen.

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Ulrich Rosenbaum (73) kämpft gegen die massive Betonbrücke, die den Breitenbachplatz seit mehr als vier Jahrzehnten teilt (Foto: Christian Lohse)

Unzählige Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Der ab 1902 kunstvoll gestaltete Platz galt einst als „Tor zu Dahlem“, seit 1913 mit U-Bahnanschluss. In den Zwanzigerjahren entstand eine Künstlerkolonie, Architektur im Stil von Bauhaus und Neuer Sachlichkeit prägen den Platz. „Die Brücke ist wie eine Mauer, darunter leidet die Aufenthaltsqualität“, sagt Rosenbaum. „Ein halbes Dutzend Geschäfte steht heute leer. Der türkische Gemüsehändler ist weg, die Weinhandlung, zuletzt machte der bekannte Blumenladen Florian zu.“

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Der bekannte Kiez-Blumenladen „Florian“ machte im Dezember dicht (Foto: Christian Lohse)

Aber wie stellt sich die Bürgerinitiative den Abriss vor? Wohin mit den Autos und dem Verkehr? Schließlich passieren täglich über 20.000 Fahrzeuge den Breitenbachplatz. „Wir wollen, dass der Verkehr ebenerdig verläuft, auf Tempo 30 gedrosselt und mit Radstreifen versehen. Der überregionale Verkehr soll auf die Stadtautobahn ausweichen.“ Umgehungsverkehr durch angrenzende Wohnstraßen soll durch Bremsschwellen und Parkbuchten abgeschreckt werden.

Platz für neue Wohnungen 

Der Abriss der Brücke würde laut Bürgerinitiative rund zwei Millionen Euro kosten. Rosenbaum betont: „Man würde dabei auch Platz für neue Wohnbebauung schaffen. Eine Win-win-Situation.“

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Der Abriss der Brücke würde 2 Millionen Euro kosten, aber Platz für Wohnbebauung schaffen (Foto: Christian Lohse)

Die Signale aus der Bezirkspolitik bezeichnet Rosenbaum als positiv. „Spätestens wenn die nächste Sanierung der Brücke ansteht, würde wohl kaum jemand dafür stimmen.“ Entscheiden muss jedoch der Senat. Für den Abriss sprach sich auch Ex-Senatsbaudirektor Hans Stimmann (77) aus und bezeichnete den Brückenbau als einen städtebaulichen Fehler.

Bereits 1975 hatte Bausenator Harry Ristock (SPD) das von seinem Vorgänger genehmigte Bauwerk scharf kritisiert („Schadet dem Stadtbild“). Doch da war es schon zu spät und Dahlem hatte seinen Breitenbachplatz an der Sonne verloren.

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