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Die Architektur der Künstlerkolonie Berlin und deren Architekten

Ernst und Günther Paulus begannen erst 1927 mit dem Bau von Wohnsiedlungen. Deshalb soll auf die ausführliche Darstellung der Entwicklung des Massenwohnungs­baus vor diesem Zeitraum verzichtet werden. Es ist bezeichnend, daß die Architekten auch hier recht spät an einem Prozeß Anteil hatten, der so wesentlich für die Verbreitung des „Neuen Bauens” sorgte.

Berlin-Schmargendorf, “Künstlerkolonie” 1928-1931 (Kat. 102), Lageplan unter Verwendung eines Ausschnitts der Karte von Berlin Nr. 4142 (Wilmersdorf 1977)

 

In diesem Jahr 1927, dem ersten, in dem eine Wohnsiedlung der Architekten vollendet wurde, erreichte Berlin mit 27.000 Wohnungen den Höhepunkt des Wohnungsbaus zwischen 1924 und 1931. Mit der 1924 eingeführten Hauszinssteuer und mit neuen, gemeinnützigen Bauträgern konnte die staatliche Wohnbaupolitik über einige Jahre erheblich zur Besserung der großen Wohnungsnot ,Minderbemittelter‘ beitragen. Staatlich gesicherte Rahmenbedingungen, einhergehend mit möglichst preisgünstiger Erstellung, beförderten die bekannte Entwicklung der Wohnsiedlungen. Sie reicht von der Gesamtanlage, bei der sich in den späten Zwanziger Jahren der Zeilenbau gegen die Blockrandbebauung durchgesetzt hatte, über die auf das Notwendigste reduzierte, funktionale Fassadengestaltung, hauptsächlich durch Gliederungen in Form von Eingängen und Treppenhausachsen, Loggien oder Balkons, bis hin zu den Grundrissen mit vorgegebenen Zimmergrößen und ökonomischer Anordnung der Funktionen.

Rationalisierung und Typisierung waren bestimmende Vorgaben, denen nach Möglichkeit auch der Bauprozeß selbst unterworfen wurde, beispielsweise mit vorge­fertigten Elementen. Besonders am Zeilenbau konnte man immer wiederkehrende Typen aneinanderfügen, weil es keiner Abweichung durch Ecklösungen bedurfte. Trotz der breit publizierten Forderung nach – auch durch maschinellen Einsatz – rationalisierter und industrialisierter Bautätigkeit in Großprojekten des Wohnungsbaus unterblieb dies angesichts der hohen Arbeitslosigkeit.

Sowohl in der großen Form als auch am einzelnen Aufriß wurden besonders in Berlin bedeutende Lösungen gefunden, etwa mit der Hufeisensiedlung von Bruno Taut und Martin Wagner (1925-1927) oder den Bauten von Hans Scharoun und Hugo Häring in der Siedlung Siemensstadt ( 1929-1931 ). Im betrachteten Zeitraum entwarfen Ernst und Günther Paulus fast ausschließlich in Berlin Wohnsiedlungen von unterschiedlicher Größe und Struktur. Die auftraggebenden Wohnungsbaugesellschaften wechselten. Die erste Bauherrin war die Domus AG, für die in Wilmersdorf eine dreiseitige Blockrandbebauung um einen großzügigen Gartenhof entworfen wurde (WV 1927 /4).323 Mit der Künstlerkolonie, dem zweiten Projekt, begannen die Architekten 1928.

Die Fertigstellung von drei Blöcken mit rund 550 Wohnungen zog sich bis in das Jahr 1931 hin. Bauherrin war hier eine eigens von der Berufsgenossenschaft deutscher Bühnenangehöriger und dem Schutzverband deutscher Schriftsteller gegründete, gemeinnützige Heimstättengesellschaft, die ,,Künstlerkolonie“.

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Berlin-Schmargendorf, “Künstlerkolonie”, Block C/III, Übersichtsplan Steglitz-Zehlendorf, BWA, Archiv, Bauakte

 

Den Umbruch in der deutschen Wohnungsbaupolitik markierte die Brüningsche Notver­ordnung im Oktober 1931, in der, ein Rückgriff auf frühere Entwicklungen, bevorzugt die vorstädtische Kleinsiedlung und die landwirtschaftliche Siedlung zur staatlichen Förderung vorgesehen wurden. Im Werk von Ernst und Günther Paulus ist als Reflex auf diesen Umbruch die vorstädtische Reihenhaussiedlung Berlin-Marienfelde auszumachen. Auch in ländlichen Regionen wurden sie daraufhin tätig, indem sie die „Pflug und Egge” Landsiedlungsgesellschaft gründeten.

Mit dem Regimewechsel 1m Januar 1933 wurde wohnbaupolitisch zunächst an die Kleinsiedlungen im Grünen, an den Stadträndern, angeschlossen. Erst ab 1935/36 erfuhr der Geschoßwohnungsbau wieder verstärkte staatliche Unterstützung. Mehrere vorbereitende Gesetze und Verordnungen mündeten in den Vierjahresplan vom Oktober 1936, der die Kriegsvorbereitung in allen Bereichen zum Ziel hatte. Bezüglich des Massenwohnungsbaus verabschiedete man sich vom Ideal der parzellierten Klein­siedlung, um wieder das konzentrierte, in der Herstellung kostengünstigere Wohnen in mehrgeschossigen Großsiedlungen zu unterstützen.

Das betraf insbesondere die in der Rüstungsindustrie beschäftigte Arbeiterschaft. Es war sicherlich vor allem Günther Paulus, der den später zur ausschließlichen Bauauf­gabe werdenden Siedlungsbau betrieb. Die Anzahl der Projekte und ihr jeweiliger Umfang allein würden eine monothematische Arbeit rechtfertigen. Im hier vorliegenden ersten Überblick über das Gesamtschaffen von Vater und Sohn ist es jedoch nicht möglich, so ausführlich darauf einzugehen, wie es angesichts der zahlreichen Projekte in diesem Bereich angemessen wäre. Viele ungeprüfte Angaben aus den beiden Hauptquellen müssen aus Zeitmangel übernommen werden; gerade die ausführlichere Archivrecherche über den Siedlungsbau hätten einen den Rahmen weit über­schreitenden Aufwand erfordert, der jedoch keinen wesentlichen Erkenntnisgewinn versprach.

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Berlin-Schmargendorf, “Künstlerkolonie”, Block A/I und B/II, Übersichtsplan, in Schäfer 1928, S. 127

 

Drei Projekte wurden exemplarisch ausgewählt: Die Künstlerkolonie Schmargendorf zeigt in ihrem ersten Block noch deutliche Einflüsse des „Individualbaumeisters” Ernst Paulus, ihr dritter Block hingegen weist stark versachlichende Tendenzen auf, die Günther Paulus zuzuschreiben sind. In der Siedlung „Am Mühlengrund” (Zehlendorf) bauten die Architekten für zwei verschiedene Wohnungsbaugesellschaften. Beginnend im Jahr 1930, wurde der Abschnitt für die zweite Bauherrin nach dem Regierungs­wechsel von 1933 fertiggestellt. Neben diesen mehrgeschossigen Siedlungsprojekten wird auch eine Reihenhaussiedlung vorgestellt, die dem Kleinsiedlungsideal der Zeit von 1931 bis 1936 nahekommt, jedoch durch ihre zeilenförmige Anordnung gleichzeitig moderne Bestrebungen aufnimmt. 

„Künstlerkolonie” Berlin-Schmargendorf

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Berlin-Schmargendorf, “Künstlerkolonie”, Aufrisse der Fassaden des Blocks A/I am Laubenheimer Platz (heute Ludwig-Barnay-Platz), in Schäfer 1928, S. 126 links

 

Zum Ende des Jahres 1931 wurde der letzte von drei Blöcken einer Siedlung für eine besondere Klientel vollendet. Mit konkreten Planungen war bereits 1926 begonnen worden. In seinem Roman „Lydia Faude” aus dem Jahr 1965, der überwiegend in der Künstler­kolonie handelt, übernimmt Martin Kessel für jene drei Blöcke die angeblich gängigen Bezeichnungen „Tintenburg“, ,,Stempelburg” und „Wanzenburg“.

 

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Die Bauherrin, die eigens von der Berufsgenossenschaft deutscher Bühnenangehöriger und dem Schutzverband deutscher Schriftsteller gegründete gemeinnützige Heimstätten­gesellschaftKünstlerkolonie“, wollte günstigen Wohnraum vor allem für künstlerisch Schaffende aus den Bereichen Literatur und Theater zur Verfügung stellen. Aber auch einige Ateliers für Maler, mit Oberlicht versehen, wurden in den Dachgeschossen erstellt. Die Grundsteinlegung fand im Februar 1927 statt, und der Grundstein trägt eine eingemeißelte Inschrift, die den ersten Block, die „Tintenburg“, den literarischen und Bühnenkünstlern widmet: Aus dem Nichts schafft Ihr das Wort, und Ihr tragt’s lebendig fort, dieses Haus ist Euch geweiht, Euch, Ihr Schöpfer uns ‘rer Zeit.

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Viele prominente Künstler, Schriftsteller und Personen anderer, auch politischer Bereiche wohnten im Lauf der Zeit im „Schwabing am Laubenheimer Platz”, so etwa Ernst Bloch, Sebastian Haffner, Joachim Ringelnatz; Johannes R. Becher und Ernst Busch; Lil Dagover und Klaus Kinski; Klaus Schütz und Wolfgang Leonhard, und sogar Hans Scharoun

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Berlin-Schmargendorf, “Künstlerkolonie”, Innenhof des Blocks A/I, in Schäfer 1928, S. 128

 

Die Bezeichnung „Stempelburg” und „Wanzenburg” bezog sich auf die schwierigen Verhältnisse der Bewohner. In der Inflationszeit, die mit der Fertigstellung der Siedlung zusammentraf, sollen drei Viertel der Bewohner arbeitslos gewesen sein. Vor und mit Beginn des nationalsozialistischen Regimes häuften sich Übergriffe auf die Siedlung, deren Bewohner politisch überwiegend links eingestellt waren; auch viele jüdische Mieter wohnten in der Kolonie.

Aus heutiger Sicht und im Hinblick auf eine „sprechende” Architektur erscheint es verwunderlich, daß für diese linke, intellektuelle Klientel die konservativen Architekten Ernst und Günther Paulus ausgesucht wurden. Viel besser ist in diesem Zusammenhang eine ganz moderne Siedlung vorstellbar, sachlich, weiß verputzt und mit Flachdächern versehen. Gesamtanlage Die ersten Pläne vom Januar 1927 beinhalten den ersten und zweiten Block nördlich und südlich einer Platzbildung. Beide Blockrandbebauungen sollten sich zum Platz hin durch Arkadengänge öffnen, um Zusammengehörigkeit und Kommunikation der Bewohner zu fördern. Dem Erholungs- und Ruhebedürfnis hingegen sollten die abgeschlossenen Gartenhöfe dienen. 

Nach Vollendung des ersten Blockes im Frühjahr 1928 ergaben sich erste Änderungen für den zweiten Block, der im Winter 1929bezugsfertig war: Wenn nun [. . .} nach dem Laubenheimer Platz zugebaut werden muss, um erträgliche Mieten zu erzielen, so ist die gesamte Anlage in ihrer Wirkung vernichtet. Mit dem dritten Block, von dem nur ein Teil zur Ausführung kam, wurde Ende 1930begonnen. Er schließt sich im Westen an den Laubenheimer Platz bzw. die Bonner Straße an (vgl. auch Luftbild, WV 1928- 1931/1 ).

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Berlin-Schmargendorf, “Künstlerkolonie”, Aufriss der Nordseite (Ausschnitt) des Block B/II, August 1928, Steglitz-Zehlendorf, BWA, Archiv, Bauakte

 

Waren die Langseiten der beiden ersten Komplexe noch nach den besonnungstechnisch nicht ganz so günstigen Nord- und Südseiten ausgerichtet, beachtete man dies bei diesem dritten Bauteil nun betont: Bei der Durchführung des Bauvorhabens der Künstlerkolonieist von den künstlerischen Bearbeitern des Projektes, den Herren Ernst und Reg-Baumeister a.D. Dr.-Ing. Günther Paulus darauf Rücksicht genommen worden, dass die Lage der Wohnungen möglichst Ost-West-Wohnungen ergibt.

Der Bezug auf den Laubenheimer Platz mit dorthin orientierten Öffnungen ist hier völlig aufgegeben, obwohl der Block westlich an den Platz grenzt. Dieser dritte Bauteil bezieht sich hingegen mit seiner Öffnung in Richtung Westen auf eine zwar geplante, aber nicht mehr zustandegekommene Fortsetzung. Nach Vollendung des letzten durch Paulus entworfenen Bauteils der Künstlerkolonie 1931war die Verwendung der Haus­zinssteuermittel für mehrgeschossige Mietwohnhäuser bereits gestoppt worden. Gestaltung Im ersten Block der Künstlerkolonie, der sich zwischen Südwestkorso und heutigem Ludwig Bamay-Platz erstreckt und im Osten von der Laubenheimer, im Westen von der Bonner Straße begrenzt wird, mischen sich in den Entwürfen die bewährten, behaglich-konservativen Gestaltungsmittel von Ernst Paulus mit sparsam verwendeten, expressionistischen Akzenten. Die Planung mußte im Verlauf geändert werden, da der Dispens zu einer überwiegend fünfgeschossigen Bebauung nicht erlangt werden konnte. Ursprünglich sollten die drei geschlossenen Seiten fünfgeschossig sein, um die vierte Seite zum Platz hin sanft abzustufen, über fünfgeschossige Ecken, die wie Kopfbauten wirken, auf viergeschossige Bauten bis zur symmetrischen Öffnung der Mitte. Dort war ein dreigeschossiges Haus geplant, das zu beiden Seiten mit Arkaden­gängen an die viergeschossigen Bauten anschloß.

Man findet hier herkömmliche Gestaltungsmittel wie ein massives Sockelgeschoß und das Mansardwalmdach. Da die Platzfassade nach Norden ausgerichtet ist, sind über­wiegend Fenster und nur wenige Loggien in streng achsgerechter Reihung angeordnet. Tatsächlich verwirklicht wurden die backsteinsichtigen Sockel, auf denen sich verputzte Mauem erheben. Weitere Akzente wie etwa Eingänge, Erker und bevorzugt behandelte Gebäudeecken sind ebenfalls in dem auffallenderen, roten Material gestaltet. Die Arkadengänge, backsteinsichtig und in Parabeiform, sollten ebenerdig ursprünglich mit Gewölben versehen werden. Auf diesen Arkaden waren Dachgärten geplant, die ein luftiges Flanieren möglich machen sollten. Schutz in der Höhe boten durchbrochene Brüstungen, die mit Skulpturen, rhythmisch den Pfeilern folgend, aufgelockert werden sollten. Leider wurde aus den schönen Plänen nichts. Was blieb, war zwar die durch Arkaden unterbrochene Platzwand, aber alle Gebäude dieser Seite wurden einheitlich viergeschossig gebaut. Die Arkaden beschränkte man auf je fünf Bögen pro Seite. Davon wurden je zwei verschlossen, die als Müllkastenräume und Transfomatoren­häuschen dienen.

Die Wirkung der abgestuften Traufhöhen zum Platz hin, eine freundlich einladende Geste, ist verloren, und der viergeschossige Mittelbau erscheint monolithisch mit seinen hohen, kahlen Brandmauern, die zu den eingeschossigen Arkaden nicht zu vermitteln vermögen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes wurde die Öffnung der Häuserwand im Verlauf der Planung vollständig gestrichen. Lediglich mit der von fünf auf vier Geschosse herabgestuften Bebauung, die dort möglich war, wird Bezug genommen auf die besondere Situation am Platze.

Eine Einleitung der Platzsituation zeigt die Fassade des ersten Blockes an der Ecke Bonner Straße und Laubenheimer Platz. Hier ist keine rechtwinklige Kante gegeben wie an seinen anderen Ecken. Durch die diagonale Kappung entsteht eine Fläche, betont durch einen breiten Erker. Die Horizontalität wird unterstrichen durch Zusammenfassung der Fenster mit schmaler Gesimsrahmung. Zwischen den Fenstern, die durch kleinteilige Sprossen belebt sind, ist als Intarsie das Bauzeichen von Günther Paulus, die „Schwalbe” eingelassen. Weitere Erker, aber nicht in dieser breiten Ausprägung, haben die Vorderfassaden zum Südwestkorso und zur Laubenheimer Straße und dem gleichnamigen Platz. Sie alle sind mit Backstein verkleidet.

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Ecke Bonner Straße und Laubenheimer Platz
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Erker, Entwurf

 

Ihre Grundform ist die Hälfte eines Achtecks, und sie ruhen auf einer mehrfach abge­treppten Konsole. Ihre Dreigeschossigkeit wird unterstrichen durch Gesimsbänder, die die Stockwerke betont voneinander absetzen und durch leichte Auskragung zu einer teleskopartigen Wirkung des Bauteils führen. Ein eigenes kleines Dach schließt den Erker oberhalb der Traufe ab. Solche liebevollen Details konnten am ersten Block der Kolonie noch realisiert werden, mußten aber beim zweiten und dritten Abschnitt aufgegeben werden. Wie bereits beschrieben, änderte sich die Gestaltung des zweiten Blockes im Lauf der Planung. Dies betraf nicht nur die Öffnung zum Platz, sondern auch die Anordnung entlang der südlichen Langseite Kreuznacher Straße. Zum Zweck der besseren Belichtung wurde aus einer „Straßenwand” eine vierfach versetzte Flucht.

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Staffelung entlang der Kreuznacher Straße

 

Sie trägt zudem wesentlich zur Belebung bei. Erker oder abschnittweise Geschoßer­höhungen wie an der vergleichbar langen Fassade zum Südwestkorso (vgl. Abb. WV 1928-1931 /1, Block All) waren, wohl vor allem aus ökonomischen Gründen, nicht mehr möglich. Mit dem dritten Block, dessen Pläne im Juni 1930 entstanden, hatten sich Ernst und Günther Paulus endgültig von der gediegenen Behaglichkeit, die vor allem noch der erste Block ausstrahlt, verabschiedet. Der Not der Zeit gehorchend, ist der ganze Block fünfgeschossig ausgeführt worden. Eine spürbar sachlichere Gestaltung kommt nun zur Anwendung. Da, wie beschrieben, der Ausrichtung nach Ost und West für diese Wohnungen der Vorrang gegeben wurde, im Gegensatz zu den beiden ersten Blöcken, erstreckt sich die längste Fassade entlang der von Nord nach Süd verlaufenden Bonner Straße. Es ist zu erkennen, daß die Fassadengestaltung ausschließlich dem Aspekt der Besonnung unterworfen ist. 

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Block 3, Nordseite (Südwestkorso)

 

Ganz diesem Funktionalismus gehorchend, ist die dem Südwestkorso zugewandte Fassade einzig von achsgerechten Fensterreihen dominiert, die im verputzten Mauer­werk ohne jedes dekorative Detail auskommen müssen. Damit unterscheidet sich dieser Bauteil vollständig vom östlich, jenseits der Bonner Straße anschließenden ersten Block (vgl. WV 1928-1931/1, Abb. Block A/I). Auflockerung und Abwechslung entsteht an der westlichen Seite durch die Balkone – nicht mehr Loggien wie in Block A und überwiegend auch B – mit ihren Klinkerverkleidungen. Das Sockelgeschoß besitzt nicht mehr die starke Betonung der ersten Blöcke, das Dach weist eine flachere Neigung auf und wird durch ein Traufgesims in Backstein abgesetzt. Akzente aus Klinker kommen auch an den Ecken vor, sie sind zum Teil vom Sockel bis zur Traufe damit verkleidet. Viele der hier angewandten Gestaltungsmittel finden sich in der Siedlung ,,Am Mühlen­grund” in Berlin-Zehlendorf wieder. Für die Heimstätten-Siedlungsgesellschaft entwarfen die Architekten, ebenfalls im Jahr 1930, den nördlichen Teil dieser Wohnanlage.

In Anlehnung an die Kreuzkirche sind in den Entwürfen des dritten Blockes einige Details zu finden, die leider nicht zur Ausführung kamen. Einzige Ausnahme ist die Mittelachse an der langen Zeile entlang der Bonner Straße, die sich über alle fünf Geschosse als Doppelbalkons erstreckt. Die „Schwalbe” ist hier auf den Brüstungen zu finden, in der auch an der Kreuzkirche angewandten Farbkombination von blauer Keramik auf rotem Klinker.

 

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Balkone Bonner Straße

 

Figürliche Bauskulptur zeigen die Entwürfe sowohl des dritten Blockes als auch dessen westlicher Erweiterung, die nicht mehr gebaut wurde. An den beiden Kopfbauten des Richtung Westen geöffneten Blockes, am heutigen Steinrückweg, hatten die Architekten in Höhe des ersten Obergeschosses stehende Skulpturen geplant, die die zweiflügelige Eingangssituation flankieren sollten.

Auf Konsolen stehend, erinnern sie an den Turm der Kreuzkirche, der an allen vier Ecken ähnlich gestaltete Skulpturen aufweist. Sie zeigen die überlängten Formen der Art Deco. Höchstwahrscheinlich wären sie im Fall der Ausführung von Felix Kupsch, der auch die Skulpturen der Kreuzkirche in dieser Form entwarf, geschaffen worden. Anzunehmen ist außerdem, daß blaue Keramik vorgesehen war, von dunkelroter Klinkerverkleidung hinterfangen. Während am Turm der Kreuzkirche Spiralpfeiler die vertikale Vorlage bildeten, wären hier, ganz profan, die Fallrohre dazu verwendet worden.

Eine Belebung der sachlichen Gebäude durch Skulpturen planten die Architekten auch an der Hofseite der unverwirklichten Fortsetzung des dritten Blockes. Auf dem Entwurf ist nicht genau zu erkennen, ob die Skulptur Bestandteil des mittleren Pfeilers der Durchfahrt ist, oder ob sie davor plaziert ist. Als hoher Sockel, der sie über den Sturz der Durchfahrt schiebt, sieht der Entwurf eine gedrehte Klinkersäule vor, Reminiszenz an die gleichartigen Pfeiler der Kreuzkirche.

An der etwa gleichzeitigen Tempelhofer „Bärensiedlung” (WV 1930/3) wurden solche Skulpturen realisiert, allerdings auf glatten Pfeilerflächen.

 

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Entwurf Künstlerkolonie Block 3, Juni 1930

 

Weitere „Nachwehen” des Expressionismus, mit dem Ernst und Günther Paulus mit der Kreuzkirche ihren größten Erfolg feiern konnten, waren in ähnlicher Komposition an der Eckgestaltung Südwestkorso und Bonner Straße geplant, aber eben nur geplant. Die Ausführung unterblieb; wahrscheinlich aus Gründen des wirtschaftlichen Drucks, vielleicht aber auch, weil diese Formen nun für den Zeitgeschmack obsolet waren.

 

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Ecke Südwestkorso und Bonner Straße

 

Die auffallend geformte Blockecke, die zurückspringt und innen zugunsten eines Haus­eingangs abgeflacht ist, wirkt als einladende, öffnende Geste für die Bonner Straße. Zwar wurde die Klinkerverkleidung dieser markanten Eckaussparung verwirklicht, nicht aber die dafür vorgesehene Skulptur in Höhe des ersten Obergeschosses, so daß die Flächen reichlich nackt wirken. Lediglich die Laibung der Eingangstür erhielt eine Verkleidung in blauer Keramik. Wohnungsgrundrisse und Erschließung Für den ersten der drei Abschnitte hatten Ernst und Günther Paulus sechs verschiedene Typen von Wohngrund.rissen entworfen. Die Wohnungen haben eine Größe von zweieinhalb, dreieinhalb und viereinhalb Zimmern, wobei der Typ mit zwei Zimmern und einer Kammer überwiegt: Von den insgesamt 127 Wohnungen gibt es davon 77.

Die Wohnungen sind quer zu den Fronten angeordnet, so dass eine gute Durchlüftung gewährleistet ist. Die Küchen sind stets nach Norden, die Wohnräume nach Süden ausgerichtet. Die Eingangstüren befinden sich jeweils an den Straßenseiten, während die Treppenhäuser zum Hof weisen. Pro Geschoß werden in den insgesamt 13 Wohn­gebäuden des ersten Blockes je zwei Wohnungen erschlossen. Die Vielzahl der Typen erklärt sich aus der Blockrandbebauung, die an den unterschiedlich ausgeformten Ecken eine Änderung der Raumanordnung gebietet.

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Dabei wurden alle Wohnungen eines Geschosses der jeweiligen Ecktype zusammen­gefaßt wie beispielsweise die dreispännig erschlossenen Wohnungen an der Ecke Südwestkorso und Bonner Straße.

Die Durchwohngrundrisse folgen einer einheitlichen Grundstruktur mit zentralem, fensterlosem Flur, um den alle Räume angeordnet sind, die so von dort aus betreten werden können. So werden Durchgangszimmer vermieden, Intimität und Abge­schlossenheit werden bewahrt.

Der zweite Block weist in 20 Wohngebäuden 196 Wohnungen auf. Während am ersten Block nur Loggien vorkommen, gibt es hier zum innen gelegenen Gartenhof an zwei Seiten, ausgerichtet nach Süden und Westen, auch schon Balkone. Am dritten Block finden sich ausschließlich Balkone. Beide Freiraumformen haben Vor- und Nachteile: die Loggia ist stärker wind- und sichtgeschützt, nimmt jedoch dem anschließenden Zimmer viel Licht, der Balkon ist dem Wind ausgesetzt, erweitert aber den Raum über die Bauflucht hinaus und bietet ein stärkeres Freiraumgefühl. Im zweiten Block wurden nur kleinere Wohnungen geplant: Dieser Baublock soll den Junggesellen unter den Künstlern vorbehalten bleiben {. . .].  Die vielfältigen, komplizierten Ecktypen des ersten Blocks sind bereits vereinfacht. Die Typenbe­zeichnung ist hier umgestellt auf arabische Ziffern mit der Bezeichnung A bis D. Eine Wohnung mit anderthalb Zimmern, also Zimmer und Kammer, wird als „Dreiraum­wohnung” bezeichnet, wobei die Küche einbezogen ist. Dabei ist das Raumangebot jedoch mit einer Größe von knapp 54 qm großzügig bemessen. Die oben beschriebene Grundstruktur der Erschließung aller Räume durch den Flur wird beibehalten.

Die zunehmende Erfahrung und Routine mit dem Massenwohnungsbau wird in den Plänen für den dritten Block spürbar. Ein standardisiertes Verfahren mit Maschinen­schrift und Lichtpausen-Drucken, das in gleicher Form bei der „Heimstätten”-Siedlung Zehlendorf zu finden ist, weist bereits auf die Hinwendung zum rationalisierten und typisierten Bauen der Architekten. Auf großen Übersichtsplänen werden auf einen Blick die Typenzuordnung und die Wohnungen aller 20 Wohngebäude gezeigt. Da beim dritten Block durchgängig vier Obergeschosse möglich waren, konnten in diesem Block 225 Wohnungen erstellt werden.

 


Entnommen der Dissertation von Frau Bettina Held zu  
Die Architekten Ernst und Günther Paulus, Eine Werkmonographie,
2004, FU Berlin

© mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Bettina Held


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Gärtnern in der Künstlerkolonie

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Liebe Nachbarn,

vielen Dank für die vielen Vorschläge zur Verschönerung der

Künstlerkolonie und Ihrer Bereitschaft daran mitzuwirken.

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Wir treffen uns zu einem ersten Austausch am

 

Samstag, dem 21. September 2019 um 11 Uhr

 

vor dem Haus Südwestkorso 40

 

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Viele Grüsse

 

Margaretha 0157 73124223                                   Christian 0178 1986638


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Buchvorstellung LETZTE SCHLACHTEN: Kurze Geschichten von Peter Kiefer

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Im Rahmen unseres Künstler Stammtischs stellte der Autor Peter Kiefer sein unterhaltsames neues Buch vor.

 

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Einer spielt Cowboy und stellt fest, dass Schießeisen einer ganz anderen Logik folgen. Einer begegnet seiner zusammenfantasierten Liebe, die freilich eine ganz andere ist, und gerät in einen Strudel politischer Handlungen. Einer leiht sich einen Hund aus, um einen Flirt in die Wege zu leiten, und findet sich im Bett mit einem Hundebaby wieder. Eine junge Frau krabbelt in fremde Hotelbetten und muss deshalb ihre beiden Tanten erschießen. Eine andere, die einen sanften Mord plant, wird vom Tod ihres Opfers überrumpelt. Einer bezieht evangelikale Prügel, weil er nicht von einer reuigen Sünderin lassen kann. Ein anderer will einen Einbrecher verprügeln und findet eine Frau, die ihm schon in selbiger Nacht untreu wird.

Peter Kiefer erzählt schrille, seltsame und manchmal traurige Geschichten über Scheidewege und Scharmützel im Geschlechterreigen. Selbst kleine Terrorakte sind nur der Liebe geschuldet.

Erschienen im Verlag p.machinery; Auflage: 1 (31. Juli 2019)


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Berliner Frauenpreis 2020: Ihre Vorschläge sind gefragt!

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Mit dem Berliner Frauenpreis werden seit 1987 Frauen gewürdigt, die sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern einsetzen. Auch im Jahr 2020 wird der Berliner Frauenpreis verliehen. Er würdigt diejenigen, die sich – ob im Hintergrund oder in der Öffentlichkeit – an vielen Orten und auf ganz unterschiedliche Weise für Chancengleichheit und Gleichstellung engagieren.

Gleichstellungssenatorin Dilek Kalayci: „Die Hälfte der Macht den Frauen, heißt es immer wieder. Dass das noch bei Weitem nicht so ist, erfahren wir jeden Tag. Es wird immer wieder deutlich, dass sich noch vieles ändern muss, bevor eine tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht ist. Angesichts dessen erleben wir inspirierende und kämpferische Frauen, die sich für eine Kultur der Gleichberechtigung einsetzen. Wenn es um die Anerkennung und Sichtbarmachung dieser Frauen geht, gibt es noch viel aufzuholen, was die Ehrung und Auszeichnung ihres Engagements, ihres Einsatzes, ihrer Ideen betrifft.“

Der Berliner Frauenpreis ist mit voraussichtlich 5.000 € sowie einer Skulptur dotiert. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz der Staatssekretärin für Gleichstellung Barbara König.
Die Preisverleihung findet anlässlich des internationalen Frauentags 2020 im März im Berliner Rathaus statt.

Damit Frauen die Aufmerksamkeit und Ehrung erhalten, die sie verdienen: Schlagen Sie eine Frau für den Berliner Frauenpreis 2020 vor, die es mehr als verdient hat, für ihr Engagement ausgezeichnet zu werden!

Alle Berlinerinnen und Berliner – sowohl Einzelpersonen als auch Personengruppen – sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge bis zum 1. Oktober 2019 für den Berliner Frauenpreis 2020 einzureichen.

Mail: frauenpreis@sengpg.berlin.de
Post: Alina Zimmermann, GPR 3, Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Oranienstr. 106, 10969 Berlin
Telefon: 030 9028 2767

Weitere Informationen zum Berliner Frauenpreis sowie die Unterlagen der Ausschreibung finden Sie hier: www.berlin.de/frauenpreis


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Tag des offenen Denkmals 2019 – Führungen durch die Künstlerkolonie/Künstlerfriedhof Berlin Wilmersdorf

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Die in Wilmersdorf gelegene Wohnsiedlung Künstlerkolonie (um den heutigen Ludwig-Barnay-Platz herum) entstand in der Zeit 1927-33 sowie 1938-39 und wurde schnell zur Heimstatt bedeutender Persönlichkeiten des Kulturlebens der Weimarer Republik.

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Die Rundgänge zu Kiezgeschichte und -kultur laden anhand des Projektes Ehemalige Bewohner der Künstlerkolonie zur Suche nach Spuren dieses legendären Viertels ein.

 

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Nähere Infos und Anmeldung unter 0178 1986638 oder christian@berlinerkuenstlerkolonie.de

 

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Albert Steinrück…Damals war’s…

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Das Leben ist eine Rutschbahn

Ein letzter Triumph des preußischen Staatstheaters 

Am 28. März 1929, um 23 Uhr kam es in Berlin zu einem Theaterereignis welches in die Theatergeschichte Berlins eingehen sollte und bis heute kein vergleichbares Ereignis solcher Bühnenkraft stattgefunden hat.

Die Gedenkfeier für Albert Steinrück

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In memoriam

Albert Steinrück. Bühnen- und Filmschaupieler, Regisseur, Direktor; geboren am 20. Mai 1872 in Wetterburg/Waldeck, gestorben am 11. Februar 1929 in Berlin. – Wesentliche Stationen: Schillertheater und (1905 bis 1908) Max Reinhardt Deutsche Theater Berlin; Hof- beziehungsweise Staatstheater München (1908 bis 1920); dann wieder Berlin, Deutsches Theater und Staatstheater. – Urwüchsiger Charakterdarsteller nicht ohne Aura der Innerlichkeit, genialische Bohemenatur; anfänglich (dann lebenslang nebenberuflich) Maler. -Unter anderem Woyczek der Münchner Uraufführung (1913); Shakespeare-, Schiller-, lbsen-, Strindberg -, Haupmann-Rollen, entscheidend beteiligt an den Erfolgen Wedekinds. Im Film zum Beispiel Partner Elisabeth Bergners ( ,Fräulein Else“ ).

Heinrich Mann, aus der Sicht de Freunde, in seinen „Erinnerungen an Albert Steinrück„: ,,Er war einer der vollständigsten Menschen. Er hatte beides, die Kraft und die Feinheit.“ (Essays Bd. I, Bin. 1954, . 43 ff.)-

Alfred Polgar, Nachruf: ,,Er stand wie ein Baum, breiten Schatten werfend, wuchtig und schwer in der dramatischen Landschaft. Wenn er, gefällt, stürzte, war das erschütternd … „. (Kleine Schriften Bd. 6, Hbg. 19 6 . 426 ff.)

Trotz der seit dem letzten Weltkrieg vielfältig vorangeschrittenen Theaterwissenschaft scheint eine Monographie über Steinrück, soweit bisher zu ermitteln war, noch nicht zu existieren. Ein recht kümmerlicher Artikel in H. Rischbieters Theater-Lexikon (Zürich 19 3) verzeichnet nur zwei „Quellen“ mit teils umstrittenem Inhalt (W. Drews : Die Großen des deutschen Schauspiels , 1941; H. Jhering: von Josef Kainz bis Paula Wessely, 1942). – nachzutragen wäre zum Beispiel das einschlägige Kapitel in: Begegnungen mit Schauspielern. Zwanzig Porträts aus dem Nachhlaß (Bln./ R 1967· Neuauflage 1977) des – ebenfalls umstrittenen – Arnolt Bronnen. – Abschließend zur Person sci wenigstens noch Rudolf Fernau erwähnt der in einem, aus der Flut der Schauspieler-Memoiren herausragendem Lebenstage­buch „Als Lied beganns‘ … „(zuerst Frankfurt/Bln. 1972) ein sehr lebendiges Porträt seines Lehrers Steinrück skizziert hat.

Dessen Ehrengrab befindet sich übrigens auf dem städtischen Friedhof Zehlendorf, Onkel-Tom-Straße 30.

Ein Verbindungsweg von der Kreuznacher Straße zum Südwestkorso an der Wilmersdorfer Künstlerkolonie trägt Steinrücks Namen. –

Kaum ein Berliner Theaterprogramm der vielmemorierten, genannten „goldenen“ zwanziger Jahre dürfte eine solche Fülle prominenter Namen – und nicht nur der Bühne! – vereinen wie der hier repr oduzierte Anschlagzettel für die einmalige Nachtvorstellung vom 28. März 1929 im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Man studiere die Besetzung des Wedekindschen „Marquis von Keith“ bis hinunter zur Statisterie sowie das nichttheatralische Personenaufgebot (wovon der „Ehrenausschuß“ sicher nur eine zussätzlich anlockende Schirm­herrenfunktion hatte): zumindest als Theaterfreund wäre man gern dabei gewesen . . .Sind auch etliche Darsteller von der schnellebigen Nachwelt schon wieder vergessen, so ragen genügend andere in ihrer künstlerischen Wirkung noch unvergessen in unsere Gegenwart.

Nun sollte man sich von dem kulturellen Glanz einer derart singulären Veranstaltung, nicht über den tristen ja makabren Zeitgeschichtlichen Hintergrund hinwegtäuschen lassen, der sich – für das Jahr 1929 in Beispielen kurz zusammengerafft – etwa so darbietet: ,,Anhaltende Arbeitslosigkeit, Verschärfung der Lohnkämpfe Streik und Aussperrungen, defizitäre Finanzentwicklung. Blutige kommunistische Aktionen am 1. Mai in Berlin. Neuer Aufschwung der Nationalsozialisten ( … ) Die Schauspieler protestierten im Februar gegen ihre wirtschaftliche Lage. Polizeiliche Eingriffe in die Spielpläne einiger Berliner Theater [ … u w .).“ ( . Rühle: Theater für die Republik 1917-33, Frankf. 1967 .917.)

Ferner ist daran zu erinnern, daß trotz der einmaligen Besetzung keine theaterhistorisch wichtige Aufführung stattfand sondern „nur“ die aufwendige Gedächtnisfeier einer Elite für einen ihrer Besten, zugleich als Wohltätigkeitsveranstaltung ein gesellschaftlicher Anlaß. ,,Im Publikum Frack, große Toilette, Perlen. Der [für die Hinterbliebenen] wohltätige Zweck wurde erreicht.

Jessner nicht als Regisseur, sondern als Festleiter [ … ]. Selten ist ein Schauspieler so geehrt worden wie Albert Steinrück.“ Der eben zitierte Kritiker Herbert Jhering berichtete am 30. März im „Berliner Börsen-Courier“ anschaulich über einige Mimen und ihre Sonderleistungen, teilte aber auch die berechtigte Frage, wo denn eigentlich in solcher „Starversammlung“ der Sinn des Stückes und dessen Autor geblieben seien (nachzulesen bei Jhering: Von Reinhardt bis Brecht, Bd. II Bin. 1961, . 391 ff.). -Der Dichter (Jahrgang 1 64) war schon 1918 seinem großen Lieblingsschauspieler vorausgegangen. C. Kühn

Albert Steinrück begann als Maler. Erst dann fing er an zu schauspielern, ohne jedoch eine Ausbildung durchlaufen zu haben. Seit Anfang der 1890er Jahre war er an Theatern in Mühlhausen, Breslau und Hannover sowie ab 1901 in Berlin beschäftigt. 1906 kam er zu Max Reinhardts Ensemble an das Deutsche Theater. Von 1908 bis 1920 war er am Hof- und Nationaltheater in München, wo er auch Regie führte und am Ende Schauspieldirektor war. Dabei spielte er unter anderem den Woyzeck in der Uraufführung des gleichnamigen Dramas von Georg Büchner am 8. November 1913. In den 1920er Jahren war er wieder an verschiedenen Bühnen in Berlin beschäftigt.

Seit 1919 war Albert Steinrück ständig auch beim Film tätig. Gerne wurde er besetzt in den Rollen grausamer Väter. Neben Rosa Valetti spielte er in Reinhold Schünzels Sittenfilm Das Mädchen aus der Ackerstraße. Sein Kollege Paul Wegener besetzte ihn 1920 als Rabbi Loew in Der Golem, wie er in die Welt kam. Ein großer Erfolg wurde 1922/23 Fridericus Rex von Arzén von Cserépy, in dem Steinrück Friedrich Wilhelm I. von Preußen spielte. Neben Asta Nielsen spielte er in Das Haus am Meer und Hedda Gabler, neben Henny Porten in Die Geierwally und Das goldene Kalb. Seine letzte Hauptrolle hatte er 1929 in Joe Mays Asphalt. Steinrück starb während der Probenarbeit zu Ehm Welks Schauspiel Kreuzabnahme, in dem er – an der Volksbühne Berlin – den sterbenden Schriftsteller Leo Tolstoi spielen sollte.

Albert Steinrück war in erster Ehe mit Elisabeth Gussmann (1885–1920), genannt Liesl, einer Schwester Olga Schnitzlers verheiratet, sodass er mit dem Schriftsteller Arthur Schnitzler verschwägert war. In zweiter Ehe mit der Tochter des Malers Alfred Sohn-Rethel (1875–1958), Elisabeth genannt Lissi (1897–1993). Deren Brüder waren der Sozialphilosoph Alfred Sohn-Rethel der Jüngere, sowie Hans-Joachim Sohn-Rethel (1905–1955), Maler und Geräuschimitator, der auch unter dem Pseudonym Freddy Dosh bekannt war. Einer seiner Enkel ist der Schauspieler Michael Hanemann.

Steinrück blieb ein passionierter Freizeitmaler. Einige seiner Werke wurden im Rahmen einer von Heinrich George organisierten Gedenkvorstellung im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt aus Anlass seines Todes ausgestellt und zum Verkauf angeboten und sind heute Teil der Sammlung des Stadtmuseums Berlin, so wie auch seit Mai 2016 sein Nachlass.

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Ehrengrab von Albert Steinrück auf dem Friedhof Zehlendorf

 

Das Grab von Albert Steinrück befindet sich auf dem Friedhof Zehlendorf. Als Grabzeichen dient nur eine kleine Inschriftenplatte.[4] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Albert Steinrück (Feld 017 Nr. 705) seit 1969 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet.

Der Barnayweg in der Künstlerkolonie Berlin wurde 1944 in „Steinrückweg“ umbenannt.

 

  • 1920: Das Mädchen aus der Ackerstraße. 1. Teil
  • 1920: Katharina die Große
  • 1920: Der Richter von Zalamea
  • 1920: Der Golem, wie er in die Welt kam
  • 1920: Die geschlossene Kette
  • 1920: Die Schuld der Lavinia Morland
  • 1921: Der Leidensweg der Inge Krafft
  • 1921: Das Blut (Regie: Paul Legband)
  • 1921: Fridericus Rex
  • 1921: Die Nacht ohne Morgen
  • 1921: Die Geierwally
  • 1921: Sappho
  • 1921: Der Todesreigen
  • 1921: Das Geheimnis der Santa Margherita
  • 1922: Monna Vanna
  • 1923: Der Schatz
  • 1923: Der Kaufmann von Venedig
  • 1923: Der Wetterwart
  • 1924: Helena (2 Teile)
  • 1924: Das Haus am Meer
  • 1924: Das goldene Kalb
  • 1924: Dekameron-Nächte
  • 1925: Das Haus der Lüge
  • 1926: Überflüssige Menschen
  • 1926: Brennende Grenze
  • 1927: Die Sporck’schen Jäger
  • 1927: Lützows wilde verwegene Jagd
  • 1927: Am Rande der Welt
  • 1927: Das Frauenhaus von Rio
  • 1928: Schinderhannes
  • 1928: Kinderseelen klagen euch an
  • 1928: Das letzte Fort
  • 1928: Der rote Kreis
  • 1929: Asphalt
  • 1929: Fräulein Else

 


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Jazzförderung 2020 ausgeschrieben

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Für das Jahr 2020 bietet die Berliner Kulturverwaltung wieder diverse Förderungen für Berliner Musikgruppen bzw. Musiker/innen aller Stilrichtungen im Bereich Jazz an.

Das Förderungsangebot umfasst

  1. die Projektförderung
  2. die Basisförderung (für Jazzorchester, Big Bands u. ä. Großformationen, deren Stammbesetzung 10 Musiker/innen oder mehr umfasst)
  3. die Vergabe von Stipendien (Arbeitsstipendien sowie Stipendien für Audio- und Videoproduktionen)
  4. Tourneeförderungen

Projektförderungen können direkt oder indirekt erfolgen, das heißt Anträge können sowohl von den Musikerinnen und Musikern selbst für in eigener Verantwortung organisierte Projekte gestellt werden, aber auch von Dritten (z. B. Veranstaltern, Clubs, Vereinen, Agenturen u. a.), wenn deren Vorhaben den oben genannten Personenkreis im besonderen Maß berücksichtigen.

Alle übrigen Förderungen dienen ausschließlich der direkten Förderung von Berliner Musikgruppen bzw. Musikerinnen und Musikern und können nur von diesen selbst beantragt werden.

Die nicht projektbezogene Basisförderung soll Großformationen im Bereich Jazz eine kontinuierliche künstlerische Weiterentwicklung, eine Stärkung ihres Profils sowie eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit etc. ermöglichen. Sie ab 2020 erstmalig für zwei Jahre gewährt und kann im Einzelfall bis zu 50.000,00 € pro Förderungsjahr (Zeitraum jeweils von Januar bis Dezember) betragen. Die Basisförderung dient der Finanzierung von Kosten (inklusive von Probenhonoraren), die bei der laufenden künstlerischen Arbeit in Vorbereitung von Konzerten, Tourneen und Audioproduktionen ganzjährig entstehen.

Stipendien werden für zeitlich begrenzte musikalische Vorhaben, die der persönlichen künstlerischen Weiterentwicklung bzw. Vervollkommnung dienen, gewährt.

In Betracht kommen hier beispielsweise Kompositionsvorhaben größeren Umfangs, selbst organisierte Auslandsaufenthalte zum Zwecke des Einzelunterrichtes bei international anerkannten Musikerinnen und Musikern, der Besuch von renommierten Lehrgängen, die Durchführung von Studienreisen und ähnliches. Darüber hinaus werden Stipendien auch für Audioproduktionen in einem Tonstudio eigener Wahl sowie für die Produktion von Video-Clips vergeben. Eine Kombination von beidem, z.B. die Erarbeitung einer Komposition mit anschließender Audioproduktion, ist möglich.

Stipendien können für die genannten Vorhaben in Höhe von jeweils pauschal 2.000,00 €, 4.000,00 €, 6.000,00 € oder 8.000,00 € beantragt werden.

Im Rahmen der Tourneeförderung werden für die Durchführung von Inlandstourneen Reisekostenzuschüsse in Höhe von 80,00 € pro Musiker/in und Konzert als Stipendium vergeben.

Alle fristgerecht eingehenden Anträge werden einem unabhängigen Fachbeirat zur Beurteilung vorgelegt. Dem Jazzbeirat 2020 gehören an:

Angela Ballhorn (Journalistin, Musikerin), Maike Hilbig (Musikerin, Komponistin), Melanie Rossmann (Agentur Aufklang, Sprecherin der Bundeskonferenz Jazz), Nabil Atassi (Journalist), Ulf Drechsel (rbb Kultur) sowie Wolf Kampmann (Journalist, Buchautor, Dozent).

Weitere Informationen über das Antrags- und Vergabeverfahren sind im Internet zu finden unter: http://www.berlin.de/sen/kultur/foerderung/foerderprogramme/musik/

Die Antrags- bzw. Bewerbungsfrist für alle oben genannten Förderungsangebote endet am

19. September 2019 um 18.00 Uhr.

Für Tourneevorhaben im 2. Halbjahr 2019 wird es wieder eine zweite Antragsfrist geben, die voraussichtlich im April 2020 endet.

Anträge sowie alle Anlagen können elektronisch an die Berliner Kulturverwaltung abgesendet werden. Eine zusätzliche Abgabe von Unterlagen in Papierforum ist nicht notwendig.
Der Link zum Online-Formular sowie Informationsblätter zu Ausschreibungen genannten Förderungsangebote aller können im Internet unter

https://formular.berlin.de/jfs/findform?shortname=META&formtecid=4&areashortname=EGOKUEF

aufgerufen werden.


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Schreibwettbewerb für Kinder in der Stadtbibliothek Charlottenburg-Wilmersdorf zum Thema „Stadt – Land – Ich!“

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Eberhard-Alexander-Burgh-Preis 2020 – Schreibwettbewerb für Kinder in der Stadtbibliothek Charlottenburg-Wilmersdorf zum Thema
„Stadt – Land – Ich!“

 

Im Herbst 2019 findet zum zweiten Mal ein Schreibwettbewerb um den Eberhard-Alexander-Burgh-Preis statt. Kinder der 4. und 5. Klasse in Charlottenburg-Wilmersdorf sind aufgerufen, ihre erlebten oder ausgedachten Geschichten zum Thema „Stadt – Land – Ich! Meine Geschichte aus Charlottenburg-Wilmersdorf“ einzusenden. Zehn Kinder erhalten für ihre von einer Jury ausgezeichnete Geschichte den „Eberhard-Alexander-Burgh-Preis 2020“ und gewinnen Bücherschecks im Wert von je 50 Euro. Zudem werden die besten Geschichten im Graphiti-Verlag Berlin veröffentlicht. Einsendeschluss ist der 12. Dezember 2019. Die Preisverleihung wird voraussichtlich im März 2020 sein.

Parallel zum Wettbewerb finden Schreibwerkstätten für Kinder der 4. und 5. Klasse in den Bibliotheken des Bezirks statt, die von erfahrenen Autorinnen und Autoren geleitet und vom Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Berlin e.V. organisiert werden. Die Werkstätten sollen den Kindern helfen, sich dem Thema zu nähern, sowie erste spielerische Anregungen zum Geschichtenerzählen und -aufschreiben bieten.

Die Teilnahme an den Schreibwerkstätten ist kostenlos.

Lehrkräfte können ihre Klassen beim Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Berlin e.V. (Tel.: 0176 – 52 51 88 75 oder burgh@fbk-berlin.de) für geschlossen Werkstätten anmelden. Vom 16. – 20.09. ist eine Aktionswoche vorgesehen, in der ein Großteil der Werkstätten durchgeführt werden wird.

Zudem können sich interessierte Kinder selbst für die offenen Schreibwerkstätten im Oktober in den Bibliotheken von Charlottenburg-Wilmersdorf anmelden. Weitere Informationen zu den Schreibwerkstätten und zum Teilnahmezettel gibt es im Internet unter www.fbk-berlin.de/burgh oder www.wir-bieten-vielfalt-einen-ort.de.
Jurymitglied und Kooperationspartner des Projekts ist der bekannte Autor Boris Pfeiffer („Die drei ???“, „Die Akademie der Abenteuer“), der auch einen Teil der Buchgeschenke sponsert. Gefördert wird das Projekt von der Eberhard-Alexander-Burgh-Stiftung. Der 2004 in Berlin verstorbene Schriftsteller Eberhard Alexander-Burgh (bekannt vor allem durch die Hörspielreihe „Hui Buh“) vermachte den Großteil seines Erbes dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zur Förderung von Projekten für Kinder und Jugendliche.

Weitere Informationen unter: www.stadtbibliothek.charlottenburg-wilmersdorf.de, www.wir-bieten-vielfalt-einen-ort.de, www.fbk-berlin.de/burgh.


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MittendrIn Berlin!

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Erste Phase von „MittendrIn Berlin!“ ist entschieden.
Acht Gruppen schaffen es in die nächste Wettbewerbsrunde

Wir gratulieren dem Netzwerk Südwest !

Die erste Entscheidung im aktuellen Wettbewerb „MittendrIn Berlin! Projekte in Berliner Zentren 2019/20“ ist gefallen. Von den 28 Gruppen, die an der ersten Wettbewerbsrunde teilgenommen und Ideen für die Weiterentwicklung ihres Standorts, Zentrums oder ihrer Geschäftsstraße eingereicht hatten, hat die Jury acht Beiträge für die zweite Wettbewerbsrunde ausgewählt.

Sie haben jetzt bis zum Januar 2020 Zeit, ihre Ideen weiter zu entwickeln sowie ihr Netzwerk auszubauen. „MittendrIn Berlin!“ unterstützt die nominierten Gruppen dabei mit „MittendrIn vor Ort-Treffen“ im Wert von bis zu 4.000 Euro. Angelegt sind diese Treffen als öffentliche Veranstaltungen, bei denen die Nominierten ihre Ideen schärfen und neue Mitstreiter finden können. Im Februar 2020 fällt in einer zweiten Jurysitzung die endgültige Entscheidung, welche Gruppen sich über ein individuelles Standortkonzept im Wert von bis zu 30.000 Euro freuen können. Zusätzlich erhalten die Gewinner ein Budget von bis zu 10.000 Euro, um erste Maßnahmen umzusetzen.
 
Folgende acht Initiativen wurden von der Jury für die nächste Wettbewerbsrunde ausgewählt:

Netzwerk Süd-West Berlin e.V.
Die Jury überzeugte der Ansatz des Vereins Netzwerk Süd-West Berlin e.V. dem hohen Verbrauch von Plastik etwas entgegenzusetzen. Das Rheingauviertel in Charlottenburg-Wilmersdorf in einen plastikfreien Kiez zu verwandeln ist eine unterstützenswerte Idee.

Interessensgemeinschaft Nikolaiviertel e.V.
Das Nikolaiviertel ist für Berliner*innen und Besucher*innen ein attraktiver und historisch relevanter Ort. Für die Jury war das Vorhaben der Interessengemeinschaft Nikolaiviertel eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie zur Vernetzung aller lokalen Akteur*innen zu entwickeln, überzeugend.

Moritz & Friends
Der Moritzplatz in Friedrichshain-Kreuzberg ist ein zukunftsträchtiger Ort der Stadt. Die lokale Akteursgruppe Moritz & Friends wird eine Strategie entwickeln, wie der Platz selbst diesem Anspruch gerecht werden kann. Die Jury ist der Meinung, dort einen attraktiven Ort der Begegnung, des Austauschs und des Verweilens zu konzipieren, ist ein interessanter Ansatz.
 
Bürgerverein in der Gartenstadt Frohnau e.V.
Wie kann das Zentrum Frohnaus ein zukunftsfähiger Ort werden, der dem zunehmenden Verkehr und dem demographischen Wandel gerecht wird? Die Jury nominierte den Bürgerverein in der Gartenstadt Frohnau e.V. zur Unterstützung bei der Entwicklung eines Gesamtkonzepts.

Lebendiger Kiez Wilhemsruh
Auf der Basis einer Zukunftswerkstatt „Wohin in Wilhelmsruh?“ im Rahmen eines „Markttags“ werden die Vernetzung und die Kommunikation gestärkt und Potenziale des Gebiets aufgezeigt. Dies ist eine hervorragende Basis um ein langfristiges Konzept zu entwickeln. Die Stärke des Netzwerkes war ein weiterer Punkt, der die Jury beeindruckt hat.

IG Leipziger Straße e.V.
Der Ansatz der Interessengemeinschaft Leipziger Straße der Vernetzung von Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft, um die als Transitzone wahrgenommenen Straße zu einem vitalen und lebenswerten Standort zu machen, birgt ein hohes Potential. Dies war der Anlass der Jury, die Gruppe zu nominieren.

Wir Adler
Nachhaltig in die Zukunft zu schauen, das ist mit der Frage, „Wie kann man eine Baustelle so lebenswert wie möglich gestalten?“ intendiert. Das Ziel des Beitrags ist es, ein Baustellenmarketing unter dem Leitbild „Bauen kann Spaß machen“ zu etablieren, um die Gemeinschaft von Gewerbetreibenden und Bürger*innen zu stärken. Für die Jury mehr als überzeugend.

Interessengemeinschaft Weißenseer Spitze e.V.
Die Entwicklung eines umfassenden Konzepts der Interessengemeinschaft Weißenseer Spitze e.V. zur Weiterentwicklung des Kiezes ist das Ziel des Vereins. Der Auftakt in einem zweitägigen, interaktiven Workshop „Caligari Camp Challenge“ vielfältige Ideen und Szenarien zu entwickeln, die die Bedürfnisse vieler verschiedener Akteur*innen im Kiez berücksichtigen, überzeugte die Jury.

Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin bei der Senatsverwaltung für Stadtwicklung und Wohnen: „MittendrIn Berlin! unterstützt seit 2005 die Netzwerkbildung von privaten Akteuren in Berliner Geschäftsstraßen und Zentren. Das Engagement der Akteure vor Ort leistet dabei einen wichtigen Beitrag zur Profilierung von Standorten und zur Stärkung der charakteristischen Vielfalt der Zentren: Gemeinsam werden neue Impulse gesetzt und kontinuierlich an der Umsetzung kreativer Ansätze gearbeitet. Die nominierten Beiträge belegen eine intensive Auseinandersetzung mit den Standorten. Ich bin gespannt, wie die nominierten Gruppen sich weiter entwickeln werden und wer sich letztendlich durchsetzen wird.
 
Christian Rickerts, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Lebendige und gut entwickelte Kieze sind wichtig für die Wirtschaftskraft Berlins. Es freut mich daher sehr, dass so viele engagierte Akteursgruppen, die Attraktivität ihrer Kieze erhöhen wollen und mit spannenden Ideen dem diesjährigen Wettbewerbsaufruf gefolgt sind.
 
Martina Tittel, Vorsitzende des IHK-Handelsausschusses: „MittendrIn Berlin! ist ein sehr gutes Beispiel, um zu zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft, Verwaltung und der Politik für eine lebenswerte Stadt ist. Nur gemeinsam können die richtigen Lösungen gefunden und umgesetzt werden, die unsere städtischen Zentren zu den attraktiven Standorten machen, in denen wir alle gern wohnen, leben, einkaufen und ausgehen.“


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GroKo will Mieter entlasten

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Die Große Koalition hat sich im Koalitionsausschuss auf ein Gesetzespaket zur Entlastung von Mietern und Käufern von Immobilien geeinigt. So soll etwa die Mietpreisbremse verlängert und verschärft werden.

Bei der Sitzung des Koalitionsausschusses im Kanzleramt haben sich Union und SPD auf Erleichterungen für Mieter und Immobilienkäufer geeinigt. So soll die Mietpreisbremse bis zum Jahr 2025 verlängert werden. Mieter sollen außerdem im Nachhinein zu viel gezahlte Miete vom Vermieter zurückfordern können. Geplant ist ein Zeitraum von rückwirkend 30 Monaten.

Darauf hätten sich die Spitzen von Union und SPD geeinigt, bestätigten Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) und Bauminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin. Zudem solle die ortsübliche Vergleichsmiete nicht mehr nur anhand der vier Jahre zuvor, sondern vor dem Hintergrund eines Zeitraums der sechs vergangenen Jahren bestimmt werden. „Das dämpft natürlich das Niveau bei den Mieten“, so Seehofer. 

Der Mietendeckel schreibt in von den Ländern festgelegten Gebieten vor, dass bei der Wiedervermietung von Bestandswohnungen die Miete höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf.

Entlastung auch beim Immobilienkauf

Bezahlbare Mieten seien eine zentrale soziale Frage, um die sich die Große Koalition kümmere, sagten die Minister und kündigten eine rasche parlamentarische Umsetzung der Regelungen an.

Nicht nur Mieter, auch Käufer von Wohneigentum sollen entlastet werden. Künftig soll die Maklergebühr für den Käufer auf maximal 50 Prozent begrenzt werden. Dies soll zudem nur dann gelten, wenn der Auftraggeber – in der Regel der Verkäufer einer Immobilie – seinen Anteil bezahlt hat. Lambrecht sagte, so solle bewirkt werden, „dass diese Kosten nicht beim Käufer hängenbleiben“. Die SPD hatte die Kosten dem Auftraggeber komplett aufbürden wollen. 

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