Über kaum einen politischen Begriff wurde in den vergangenen Jahren so intensiv diskutiert, wie über den Heimatbegriff. Sogar ein Bundesministerium wurde ihm gewidmet. Dabei ist keineswegs eindeutig, worauf sich der Begriff überhaupt bezieht: Ist Heimat ein Ort, ein Gefühl oder ein „Raum aus Zeit“, wie der Filmemacher Thomas Heise vor kurzem poetisch in einem Filmtitel behauptet hat? Klar ist: Im globalen Maßstab hat das Konzept eine überaus prekäre Konnotation. Denn allein im Jahr 2018 waren rund 70 Millionen Menschen auf der Flucht, mussten also ihre Heimat verlassen.
Warum wird der Begriff also gerade heute so exzessiv bemüht? Benötigen Menschen eine Vorstellung von Heimat für ihre persönliche Identität? Und gilt dies möglicherweise ganz besonders in Zeiten globaler Migrationsbewegungen und eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels? Schafft die Vorstellung einer gemeinsamen Heimat gar gesellschaftlichen Zusammenhalt? Oder befördert sie vielmehr Abgrenzung, Ausgrenzung und gegenseitiges Misstrauen? Was bedeutet Heimat denjenigen, die sie verlassen mussten? Und ist es möglich, sich an mehreren Orten heimisch zu fühlen?
Die fünf Debattenbeiträge im PDF-Format können Sie hier downloaden.
Die Debattenbeiträge
Heimat als gemeinsames Projekt
Für die Kulturwissenschaftlerin und Friedenspreisträgerin Aleida Assmann bedeutet Heimat Zugehörigkeit und Zusammenhalt.
Heimat als vorübergehendes Nicht-Exil
Für den Philosophen Peter Sloterdijk ist Heimat Ausgangspunkt unseres Lebensweges und Sehnsuchtsort zugleich.
Heimat ist kein Ort, Heimat das bin ich
Abdul Alzuabi studiert Bauingenieurwesen in Berlin. Für ihn ist Heimat vor allem ein individuelles Gefühl.