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Theater-Workshop für Kinder von 7 bis 12 Jahren in den Sommerferien

Theater-Workshop für Kinder von 7 bis 12 Jahren in den Sommerferien (22.07. – 26.07.2019)

Anmeldeschlus: 30.05.2019

Theater im Urlaub e.V. veranstaltet in diesen Sommerferien einen Theater-Workshop für Kinder von 7-12 Jahren im Haus der Jugend Zehlendorf, Argentinische Allee 28, 14163 Berlin. Innerhalb von fünf Tagen erfinden Kinder und Jugendliche dabei unter der Anleitung von professionellen Schauspier/innen ihr eigenes Stück!

Vor und nach dem Workshop kann eine Betreuung, während der Bühnenbild und Kostüme entstehen, in Anspruch genommen werden.

Zum Schluss wird die selbst erfundene Weltpremiere vor Eltern, Freunden und Geschwistern auf der Bühne aufgeführt.

Weitere Infos unter www.theater-im-urlaub.de

Workshop für Kinder von 7 -12 Jahren vom 22.07.19 – 26.07.2019 / Mo bis Do von 10-14 Uhr & Fr von 10-17 Uhr

Aufführung am Freitag, 26.07.2019 um 17 Uhr.

Vor und nach dem Kurs ist jeweils optional und nach Absprache eine Kinderbetreuung möglich: Mo bis Do von 8-10 Uhr & von 14-17 Uhr ( im Preis inbegriffen)

Kosten für den Workshop: 190 Euro ( Vereinsmitglieder 170 Euro)
Anmeldeschluss: 30.05.2019, E-Mail, Tel.. (030) 692062970

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Armut ist in Deutschland vor allem ein Problem in den Großstädten

Armut ist in Deutschland nach wie vor ungleich verteilt. Besonders in den deutschen Großstädten ist die Armutsquote höher als im Bundesdurchschnitt und die Bevölkerung in diesen Städten nimmt Armut verstärkt wahr. Verwaltungschefs der Großstädte geben an, dass sie bereits vielfältige Maßnahmen gegen Armut ergriffen haben.

Die Armutsquote in den deutschen Großstädten liegt auf einem deutlich höheren Niveau als in Deutschland insgesamt. So betrug der Anteil der Sozialleistungsempfänger an der Bevölkerung 2016 deutschlandweit 10,1 Prozent. In den Großstädten, also den Städten über 100.000 Einwohnern, lag er dagegen bei 14,0 Prozent, also knapp vier Prozentpunkte höher.

Die Armutsquote hat sich dabei in den einzelnen Großstädten im Zehn-Jahres-Vergleich unterschiedlich entwickelt: In 37 Kommunen (46 Prozent) ist die Quote der Sozialleistungsempfänger gestiegen, in 27 (34 Prozent) ist sie gesunken und in 16 (20 Prozent) ist sie in etwa gleichgeblieben. Das sind die Ergebnisse unseres Monitors Nachhaltige Kommune, für dessen aktuellen Bericht wir uns mit dem ersten Nachhaltigkeitsziel („Keine Armut“) der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen beschäftigt haben.

„Nachhaltige Entwicklung ist die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Ihr Prinzip setzt voraus, dass wirtschaftliche, soziale und ökologische Belange ausgewogen berücksichtigt werden. Unser Fokus muss dabei auf der Verbesserung der Lebensqualität für alle Menschen liegen. Transparenz ist hierfür der erste Schritt, den wir mit dem neuen SDG-Portal unterstützen“, sagt unser Vorstand Brigitte Mohn.

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Armut ist in Deutschland regional unterschiedlich verteilt

Unter den Großstädten, in denen die Armut zugenommen hat, befinden sich alle 13 Ruhrgebietskommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern; demgegenüber zählen alle zehn ostdeutschen Großstädte zu den Kommunen mit einer geringeren Armutsquote als noch vor zehn Jahren. Der Anstieg der Armut im Ruhrgebiet lässt sich vor allem auf den noch nicht vollständig bewältigten Strukturwandel zurückführen.

In den ostdeutschen Großstädten haben sich die Lebensverhältnisse im Laufe der Jahre weiter an das Westniveau angeglichen. Da aktuell nur Daten bis 2016 vorliegen, konnten wir die Auswirkungen der starken Zuwanderung ab 2015 auf die Armutssituation in den Großstädten nur zum Teil erfassen.

Großstädter nehmen Anstieg der Armut wahr

Die Bevölkerung der deutschen Großstädte nimmt Armut vor Ort größtenteils als steigend wahr: 46 Prozent der Großstädter waren im Jahr 2018 der Meinung, dass die Armut in ihrer Stadt in den vergangenen zehn Jahren gestiegen sei. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid in unserem Auftrag. Von allen Bürgern in Deutschland meint dies nur gut ein Drittel (34 Prozent).

Dabei fällt auf: Das Armutsproblem wird für umso dringlicher gehalten, je mehr Einwohner der Wohnort hat. Für 27 Prozent aller Befragten ist die Armut vor Ort „ein großes“ oder „sehr großes Problem“. Bei den Befragten aus Großstädten liegt dieser Wert bei 51 Prozent und damit ungefähr doppelt so hoch wie im Durchschnitt.

Armut ist für Verwaltungschefs der Großstädte relevantes Thema

Die Verwaltungschefs der 80 deutschen Großstädte haben das Problem Armut ebenfalls erkannt und Maßnahmen ergriffen. Das hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in unserem Auftrag anhand einer weiteren Befragung ermittelt. Während über alle Kommunen betrachtet die Armut vor Ort nur für sechs Prozent der Verwaltungschefs „ein großes“ oder „sehr großes Problem“ darstellt, ist dies in Großstädten über 100.000 Einwohner für fast jeden Vierten der Fall (22 Prozent).

Alle befragten Verwaltungschefs von Großstädten geben an, dass sie bereits vielfältige Maßnahmen ergriffen haben, um Armut zu bekämpfen und zu vermeiden. Hierzu gehören Pflichtaufgaben, wie vor allem die Umsetzung der Sozialgesetze des Bundes und der Länder, aber auch freiwillige Aufgaben, wie zum Beispiel die Förderung von Kinder- und Jugendeinrichtungen oder von Sport-, Kultur- und Verkehrsangeboten. Allerdings sehen die Verwaltungschefs noch weiteren Verbesserungsbedarf: bei der Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung sowie bei freiwilligen sozialen Leistungen, die vielfältig, gut zugänglich und gezielt auf einzelne Stadtteile angepasst sind.

Was sollten Großstädte tun?

„Großstädte sollten vor allem für mehr Transparenz darüber sorgen, wie Armut in der jeweiligen Kommune verteilt ist. Dies kann in Form von kleinräumigen Armutsberichten geschehen“, sagt unsere Kommunal-Expertin Kirsten Witte. So zeige sich immer öfter, dass es in Ballungsräumen einzelne Quartiere gibt, in denen sich soziale, aber auch wirtschaftliche und umweltbezogene Problemlagen bündeln.

Transparenz über die Gesamtsituation in einzelnen Stadtteilen sei eine Grundvoraussetzung dafür, so Kirsten Witte weiter, dass Großstädte eine integrierte Strategie für die nachhaltige Bekämpfung und Vermeidung von Armut entwickeln könnten. Hierzu bietet sich vor allem der Aufbau eines kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements an, das auf die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen ausgerichtet ist, zumal das SDG 1 auf „Armut“ bezogen und eng mit den übrigen SDGs verknüpft ist. So könnten Kommunen die Chancen der Menschen auf Bildung, Gesundheit, Wohnungsversorgung, Freizeitangebote, soziale Gemeinschaft und berufliche Entwicklung systematisch verbessern.

© Bertelsmann Stiftung 2019


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Nur jeder zehnte Berliner Künstler kann von seiner Arbeit leben

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Abendschau | 24.04.2018 | Heike Bettermann | Bild: Farbfilm-Verleih/Courtesy Everet

 

Nach New York ist Berlin der weltweit wichtigste Produktionsstandort für Gegenwartskunst. Viele Künstler arbeiten jedoch unter prekären Bedingungen. Besonders alarmierend: Die durchschnittliche Rentenerwartung liegt bei gerade einmal 357 Euro.

Nur jeder zehnte Künstler in Berlin kann von seiner Arbeit leben. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE). Bei 80 Prozent reichen die Einkünfte noch nicht einmal aus, um die Kosten der künstlerischen Arbeit zu decken. „Künstlerische Arbeit ist ein Verlustgeschäft“, sagte Hergen Wöbken vom Institut für Strategieentwicklung, der die repräsentative Studie am Dienstag vorstellte. Kooperationspartner war der Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlin.

357 Euro Rente

Noch deutlicher als eine Untersuchung von 2011 zeigt die Studie, dass Frauen die prekäre Lage besonders zu spüren bekommen. So verdienten Künstler durchschnittlich 11.662 Euro im Jahr, Künstlerinnen kamen lediglich auf 8.390 Euro. Auch waren Männer deutlich häufiger in Einzelausstellungen vertreten.

Alarmierend ist Wöbken zufolge auch die durchschnittliche Rentenerwartung von 357 Euro im Monat. 90 Prozent der Künstler könnten später nicht von ihrer Rente leben. Der Sozialforscher schlug vor, nach dem Vorbild von New York einen umfassenden Kulturplan für Berlin zu erstellen. Mit insgesamt rund 8.000 professionellen Künstlern sei die Stadt nach New York der weltweit wichtigste Produktionsstandort für Gegenwartskunst.

Die gesamte Studie finden Sie hier…

© Rundfunk Berlin-Brandenburg


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Gedenken an Hans Meyer-Hanno

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Hans Meyer-Hanno wurde am 3. Juni 1906 in Hannover als Hans Fritz Martin Karl Meyer geboren und war ein vielseitiger Mensch: Maler, Bühnenbildner, Theaterausstatter, Musiker und Sänger, Ukulelespieler, Schlagzeuger, Kabarettist, Bühnen- und Filmschauspieler. Und er war Widerstandskämpfer, was er viele Jahre durch Geschick verbergen konnte. Doch 1944 wurde er verhaftet und am 20. April 1945 ist er in Bautzen erschossen worden.

Seine Künstlernamen setzte er aus dem Nachnamen und seinem Geburtsort zusammen. 1922 begann Meyer-Hanno seine Ausbildung in Berlin, 1923 wurde er in Hannover Theatermaler. Von 1925–1928 arbeitete er als Vorstand des Malsaales am Reußischen Theater in Gera. Danach trat er in den Kabaretts „Die Katakombe“ und „Larifari“ auf.

Meyer-Hanno war Mitglied der KPD. Von 1931 bis 1933 gehörte er dem Theaterkollektiv „Truppe 31“ an. Nach 1933 übernahm er etliche kleine Rollen in verschiedenen Unterhaltungsfilmen, er spielte vor allem Berliner Typen wie Schupos oder Gauner. Gelegentlich trat er, vermutlich um sich zu tarnen, auch in NS-Propagandafilmen auf. Gleichzeitig war er Synchronsprecher und blieb Bühnenschauspieler im Komödienhaus, an der Komischen Oper und am Schillertheater.

Hans-Meyer-Hanno war mit der jüdischen Pianistin und Klavierlehrerin Irene Meyer-Hanno (1899–1983), geborene Sager, verheiratet, sie wohnten in der „Künstlerkolonie“ am damaligen Laubenheimer Platz in Wilmersdorf http://www.berlin.de/ba-charlottenb…. Er führte ein Doppelleben: als überzeugter Kommunist nahm er im Umfeld der „Roten Kapelle“ aktiv und unbeirrt am Widerstand gegen das NS-Regime teil.

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Nach Angaben seines 1932 geborenen Sohnes Andreas, der als „halbjüdisch“ 1942 vom Schulbesuch ausgeschlossen worden war, ist Hans Meyer-Hanno kurz nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 während eines Urlaubs auf einem Bauernhof in Österreich verhaftet worden. Sein Name stand auf einer Liste von Beziehern illegaler Flugblätter, die ein Spitzel der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) zuspielte. Er konnte zwar versichern, dass er nicht selbst Flugblätter hergestellt habe, trotzdem verurteilte ihn der Volksgerichtshofwegen des konstruierten Vorwurfs „Nichtanzeige eines kommunistischen Unternehmens“ am 4. Oktober 1944 zu drei Jahren Gefängnis, die er in Bautzen zu verbüßen hatte. Hier musste er sich mit anderen Gefangenen für den „Volkssturm“ als letztes Aufgebot gegen die Rote Armee rekrutieren lassen. Er war zum Ausheben von Schützengräben eingeteilt und wurde am 30. April 1945 erschossen – 18 Tage vor der Befreiung Deutschlands von der Hitler-Diktatur. Die genauen Umstände seines Todes sind nicht bekannt und werden von verschiedenen Quellen unterschiedlich dargestellt.

Seine Frau Irene Meyer-Hanno überlebte ihn um 38 Jahre. Der Sohn Andreas Meyer-Hanno wurde ein bekannter Opernregisseur und Hochschullehrer, er starb 2006 in Frankfurt a.M.


© Biografische Zusammenstellung Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf


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Che Guevara vom Breitenbachplatz

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Manfred Maurenbrecher „Rotes Tuch“

 

Rente? Nö: „Rotes Tuch!“ So heißt das neue Album des Liedermachers Manfred Maurenbrecher. … Ein Hausbesuch.

von GUNDA BARTELS, in Der Tagesspiegel, 24.02.2015

 

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Viel zu verstimmt. Das Klavier dient Manfred Maurenbrecher, Jahrgang 1950, zum Aufstützen und zur Dekoration seines Wilmersdorfer…FOTO: KITTY KLEIST-HEINRICH
 

Jetzt, wo sie von selber kommen, da lässt er sie frei – die Lieder. Das sei ihm noch nie passiert, staunt Manfred Maurenbrecher. Einfach so am Klavier sitzen, nichts zwingen, nichts sollen, nichts wollen und dann einfach so ernten. Die Töne, die Worte. Nur noch aufschreiben, nichts mehr ändern, fertig. Zwei von rund sechshundert Liedern, die der Liedermacher in den letzten 35 Jahren geschrieben hat.

Beide – und das kann kein Zufall sein – sind zärtliche Balladen, das eine gar ein rollender Walzer, getränkt mit Gelassenheit und bildhaft aufgeladen mit ozeanischer Melancholie. Gesungen mehr wie Achim Reichel, getextet mehr wie Reinhard Mey. „Aufbruch“ heißt die eine, die andere „Ein anderes Blau“. Zu finden auf dem neuen Album „Rotes Tuch“, nach dem auch Maurenbrechers Liveprogramm mit Band heißt, das morgen im Mehringhoftheater Premiere feiert.

Die erste Strophe vom „Anderen Blau“ geht so: „Der Maler an der Reling,/ das Meer vor sich im Frühling, / malte es schmutzig grau./ Man fragte ihn: Fehlt Farbzeug?/ Er lachte nur: Was quält euch?/ Das ist ein andres Blau.“ Ein Lob der subjektiven Wahrnehmung, der individuellen Sicht. Poesie made by Maurenbrecher, der sich eigentlich viel lieber Geschichtenerzähler am Klavier statt Liedermacher nennt.

Er will sie freilassen, die Lieder

Auf „No Go“, seinem Album von 2013, hatte er sich seiner angestammten musikalischen Ausdrucksform gerade noch mal umfassend vergewissert und wurde dafür prompt mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Nun will er sie freilassen, die Lieder. Perspektivisch jedenfalls. „Wenn ich so richtig alt bin, will ich diese Form nicht mehr auf der Bühne erfüllen.“ Er habe immer den Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch bewundert, wie der so ewig erzählen konnte. Und den Pianisten Friedrich Gulda, wie der von der Klassik kommend auf der Bühne losjazzte. Einfach noch mehr Musik machen, trotzdem das Wort nicht verlieren und beides auf der Bühne für sich stehen lassen, das könnte doch was sein. „Da will ich mal hinkommen.“ Er gestikuliert, er strahlt, dafür hat der vergnügte Mann scheint’s alle Zeit der Welt gepachtet. Im Mai wird Manfred Maurenbrecher 65 Jahre alt.

 

Geboren ist er in Wilmersdorf. Da wohnt er auch schon etliche Jahre wieder. In der Künstlerkolonie am Breitenbachplatz, die 1927 auf Initiative der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger und des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller entstand. Als preiswerter Wohnraum für brotlose Künstler und Denker. Die winterkahlen Bäume und Büsche lassen den Blick auf Gedenktafeln frei: Peter Huchel, Lyriker und Hörspielautor, Alfred Kantorowicz, Literaturwissenschaftler und Schriftsteller, Ernst Bloch, Philosoph. Bei Manfred Maurenbrecher hängt keine am Haus. Da gebührt dem promovierten Germanisten unter den wichtigsten deutschen Songwritern die alleinige Deutungshoheit.

„Das hier ist der Überblick“, sagt er und deutet mit der Hand aus dem Wohnzimmerfenster im vierten Stock. Und in Ostbrandenburg, wo wir seit 1992 ein Häuschen auf dem Dorf haben, das ist das Dickicht.“ Da schaue man aus dem Fenster direkt in Blumen und Büsche.

Er liebt ellenlange, politische Poeme

Die grenzenlos geträumte und die von der Realität begrenzte Welt, das sind Maurenbrechers Pole. Auf „Rotes Tuch“ frönt er wieder der Disziplin, die er sich von seinen verehrten Musikerkollegen Bob Dylan, Woody Guthrie oder Franz Josef Degenhardt abgeschaut hat: ellenlange Poeme. „Reportagen“ nennt Maurenbrecher diese mit wenig musikalischer Ausmalung vorgetragenen Wortkaskaden. Nummern wie „Kiewer Runde“ oder „Wer hat, der kriegt“ beschreiben präzise beobachtet und ebenso getextet verrottete politische und gesellschaftliche Zustände.

Das ist „Spoken Word“. Das macht so nur Maurenbrecher, den die junge Berliner Lesebühnen-Szene in den Neunzigern, als er die Reformbühne Heim & Welt mitgründete, ja auch prompt adoptierte. Eine für den Romanautor und Liederschreiber segensreiche Allianz, aus der die kabarettistischen Dauerbrenner „Mittwochsfazit“ und das jedes Jahr sieben Wochen hintereinander ausverkaufte „Jahresendzeitprogramm“ hervorgegangen sind.

Was es mit der Tenorblockflöte auf sich hat, die in seinem Arbeitszimmer steht? „Ich bin kein allzu schlechter Blockflötenspieler“, sagt er. Das heißt in seinem Sprech – ein guter. Auf dem Notenpult des E-Pianos steht ein Blatt mit einem noch unbetitelten Song über einen Shitstorm im Internet gleich neben Juli Zehs Roman „Die Stille ist ein Geräusch“. Eine Feststellung, die Maurenbrecher blind unterschreiben kann. Die Kombi hat aber weiter nichts zu bedeuten. „Ich vertone das Buch nicht, ich lese es nur.“

Was er dagegen gerade vertont, ist das Leben von Pete Seeger. Zumindest ein Teil davon. „Wie er in der McCarthy-Zeit von Berufsverbot bedroht war und das listig überwunden hat.“ Zusammen mit seinem Freund Diether Dehm, der für die gelegentlich vom „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“-Marxisten Maurenbrecher unterstützte Partei Die Linke im Bundestag sitzt. In Bonn soll das Musical rauskommen. Dieses Jahres noch. Was bei dem Roman, den Maurenbrecher gerade in der Mache hat, noch nicht ausgemacht ist. So leicht die Lieder zu ihm kommen, so sehr ringt er mit dem Literatendasein.

Das Handy klingelt. Schon zum zweiten Mal. Immer dieselben Anfangsakkorde. „Ein Song von der vorletzten Dylan-Platte.“ Maurenbrecher ist stolz auf den Klingelton. Er hat lange dran gebastelt. Den Song digital geschnitten, den Ton aufs Telefon gespielt. Das hätte man nun nicht geglaubt, dass er sich mit so was abgibt. Seeger ja, aber Techniktüftelei? So als Anhänger des gestrigen Kunstformats CD. Von „Rotes Tuch“ wird er wohl dreitausend Exemplare verkaufen, in den Achtzigern waren es fünfstellige Stückzahlen. „Mein Sohn ist 25, der hat zu Hause drei CDs.“ Maurenbrecher lächelt. Er tritt auf, er schreibt, er kommt zurecht. Der Titelsong „Rotes Tuch“ sei schließlich ein Plädoyer fürs riskante Leben, sagt er. Ordnung könne man eh keine herstellen, dann lieber angreifen. Das Albumcover ziert sein Konterfei, ironisch stilisiert, als Che Guevara vom Breitenbachplatz.

© Der Tagesspiegel


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Im Schatten des Betonmonsters – Kiezspaziergang mit Manfred Maurenbrecher in Der Tagesspiegel

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Der Liedermacher und Autor ist am Breitenbachplatz heimisch.

Er vermisst Cafés, bangt um die Post – und was denkt er über die Autobahnbrücke?

von CAY DOBBERKE in Der Tagesspiegel, 25.02.2018

 

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Manfred Maurenbrecher beim Kiezspaziergang am Breitenbachplatz.FOTO: AGNIESZKA BUDEK

 

Den Verkehrslärm von der neuerdings wieder stark umstrittenen Autobahnbrücke am Breitenbachplatz findet Manfred Maurenbrecher „nicht so dramatisch“. Er höre davon so gut wie nichts in seiner Wohnung in der benachbarten Künstlerkolonie Wilmersdorf, sagt der Liedermacher und Autor.

Der heute 67-Jährige ist dort aufgewachsen. Im Alter von 20 Jahren zog er aus – kehrte aber ein Vierteljahrhundert später nach dem Tod seiner Eltern in deren Vier-Zimmer-Wohnung zurück, zusammen mit seiner Frau Kristjane und seinem (inzwischen erwachsenen) Sohn. Über die Künstlerkolonie hat er sogar ein Buch geschrieben, das 2016 im bebra-Verlag erschienen ist.

„Ich würde auf das Losbrausen verzichten“

Sollte die Brücke der Stadtautobahn am Breitenbachplatz abgerissen werden? Die Diskussion darüber ist aktuell geworden, seit sich die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf einstimmig dafür ausgesprochen hat. Im Nachbarbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, zu dem Teile des Platzes gehören, haben die Grünen einen wortgleichen BVV-Antrag gestellt.

Manfred Maurenbrecher ist hin- und hergerissen. Auf der einen Seite stört es ihn, dass „die olle Brücke“ den Platz zerschneidet. Der „monströse“ Betonbau aus den 1970er Jahren sei in einer Ära entstanden, in der sich Stadtplaner in Ost- und West-Berlin nach dem Mauerbau „wohl nur wenig an planerischer Willkür nahmen“. Den Bürgern sei trotz ihrer Proteste letztlich „keine Gegenwehr“ geblieben.

Andererseits genießt es Maurenbrecher, wie er in seinem Buch schreibt, über die Autobahnzufahrt „aus der Gegend raus in den Norden zu brausen“. Beim Spaziergang durch den Kiez fügt er dann aber hinzu: „Natürlich würde ich die Rekonstruktion des historischen Platzes begrüßen und dann auf das Losbrausen verzichten.“

Etwas ambivalent ist auch das Verhältnis des Musikers zum ganzen Kiez. Diesen findet er „ein bisschen spießig“, aber auch freundlich und gemütlich. Der heutige Vermieter der rund 90 Jahre alten Künstlerkolonie, das Wohnungsunternehmen Vonovia, „bemüht sich“ und agiere nicht als rücksichtslose „Heuschrecke“.

Seit dem Sommer 2017 sei endlich auch das Grünflächenamt Charlottenburg-Wilmersdorf „wieder aktiver“. Zuvor allerdings habe es den Ludwig-Barnay-Platz in der Mitte der Künstlerkolonie, der nach einem der Gründer der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger benannt ist, lange verwahrlosen lassen.

Vom „Fluch des ständigen Wechsels“

An Treffpunkten für die Anwohner mangelt es. „Erstaunlich ist, dass es hier kein einziges Café gibt“, sagt Maurenbrecher. „In meiner Jugend gab es Versuche, eines zu etablieren, die aber alle gescheitert sind.“ Für ihn und seine Frau ist das italienische Restaurant „Piazza Michelangelo“ am Südwestkorso zum Stammlokal geworden.

Den Nachbarn begegnen beide oft auch in der kleinen Einkaufszeile „Läden der Künstlerkolonie“ zwischen dem Südwestkorso und der Kreuznacher Straße. „Das Reisebüro hier gibt es seit meiner Kindheit.“ Der dortige Supermarkt habe mal bis Mitternacht öffnen wollen, erinnert sich Maurenbrecher. „Aber dann gab es Beschwerden.“ Anwohner befürchteten, dass trinkfreudige junge Leute und Alkoholiker bis spätnachts draußen herumlungern würden. Am Ende beließ es der Marktbetreiber bei den alten Verkaufszeiten.

Ebenso wie viele Nachbarn „bangen wir ums Postamt“, erzählt Maurenbrecher. Ständig gebe es Betriebsversammlungen in der Postbankfiliale an der Kreuznacher Straße, die Zukunft scheine ungewiss. Der Standort sei nicht zuletzt für Geldgeschäfte wichtig, nachdem andere Banken ihre Filialen im Kiez geschlossen und die Sparkasse ihren letzten Geldautomaten abgebaut habe.

Direkt am Breitenbachplatz stehen mehrere Läden und Lokale leer, Maurenbrecher spricht vom „Fluch des ständigen Wechsels“. Ein Beispiel dafür sind die einstigen Räumen des Jazzclubs „Eierschale“, der 1956 an der nordwestlichen Platzseite eröffnet hatte, aber 1977 wegen der hohen Miete an die Dahlemer Podbielskiallee umgezogen war.

Am alten Standort machte zuletzt im Frühjahr 2015 das „Grand Café Tomasa“ auf, schloss aber nur wenige Monate später wieder. Seitdem steht das Café leer, „trotz der schönen Dachterrasse“, an die sich Maurenbrecher gern erinnert. Er vermisst auch eine frühere Obsthandlung, die „etwas Besonders war“ und bedauert die Schließung des traditionsreichen Eisenwaren- und Haushaltswarenladens Weger nach 85 Jahren.

Unterdessen bliebt Manfred Maurenbrecher selbst auf der Erfolgsspur. Soeben erhielt er zum dritten Mal den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ in der Kategorie Liedermacher – diesmal für sein Album „flüchtig“, das im Oktober erschien und vom Unterwegssein handelt. Die Jury aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Musikjournalisten hatte zuvor bereits seine Alben „no go“ (2013) und „Rotes Tuch“ (2015) ausgezeichnet.

© Der Tagesspiegel


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Studie: Künstler sind arm wie Kirchenmäuse

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Die neue IFSE-Studie beschäftigt sich mit der Situation Berliner Künstler. Den meisten droht Altersarmut.

Ein Überblick.

Gabriela Walde in Berliner Morgenpost 25.04.2018
 

Berlin. Der Kultursenator wird sich kaum freuen, wenn er die Zahlen auf seinen Tisch bekommt. Gleich zu Anfang seiner Amtszeit hat er klargemacht, dass ihm die Förderung freier Künstler eine Herzensangelegenheit ist. Zumal Berlin sein Image als quirlige und international beliebte Kunst-Hauptstadt halten will. Dass die Mieten steigen, die Räume weniger werden, ist nicht zu übersehen. Die Zahlen werden Klaus Lederer erschrecken. Berlins Künstler sind nämlich arm wie Kirchenmäuse: Männer verdienen durchschnittlich im Jahr etwas mehr als 11.000 Euro, der Verdienst der Frauen beträgt nur 8390 Euro – brutto. Der Unterschied beträgt 28 Prozent.

Für 80 Prozent der etwa 8000 Künstler in der Stadt bedeutet Kunst ein Verlustgeschäft, sie schlagen sich mit zahlreichen Nebenjobs oder mit Hilfe von Freunden durch. Zehn Prozent leben sogar zu mehr als 50 Prozent von staatlicher Unterstützung. Die wirtschaftlich unsichere Situation spüren besonders Frauen, die verdienen weniger und tragen den Hauptteil der Kindererziehung. Für viele Künstlerinnen schließen sich daher Kind und Familie aus.

Künstlern droht Altersarmut

Der GAU aber kommt im Alter: Da droht Altersarmut mit einer durchschnittlichen Rentenerwartung von 357 Euro. Da ist kaum ein Caffè Latte drin und vom Mythos des genialischen Künstlerpoeten bleibt nicht viel übrig. Das belegt die kompakte Studie vom Institut für Strategieentwicklung IFSE, die jetzt vorgestellt wurde und ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Situation der Berliner Künstler und Künstlerinnen wirft. Wer die 27 Din-A4-Seiten durchblättert, weiß, für diesen Beruf braucht man nicht nur Talent, sondern mindestens ebenso viel Durchhaltevermögen, Vermarktungswillen und Leidenschaft, um die Produktion im Atelier überhaupt über die Jahre durchzuziehen.

Eine Kärrnerarbeit, die das Team um Studienautor Hergen Wöbken mit ihrer Auswertung geleistet hat. Endlich liegen verlässliche Zahlen vor, die Lederer durchaus als Handlungsempfehlung für seine Arbeit verstehen darf. Die Studie gilt als repräsentativ, 1745 Künstler haben – im Alter von 18 bis 89 Jahren – daran teilgenommen. Per Mail angeschrieben wurden rund 8000 Künstler. Der Altersdurchschnitt liegt bei 47 Jahre. 75 Prozent haben einen deutschen Pass, einen Migrationshintergrund geben 17 Prozent von ihnen an. Die Qualität der 10.000 Textantworten habe ihn überrascht, erzählt Wöbken.

Künstlerinnen sind nach wie vor benachteiligt

Gegenüber ihren männlichen Kollegen sind die Künstlerinnen nach wie vor benachteiligt. Zwar studieren mehr Frauen Kunst an Akademien und Hochschulen, weit über 50 Prozent, doch im Galeriebetrieb sind viel weniger vertreten. Der Gender-Gap fällt besonders bei den Einzelausstellungen auf, bei den Männern liegt die Teilnahme um 22 Prozent höher als bei Frauen. Beim diesjährigen Gallery Weekend seien, so Wöbken, die Künstler stark überrepräsentiert, der „Gender Show Gap“, so hat er errechnet, liegt bei 40 Prozent. Wir werden nachrechnen!

Malerei ist mit 25 Prozent weiterhin das Genre Nummer eins, das in den Galerien gut verkauft wird, zu sehen auch während des Gallery Weekend. Es folgen Installation, Skulptur, Fotografie und Konzeptkunst mit nur acht Prozent. Nicht ganz so überraschend ist ein anderes Ergebnis: Für die meistens Künstler spielt das große kulturelle Angebot Berlins eine wichtige Rolle als Standort, vor allem aber die internationale Kunstszene. Der Name Berlin gehört mittlerweile zum Selbstverständnis einer Künstlervita. Im Vordergrund aber steht die Verfügbarkeit von Räumen und Nischen, die (noch) zahlbar sind.

Ateliers werden knapp

Das ändert sich derzeit mit den steigenden Mieten und der Gentrifizierung. Die größte Angst der Künstler ist, dass sie sich ihr Atelier nicht mehr leisten können. Kein Wunder, dass der hochpreisige Bezirk Prenzlauer Berg langsam seine Künstler verliert. Aus den ehemaligen Freiräumen sind Eigentumswohnungen geworden. Neukölln und Kreuzberg liegen dagegen weit vorne, ein Drittel lebt momentan in Kreuzkölln, Tendenz steigend. 400 Euro kostet die Miete derzeit durchschnittlich. Ein Anstieg von mittlerweile 23 Prozent.

Am Ende wird man sehen, welche Impulse so eine Studie für Berlins Kulturpolitik bedeutet. Arbeits- und Recherchestipendien helfen als eine Form temporärer Grundsicherung. Die Atelierförderung steht an erster Stelle, da ist der Lederer dran. Über vier Millionen Euro sind 2019 für den Ausbau von Arbeitsräumen vorgesehen, über eine Million mehr als noch in diesem Jahr.

„Am besten, die Künstler würden streiken“, ruft ein Mann hinauf aufs Podium von Hergen Wöbken. So richtig aber kann darüber niemand lachen.

© Berliner Morgenpost


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Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger lädt zum Stadtspaziergang durch das Künstlerviertel

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Gemeinsam mit dem Mieterbeirat des Viertels lädt Stadtentwicklungsstadtrat Oliver Schruoffeneger am Donnerstag, dem 25.4.2019, um 11.00 Uhr zu einem Spaziergang und Gespräch durch das Künstlerviertel in Wilmersdorf ein. Der Weg startet am Südwestkorso/Binger Straße und es wird über die aktuelle Gefährdung des Konzepts Künstlerviertel durch die aktuelle Mietenentwicklung informiert.

Die Künstler/innen werden teilnehmen und über das Konzept und die Geschichte des Viertels informieren.

  • Der Künstler Dr. Manfred Maurenbrecher, geb. am 2.5.1950, Liedermacher und Poet, veröffentlichte mehr als 20 CDs unter eigenem Namen. Er ist Mitglied im PEN-Zentrums Deutschland und schreibt Drehbücher und Theaterskripte. Er schrieb das Buch “Berliner Orte: Die Künstlerkolonie Wilmersdorf”.
  • Rüdiger Wandel, geb.1953, ist Schauspieler und Regisseur. Er spielte am Grips und Schillertheater Berlin. Er ist insbesondere bekannt als den Tatort-Kommissar Günter Gächter, den er 16 Jahre spielte.
  • Wolfgang Schiffling, geb. 1941., ist Maler, Grafiker und Lithograph. Seine Objekte und Bilder sind u.a. im Berliner Stadtmuseum.


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Die Berliner Theaterlandschaft bis 1933

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Berlin entwickelte sich in der Weimarer Republik zu einem kulturellen Zentrum. Das Theater spielte dabei eine besonders herausragende Rolle. Die Berliner Bühnen gaben den Ton an, hier wurden neue Ideen ausprobiert. Neue Entwicklungen nahmen hier ihren Anfang, man experimentierte an allen Ecken und Enden, hierher schaute man aus ganz Deutschland und sogar Europa.

1930

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Das Deutsche Theater

Max Reinhardt und das Regie- und Schautheater

 

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Schon ab 1902 hatte sich der Österreicher Max Reinhardt einen Namen als Regisseur gemacht. 1905 übernahm er die Leitung des Deutschen Theaters in Berlin und erwarb das Haus auch käuflich. Er gründete eine Schauspielschule und eröffnete nebenan die Kammerspiele, wo vor allem moderne Stücke gespielt werden sollen. Er kaufte weitere Theater und besaß schließlich elf Bühnen.

Bekannt wurde Reinhardt vor allem wegen seines neuen Stils eines Regietheaters. Hierbei lässt der Regisseur ein Stück nicht „werkgetreu“ aufführen, sondern verändert es eigenhändig, indem er dem Stück seine eigene Interpretation auferlegt und z. B. bestimmte Absätze hinzufügt oder weglässt.

Reinhardt nutzte zudem eine riesige und aufwändige Bühnenmaschinerie, ließ Massen von Statisten (Nebenfiguren ohne Text) auftreten und wurde mit diesem „Schautheater“ in der ganzen Welt bekannt. Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 verlagerte der jüdischstämmige Reinhardt seine Arbeit nach Österreich und schließlich nach Amerika.

Die Volksbühne – Wirkungsstätte von Erwin Piscator

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Max Reinhardt leitete auch die Volksbühne, und zwar von 1914 bis 1918. Erbaut wurde das Haus, um auch dem Volk, d. h. insbesondere der Arbeiterschaft, Zugang zum kulturellen Leben zu ermöglichen. Schon äußerlich unterscheidet sich das Haus mit seiner schlichten Eleganz von den alten hochherrschaftlichen Theatern. Das Motto „Die Kunst dem Volke“ prangte groß an der Fassade.

Mit dem Namen der Volksbühne verbunden ist vor allem Erwin Piscator. Er arbeitete hier als Regisseur von 1924 bis 1927. Der neue Intendant Fritz Holl holte Piscator an diese Spielstätte, sodass nun moderne, zeitkritische Autoren gespielt wurden. Piscator verwendete modernste Bühnentechnik und benutzte die für das Epische Theater typischen Verfremdungseffekte. Politische Einflussnahme war ihm als KPD-Mitglied ein großes Anliegen. Genau das warf man ihm schließlich vor und so verließ Piscator die Volksbühne.

Die Piscator-Bühnen

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Erwin Piscator gründete nun seine eigene Bühne, die Piscator-Bühne. Zwischen 1927 und 1929 wurde das Theater am Nollendorfplatz seine Spielstätte, später auch das Lessing- und das Wallner-Theater. Ernst Tollers Stück „Hoppla wir leben“ wurde zum spektakulären Bühnenereignis. Hier führte er sein Avantgardetheater fort, setzte modernste Technik ein und streute insbesondere gerne Filmausschnitte in seine Aufführungen ein.

Sein Anliegen war es, politische Aussagen zu machen und damit Einfluss auf das Publikum zu nehmen. In seiner Schrift „Das politische Theater“ erläuterte er 1929 sein Programm auch theoretisch. Piscator schuf auch als erster politische Revuen. Mit Bert Brecht arbeitete er als Dramaturg zusammen. Statt Distanz des Zuschauers, wie Brecht sie forderte, wollte Piscator jedoch die aktive Einbeziehung des Publikums erreichen.

Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt

(Preußisches Staatstheater)  – Leopold Jessner

 

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Politisches Theater betrieb auch Leopold Jessner am Schauspielhaus – wenn auch in etwas gemäßigteren Formen als Piscator. Aufsehen erregten seine Inszenierungen dennoch und bisweilen sogar legendäre Theaterskandale.

Theater am Schiffbauerdamm

 

Im August 1928 fand im Theater am Schiffbauerdamm – heute Spielstätte des Berliner Ensemble – eine Uraufführung statt, die zu einem der größten Theatererfolge der Weimarer Republik werden sollte: Bertolt BrechtsDreigroschenoper„. Auch Ödön von HorváthsItalienische Nacht“ und Marieluises FleißersPioniere in Ingolstadt“  wurden hier uraufgeführt.