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Brecht-Weigel-Museum

Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug in die Geschichte ?

 

Deutschland, Germany, Berlin, 6.11.2015. Akademie der Künste. Chausseestrasse, Brecht-Weigel Gedenkstätte.
Foto: Erik-Jan Ouwerkerk, 2016

 

Das Brecht-Weigel-Museum befindet sich im Seitenflügel des Brecht-Hauses in der Chausseestraße 125. Unmittelbar benachbart liegen der Französische und der Dorotheenstädtische Friedhof, auf denen Hugenottengeneräle, Schriftsteller, Komponisten, Bildhauer, Philosophen und Schauspieler ihre Grabstellen haben. Bertolt Brecht lebte in seiner Wohnung in der ersten Etage des Seitenflügels und Hinterhauses von Oktober 1953 bis zu seinem Tode am 14. August 1956. Ihn hatten vor allem die Nähe zum Berliner Ensemble, zur Akademie und die historischen Friedhöfe nebenan bewogen, diese Wohnung mit „anständigen Maßen“ zu beziehen, wie er seinem Verleger Peter Suhrkamp schrieb.

Die Größe der Zimmer bot Brecht ausreichend Platz für viele Arbeitstische und Raum für Gespräche mit seinen Schülern. Die Wohnung beherbergt auch seine Nachlassbibliothek mit ca. 4.000 Bänden, die Benutzerinnen und Benutzern des Bertolt-Brecht-Archivs zur Verfügung steht. Helene Weigel bewohnte zu Brechts Lebzeiten Räume in der zweiten Etage des Seitenflügels, die sie nach Brechts Tod dem von ihr gegründeten Bertolt-Brecht-Archiv zur Verfügung stellte. Sie ließ eine zum Garten führende Veranda anbauen und zog 1957 ins Erdgeschoss. In dieser Wohnung lebte sie bis zu ihrem Tod am 6. Mai 1971. Das Brecht-Weigel-Museum wurde zu Brechts 80. Geburtstag, am 10. Februar 1978, eröffnet. Jeweils drei Räume der Wohnungen sind im Originalzustand erhalten.

Weitere Einrichtungen des Brecht-Hauses sind das Bertolt-Brecht-Archiv mit dem Helene-Weigel-Archiv, die ebenfalls zum Archiv der Akademie der Künste gehören, sowie das Literaturforum im Brecht-Haus.

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Bertolt Brechts kleines Arbeitszimmer

 


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Buchempfehlungen

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Das zertretene Angelspiel
Eine Berliner Kindheit nach 1945
Klartext-Verlag, Essen 2003

 

Dirk Cornelsen beschreibt die Folgen eines tragischen und dramatischen Kinderschicksals bei Kriegsende die er auch als Bewohner der Berliner Künstlerkolonie gemacht hat und erzählt sehr persönlich und trotz zum Teil tragischer Erlebnisse oft witzig von einer Berliner Kindheit und Jugend in den Jahren 1946 bis 1955.


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Letzte Hoffnung – Ausreise: Die Ziegelei von Les Milles 1939-1942. Vom Lager für unerwünschte Ausländer
Hentrich und Hentrich Verlag Berlin;  1999

 

Mit dem Buch von Doris Obschernitzki kommt endlich die ganze Wahrheit über das Lager Les Milles in Frankreich zutage. Mit diesem Ort des Schreckens hatte sich noch keiner so ausführlich auseinandergesetzt wie diese in Aix-en-Provence lebende Historikerin. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist die aufgefundene Lagerkartei. Fünf Jahre hat sie in Detektivarbeit die Fakten und Personen recherchiert. So finden sich dort auch einige Bewohner der Berliner Künstlerkolonie wieder (Kantorowicz, Hasenclever…).


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Der Kaiser vom Alexanderplatz
Bäßler Verlag, 2015

Horst Pillau erzählt die Geschichte des Kneipenwirts Wilhlem Kaiser, genannt Kaiser Wilhelm, dessen Einsatz und Erfindungsgeist in den letzten Kriegswochen 1945 unter Beweis stellen, dass man auch in schweren Zeiten das Leben mit Humor meistern kann. Den Gästen seiner ‚Kaiserstuben‘ und seinen Freunden steht er mit Rat und Tat zur Seite und versorgt sie in kargen Zeiten mit Waren des Schwarzmarktes. Auch den Menschen, mit denen er nicht befreundet ist, hilft er, wobei sich die Hilfe später als ganz anders erweist als sie sich vorgestellt haben.

 


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Künstlerkolonie Wilmersdorf: Berliner Orte
be.bra Verlag, 2016

Die Künstlerkolonie in der Nähe des Breitenbachplatzes ist seit den 1920er¬Jahren Heimstatt für viele Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle. Der Liedermacher Manfred Maurenbrecher wohnt dort seit Jahrzehnten begibt sich in diesem Buch auf eine historische Spurensuche, die viel über das Zusammenleben der Bewohner und den Zusammenhang zwischen Architektur und Lebensform verrät. Der Spaziergang durch die Geschichte der Künstlerkolonie ist dabei zugleich ein Streifzug durch das bürgerliche West-Berlin.


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Künstlerkolonien

Ein Führer durch Deutschland, die Schweiz, Polen und Litauen

Nicole Bröhan, blankparthas Verlag Berlin, 2017

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden als Reaktion auf die Industrialisierung der Städte zahlreiche Künstlerkolonien auf dem Lande. Für die Anziehungskraft, die diese Orte auf viele Künstler ausübten, gab es eine Reihe von Gründen: Hier war es weit billiger, neben den Wohnräumen noch ein Atelier zu unterhalten, und auch die Lebenshaltungskosten waren niedriger, da man bei den benachbarten Bauern Lebensmittel erwerben konnte. Zudem war es möglich, einer etwas freieren und unkonventionellen Lebensweise nachzugehen, da man weniger unter Beobachtung stand. Dazu kam die Möglichkeit des regelmäßigen Austauschs mit Gleichgesinnten und die besseren Voraussetzungen, wenn man sich als Gruppe oder stilbildende Richtung gemeinsam vermarktete. Nicht selten entstanden so aus einer gemeinsamen Planung Gruppenausstellungen. Man denke nur an das bayerische Murnau und den Kreis um Gabriele Münter, Wassily Kandinsky und Frank Marc, die mit der Künstlergemeinschaft »Blauer Reiter« für Furore im Kunstbetrieb sorgten.

Nicole Bröhan präsentiert anschaulich und informativ alle sehens- und besuchenswerten Künstlerkolonien im deutschsprachigen Raum, von Ahrenshoop im östlichen Norden bis Sils Maria in den Schweizer Bergen.


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Wider Willen im Paradies: Deutsche Schriftsteller im Exil in Sanary-sur-Mer
Verlag: Aufbau TB, (1996)

 

Es war ein Paradies wider Willen, in dem sich deutsche und österreichische Schriftsteller und Maler auf der Flucht vor den Nazis in Sicherheit wähnten: Das südfranzösische Fischerdorf Sanary-sur-Mer am Mittelmeer bot bis zu Kriegsbeginn dutzenden Künstlern und Intellektuellen eine vorübergehende Bleibe. Ob Thomas Mann, Bertolt Brecht oder Lion Feuchtwanger – sie alle lebten in Sanary entweder für einige Wochen oder Jahre. Nun will der zu einer Stadt ausgewachsene Ort an die berühmten Gäste erinnern.


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Am Anfang war Gewalt:
Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik
Mark Jones, Propyläen Verlag; 2017

Der Historiker Mark Jones schildert die dramatische Gründungsphase der Weimarer Republik erstmals als eine Geschichte der Gewalt. Er zeigt, wie eine anfangs friedliche Revolution in einer Reihe von Tabubrüchen endet, einschließlich des Mordes an Frauen und Kindern durch Soldaten der sozialdemokratisch geführten Regierung. Diese Erfahrung wurde für das weitere Schicksal Deutschlands prägend – bis hin zur entfesselten Gewalt des NS-Regimes.
 
Anhand neu erschlossener Archivquellen, darunter zahlreiche Berichte von Zeitzeugen, führt Mark Jones den Leser an die Orte der staatlich legitimierten und ausgelösten Gewaltexzesse dieser Zeit und lässt die Stimmen der Täter, ihrer Opfer und deren Familien lebendig werden.


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Revolution und Fotografie Berlin 1918/19 

blankVerlag Dirk Nishen. 1989


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Die Revolution von 1918/19:
Der wahre Beginn unserer Demokratie
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Wolfgang Niess, Europa Verlag, 2017

Der Aufstand beginnt bei der deutschen Hochseeflotte, als Matrosen sich weigern, trotz der bereits feststehenden Kriegsniederlage zu einem letzten Gefecht gegen die britische Royal Navy auszulaufen. Er verbreitet sich in wenigen Tagen über das ganze Deutsche Reich und erreicht am 9. November 1918 Berlin. Hunderttausende Arbeiter demonstrieren, die Garnisonen schließen sich an, der Reichskanzler gibt die Abdankung des Kaisers bekannt, die Monarchie bricht zusammen, die Republik wird ausgerufen. Ziel der Revolutionsbewegung ist nicht die Diktatur des Proletariats. Sie will den preußischen Militarismus und die Reste des Kaiserreichs in Verwaltung, Justiz, Schulen und Universitäten beseitigen und eine von Grund auf demokratische Gesellschaft schaffen. Die Angst vor einer bolschewistischen Weltrevolution verhindert schließlich, dass der vorhandene Spielraum zu einer wirklichen Entmachtung der etablierten Kräfte genutzt wird, aber die erste Demokratie in Deutschland ist erfolgreich installiert. Wolfgang Niess schildert so lebendig wie sachkundig die friedliche und erfolgreiche Revolution, der wir die erste deutsche Republik verdanken. Zudem macht er deutlich, warum sie bis heute weitgehend verkannt, instrumentalisiert oder vergessen wurde. Die Zeit ist reif, sie als größte Massenbewegung in der deutschen Geschichte zu würdigen.


blankblankMeine Geschichte der DDR
Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2008

Wolfgang Leonhard, ehemaliger Bewohner der Berliner Künstlerkolonie und Autor des Bestsellers «Die Revolution entlässt ihre Kinder», ist der letzte Überlebende der legendären «Gruppe Ulbricht». Mit ihr kehrte er 1945 aus dem Moskauer Exil in die spätere DDR zurück, um den Sozialismus aufzubauen. Vier Jahre später floh er jedoch enttäuscht in den Westen. In diesem Buch beschreibt er auf ganz persönliche Weise den Aufstieg und Fall eines Staates. Zugleich zeichnet er ein authentisches Bild führender DDR-Persönlichkeiten, mit denen er gut bekannt war, unter ihnen Wilhelm Pieck, Walter Ulricht, Erich Honecker und Markus Wolf. Ein lebendiger Bericht eines Zeitzeugen, der Geschichte geschrieben hat.


blankblankNur der junge König Lear hat noch was zu lachen…
Aus dem Innenleben der Theater- und Bühnenwelt

von Gerta Stecher (Autor), Cleo P Kurze (Illustrator), 
Gabriele Lattke (Illustrator), Burkhard Baltzer, trafo, 2007

Die in diesem Band veröffentlichten Texte sind Arbeiten aus den letzten fünf Jahren, sie spiegeln den Werdegang in den jeweiligen Kunstinstitutionen deutschlandweit wieder. Es sind Reportagen, Prosatexte, Features und Interviews, die ich für die Zeitschrift Kunst & Kultur, die nmz (Neue Musikzeitung) und für Rundfunksender wie DeutschlandRadio Berlin produziert habe. In diesem Journalistenberuf, zumal als ‚Freie‘, kann man sich das Privileg leisten, Themen zu bearbeiten, denen man sich auch außerhalb der Arbeitszeit mit Hingabe widmet. So steht für mich der Kunstbereich, und hier besonders die Welt von Theater und Bühne, ganz vorn an (gefolgt von der Welt Lateinamerikas sowie der des Landes Brandenburg).

Die (entfachte) Wissbegier des neugierigen, theater- und konzertliebenden Lesers hoffe die Autoren fürs erste stillen zu können!


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Auslieferung auf Verlangen: Die Rettung deutscher Emigranten in Marseille 1940/41
FISCHER Taschenbuch; 2009

Mehr als tausend von der Gestapo verfolgte deutsche Emigranten, unter ihnen die Schriftsteller Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Heinrich und Golo Mann, Franz Werfel, Walter Mehring und Siegfried Kracauer, der Hitler-Biograph Konrad Heiden und der Maler Max Ernst, wurden 1940/41 in Marseille von Varian Fry, dem Repräsentanten des amerikanischen Emergency Rescue Committee (ERC), mit Geld, Pässen und Visa ausgestattet und illegal aus Frankreich herausgeschleust.

Die Bedeutung des Komitees und die Dringlichkeit einer raschen Hilfe für die Verfolgten wurden schlagartig klar, als am 22. Juni 1940 das deutsch-französische Waffenstillstandsabkommen bekannt wurde: Im Artikel 19 verpflichtete sich die Vichy-Regierung, „alle in Frankreich sowie in den französischen Besitzungen befindlichen Deutschen, die von der deutschen Reichsregierung namhaft gemacht werden, auf Verlagen auszuliefern“. Das südliche, noch nicht von deutschen Truppen besetzte Frankreich, war damit für die deutschen Emigranten zu einer Falle geworden.

Varian Fry, Organisator des Hilfskomitees in Marseille, berichtet von seiner legalen und illegalen Arbeit und den Fluchthilfeaktionen, die stets unter den Augen deutscher Spitzel, misstrauischer amerikanischer Konsulatsbeamten und Vichy-Polizisten getan werden mussten. Er schildert den Aufbau der Organisation und die Rettung der Emigranten, schreibt über die Zusammenarbeit mit prominenten Helfern (wie Andre Gide), mit Kreisen der Marseiller Unterwelt und erzählt vor allem von den zahllosen Verfolgten, von ihren Ängsten, ihrem entwürdigenden Anstehen vor Polizeipräfekturen, ihrem Gefühl des Ausgeliefertseins, dem „staatenlos im Nirgendwo“ (Walter Mehring).

„Auslieferung auf Verlangen“ ist eine Kulturgeschichte der besonderen Art. Seine Authentizität ist von vielen Zeitzeugen bestätigt worden.

 


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„Fremd ist die Stadt und leer…“: Fünf deutsche und österreichische Schriftsteller im Londoner Exil 1933-1945.

Robert Neumann, Stefan Zweig, Alfred Kerr, Karl Otten, Max Herrmann-Neisse
von Richard Dove (Autor), Hellmut Roemer, Parthas Verlag, 2007

Unter den 70 000 Flüchtlingen, die in Großbritannien vor dem Naziterror Zuflucht suchten, waren bedeutende Repräsentanten der deutschen Literatur die auch ehemalige Bewohner der Berliner Künstlerkolonie gewesen sind. Richard Dove, Professor für deutsche Literatur in London, hat fünf von ihnen genauer betrachtet: den international erfolgreichen Schriftsteller Stefan Zweig, den berühmten Berliner Theaterkritiker und Essayisten Alfred Kerr, den Lyriker und Schriftsteller Max Herrmann-Neiße, den radikal pazifistischen Journalisten und Romancier Karl Otten und den Wiener Romancier und literarischen Parodisten Robert Neumann.

Die fremde Sprache, die die Emigranten nur allmählich (manche nie wirklich) zu beherrschen lernten, und die tief greifenden Unterschiede zwischen dem politisch-kulturellen Klima in Großbritannien und dem Kontinent waren die Hauptursachen für das ständige Gefühl des Verlorenseins. Der Autor arbeitet diese Unterschiede sehr eindrücklich heraus: den Isolationismus der Briten, ihre einseitige Bevorzugung englischsprachiger Literatur, ihre Ablehnung der experimentellen Moderne. Und schließlich ließ auch das alltägliche Umfeld, die fremde Riesenstadt London, die reservierte, als kalt empfundene Höflichkeit ihrer Einwohner, die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat immer wieder aufbrechen und brachte ergreifende literarische Zeugnisse hervor: „Fremd ist die Stadt und leer.“.

Wie die fünf Autoren unter diesen Umständen überlebten – oder daran zerbrachen, was sie schrieben, wie sie sich nach Ausbruch des Krieges am Kampf gegen den Faschismus beteiligten und wie die Überlebenden auch nach Kriegsende dem Exil nicht wirklich entkamen, das hat der Verfasser zu einer materialreichen, interessanten und einfühlsamen „kollektiven Biographie“ verwoben, die man mit Spannung liest und nicht ohne Erschütterung aus der Hand legt.


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Steffie Spira, Kore Verlag, 1998
 

Der wahrscheinlich wichtigste Auftritt ihres Lebens war nicht auf der Bühne, sondern auf einer Tribüne. Am 4. November 1989 sprach Steffie Spira auf dem Berliner Alexanderplatz für eine bessere, eine demokratische DDR. „Den Kohl“, erklärt sie unumwunden, „hatte ich mir damals nicht vorgestellt“. Aber, sagt sie auch, „die Menschen haben sich das selber ausgesucht.“

Heute wird die engagierte Schauspielerin 85 Jahre alt. Zwar ist fast in Erfüllung gegangen, was die Jubilarin damals unter Beifall vorschlug: Aus Wandlitz machen wir ein Altersheim (ein Rehabilitations-Zentrum ist schließlich auch nicht schlecht). Aber der allgemeine politische Drive in Deutschland hat dazu geführt, daß Steffie Spira ihr Engagement „zurückschraubt“. Wer soll das einer Seniorin ihres Alters auch verdenken. ‚Ihre Ideale aber hat sie nicht aufgegeben. Der Kommunismus, meint sie, „ist immer noch die beste Idee.“ So läßt sie es sich auch nicht nehmen, ein „stilles“ Mitglied der PDS zu sein.

Die in Wien Geborene hatte ihr erstes Engagement am Berliner Hebbel-Theater. Ab 1931 arbeitete sie in der antifaschistischen . Schauspieler-Truppe Gustav von Wangenheims. 1933 mußte sie emigrieren. Zunächst ging sie nach Paris, 1939 über Marseille nach Mexiko. Auch im Exil war sie schauspielerisch tätig. Als sie 1947 zurückkehrte, engagierte sie Fritz Wisten, der Intendant des Theaters am Schiffbauerdamm. Sie spielte, ab 1954 unter Wisten dann auch an der Volksbühne, unter anderem die Mutter Wolffen in Hauptmanns „Biberpelz“ (1947), die Polina in Gorkis „Feinde“ (1952), Frau Hassenreuter in Hauptmanns „Ratten“ (1956). Ihre Figuren prägte sie stets mit der ihr eigenen gewinnenden Herzhaftigkeit, einer originären Mischung von Wiener Charme und Berliner Witz.

In ihrer Autobiographie „Trab der Schaukelpferde“ aus dem Jahre 1988 hat sie die Stationen ihres Lebensweges festgehalten. Jetzt hat sie sich wieder zu Wort gemeldet. Unter dem Titel „Rote Fahne mit Trauerflor“ veröffentlichte sie Tagebuchnotizen aus den Jahren 1954/71 und 1988/90. Die Begegnung mit Erfahrung und Erkenntnis eines betagten Menschen, der sich auch in schicksalhaften Zeiten treu blieb und bleibt, tut gut.

GERHARD EBERT, 1993, Neues Deutschland


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Die Flucht der Dichter und Denker: Wie Europas Künstler und Intellektuelle den Nazis entkamen
Verlag Ueberreuter, C.;  2017

Eine Flüchtlingsgeschichte…bei der man alle Akteure kennt. Sie waren weltberühmte Schriftsteller und gefeierte Dirigenten, Nobelpreisträger, Universitätsprofessoren, Juden und Christen, Politiker und Zeitungsredakteure, die ein gemeinsames Schicksal einte: Die Nationalsozialisten wollten sie ermorden. Im Juni 1940 organisiert Thomas Mann in New York eine beispielloste Rettungsaktion für verfolgte Dichter und Denker in Europa. Ausgestattet mit viel Geld und einer Liste mit 200 Namen wird der junge, exzentrische Amerikaner Varian Fry nach Lissabon geschickt, um diese Vertreter der geistigen Elite aus Europa zu schleusen. Unter den Flüchtlingen sind Franz Werfel und seine Frau Alma Mahler-Werfel, Alfred Polgar, Heinrich, Golo und Erika Mann, Hermann Leopoldi, Anna Seghers, Robert Stolz, Friedrich Torberg, Karl Farkas, Billy Wilder, u.v.m. Herbert Lackner erzählt in diesem Buch ein wichtiges Stück Zeitgeschichte – ein Thema, das viele Parallelen zu heute aufweist. Dieser Titel erhielt den BRUNO-KREISKY-PREIS (Sonderpreis) für das Politische Buch 2017.

 


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Hans-Rainer John, Aufbau Verlag, Berlin 1984

Das kleine Buch „Trab der Schaukelpferde“ von Steffie Spira-Ruschin strömt viel Kraft aus. Es ist ganz persönlich gehalten und von solch heiterer Aufrichtigkeit, daß man wähnt, der Schreiberin gegenüberzusitzen: der Schauspielerin Steffie Spira-Ruschin. Die Liste der antifaschistischen Künstler, die Steffie Spiras weg gekreuzt haben, ist lang: Hans Rodenberg, Alfred Kurella, Friedrich Wolf, Helene Weigel und Bertold Brecht, Henryk Keisch, Egon Erwin Kisch, Bodo Uhse, um nur einige zu nennen. Im Exil in Mexiko-Stadt lebte sie fast Tür an Tür – wie Jahrzehnte später dann in Berlin-Adlershof – mit Anna Seghers. Steffie Spira hat in der langen Zeit der Emigration zu einer Kunst beigesteuert, die Zeugnis gab von einem anderen Deutschland: ob 1937 in Paris, als sie bei der Uraufführung von Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“ mitwirkte, oder im Heinrich-Heine-Klub in Mexiko-Stadt, wo sie mit großem Erfolg Egon Erwin Kischs „Galgentoni“ auf einem Quadratmeter-Bühnchen spielte. Ihr Buch schließt 1947.


 

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Exil unter Palmen: Deutsche Emigranten in Sanary-sur-Mer wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2018

 

 

Ein Fischerdorf bei Toulon war einst die Hauptstadt der deutschen Literatur . So jedenfalls sah es Ludwig Marcuse. Nach Hitlers Machtergreifung flohen zahlreiche deutsche Literaten an die Côte d Azur. In Sanary-sur-Mer trafen sich Ernst Toller und Bert Brecht am Hafen, hier besaß Lion Feuchtwanger ein Haus am Meer. Thomas Mann mit Frau besuchte die Kirmes, während Sohn Klaus am Mephisto schrieb. Doch das Exil unter Palmen wurde bald zur Mausefalle. Bei Kriegsbeginn erklärte Frankreich die Deutschen zu feindlichen Ausländern. Wer nicht rechtzeitig nach Übersee emigrieren konnte, wurde interniert, deportiert und ermordet. Magali Nieradka-Steiner hat lange an der Cote d Azur gelebt. Sie konnte bisher nicht bekannte Dokumente nutzen und mit den letzten Zeitzeugen sprechen. Ihr Buch erzählt eindringlich, wie sich universale Katastrophe und individuelles Schicksal in Sanary kreuzen.


blankblankBerliner Wohnungsbau 1933–1945: Mehrfamilienhäuser, Wohnanlagen und Siedlungsvorhaben (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin / Beihefte) 

Michael Haben, Gebrüder Mann Verlag, 2017

Michael Haben dokumentiert Planung und Bau von Berliner Wohnanlagen und Siedlungen (1933–1945) auf Grundlage einer nahezu flächendeckenden Bestandsaufnahme. Zudem zeigt das Buch diese Bautätigkeit vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen während des Nationalsozialismus auf. Dazu gehören die Wohnungspolitik der Berliner Stadtverwaltung, einzelne Bauprogramme, Zielsetzungen in der Stadtentwicklung und Konsequenzen der Planung zur Neugestaltung der »Reichshauptstadt« sowie die Wirtschafts- und Sozialpolitik auf Reichsebene. Unter Kostendruck und Mangelwirtschaft kristallisierte sich eine Alltagsarchitektur mit gleichförmigen, standardisierten Stilmerkmalen heraus, die häufig ohne Bauschmuck auskam. Anfang der 1950er Jahre wurde sie vielerorts nahtlos fortgesetzt.


 

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Ernst und Günther Paulus 1868-1936 und 1898-1976
Architekten: Mit einem Katalog ihrer Werke

Bettina Held (Autor), Jörg Haspel, Arenhövel Verlag, 2010

Ein kleiner Einlick in die architektonischen Werke der Erbauer der Berliner Künstlerkolonie. Ernst Paulus (1868-1936) und seine zeitweiligen Partner Georg August Dinklage (1849-vor 1928) und Olaf Lilloe (1872-1943) sowie sein Sohn Günther Paulus (1898-1976) haben innerhalb von fast 70 Jahren ein Œuvre von über 200 Bauten – auch An- und Umbauten – geschaffen: Kirchen (darunter als Hauptwerk die Kreuzkirche in Berlin-Schmargendorf), Kapellen und Gemeindehäuser, Kreishäuser und -villen, Landhäuser und Schlösser, vor allem aber Einzel- und Mehrfamilienhäuser sowie Siedlungen. 

Das Tätigkeitsgebiet bis 1944 war überwiegend Berlin und die ehemalige Provinz Brandenburg (hier auch die Neumark, die heute zu Polen gehört), vereinzelt auch beispielsweise Mecklenburg, Dänemark und Österreich. Es umfaßt die Zeit des ausgehenden Kaiserreichs mit dem Ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik und des „Dritten Reichs“ mit dem Zweiten Weltkrieg, eine Zeit, in der in der Architektur und in der Politik umwälzende Veränderungen eingetreten sind.

Nach 1947 hat Günther Paulus – nach seiner Auswanderung nach Brasilien – ab 1949 noch rund 20 Bauten errichtet.


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Ich war die Dame von Lil Dagover,
Schneekluth Verlag, 1982

 

Mit einer ausführlichen Filmographie. – Lil Dagover (eigentliche Martha Seubert, 1887-1980), bedeutende deutsche Theater- und Filmschauspielerin. Sie gab ihr Filmdebüt 1913 und wurde in Stummfilmen von Robert Wiene, Fritz Lang und F. W. Murnau besetzt. Seit 1920 arbeitete sie auch am Theater, u. a. wurde sie von Max Reinhardt an die Salzburger Festspiele und an das Theater an der Josefstadt engagiert. 1931 holte sie Michael Curtiz für die Rolle in »Die Frau aus Monte Carlo« nach Hollywood. Zurück in Deutschland, war sie in zahlreichen Filmen zu sehen, u. a. im ersten deutschen Farb(kurz)film »Das Schönheitsfleckchen«. Während des Krieges war sie für die Truppenbetreuung tätig. Nach Kriegsende war sie eine der ersten, die wieder in Theateraufführungen auftrat, ab 1948 nahm sie auch die Filmarbeit wieder auf. In ihren zahlreichen Film- und Fernsehrollen verkörperte sie immer den Typ der »Grand Dame«, womit sie in die Filmgeschichte einging


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Das Buch von der Riviera
Rowohlt Taschenbuch; 2004

Mit den Geschwistern Mann an die eleganteste Küste der Welt. Sie waren jung, verwöhnt und berühmt. Als Klaus und Erika Mann einen Reiseführer über die Riviera schrieben, war ihnen öffentliches Interesse sicher. Mit sichtlichem Vergnügen berichten sie aus dem abenteuerlichen Marseille, dem mondänen Cannes und natürlich aus Monte Carlo. Das Ziel der beiden: Mit möglichst wenig Geld möglichst aufwendig leben, ein Vorhaben, das im Frankreich des Jahres 1931 scheinbar mühelos umsetzbar war Mit den zeitgenössischen Originalillustrationen Illustrationen von Henri Matisse u.a.

 


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Das Renaissance-Theater
von den Zwanzigerjahren bis heute
Die Biografie einer Berliner Bühne

von Steffie Recknagel, 2002, Henschel Verlag


 

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Biographie eines Theaters. 
Ein halbes Jahrhundert Schloßpark- Theater Berlin

von Boleslaw Barlog (Herausgeber), Albert Bessler (Herausgeber), Thilo. Koch (Herausgeber)
1982, Rembrandt Verlag


 

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„Berlin lebt auf!“. Die Fotojournalistin Eva Kemlein (1909–2004) von Anna Fischer und Chana Schütz, Hentrich und Hentrich Verlag Berlin, 2016

 

blankEva Kemlein (1909–2004) war die Chronistin des Berliner Nachkriegs und des Berliner Theaterlebens. Als Bildjournalistin für die „Berliner Zeitung“, deren erste Ausgabe 1945 die Überschrift trug: „Berlin lebt auf!“, prägten ihre Bilder von Überlebenden – sie selbst hatte die Nazizeit als Jüdin versteckt überstanden – das Gedächtnis der Nachkriegszeit. Immer Grenzgängerin zwischen den Welten, fotografierte sie an den Bühnen Ost-Berlins und lebte im Westen der Stadt. So entstand in Kooperation mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin die Schau eines außergewöhnlichen Lebens zwischen Ost und West.


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Königin … das Leben ist doch schön! Aus dem Leben eines alten Komödianten, von Gustav Rickelt, 1930

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Theater in Deutschland 1887-1945: Seine Ereignisse – seine Menschen, von Dr. Günther Rühle, 2007 im S. Fischer Verlag

 

blankDieses Buch enthält die lebendig geschriebene Geschichte des Theaters in Deutschland von den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts, vom jungen Kaiserreich über die Republik bis zum Ende der Hitler-Diktatur 1945. Es spricht von seinen prägenden Personen, von Dramatikern, Regisseuren und Schauspielern, zeigt die Entwicklung führender Theater. Es behandelt den Wandel der Themen, der Stile, der Arbeitsmethoden, gibt also Bericht von einem großen Aufbruch in die Weltgeltung, aber auch von der Spaltung und Zerstörung dieses bedeutenden Kunstbetriebes und von den Bemühungen um die Rettung seiner Substanz. Das Buch macht Zusammenhänge sichtbar zwischen der künstlerischen Arbeit und der Politik, dem Zeitgeist und den gesellschaftlichen Kräften. Günther Rühle nennt es: »Eine Biographie des Theaters«.


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Er rührte an den Schlaf der Welt. Ernst Busch: Die Biographie

Jochen Voit, Aufbau Verlag, 2010

Ernst Busch (1900–1980) war einer der schillerndsten Bühnenstars, die Deutschland im 20. Jahrhundert zu bieten hatte. Einer, dem der Ruch der Revolte anhaftete. Eine Ikone der Linken. Berühmt wurde er 1930 als Moritatensänger in der Verfilmung der „Dreigroschenoper“, legendär als singender Truppenbetreuer im Spanischen Bürgerkrieg und berüchtigt durch die Hymne „Die Partei hat immer recht“. Propaganda-Parolen und Shakespeare, Kästner-Gedichte und Chansons von Tucholsky/Eisler – was er sang, sprach und spielte, geriet stets zur Gratwanderung zwischen Kunst und Politik, zwischen Ideologie und Entertainment. Sein Publikum berauschte sich am Klang seiner metallenen Stimme, schmückte ihn mit Beinamen wie „Barrikaden-Caruso“, „Rote Nachtigall“ und „singendes Herz der Arbeiterklasse“.

Ernst Busch war

  • Werftarbeiter in der Kaiserzeit in Kiel
  • Theaterschauspieler bei Piscator in Berlin
  • Kabarett-, Kino- und Schallplattenstar der späten Weimarer Republik
  • Rhapsode des antifaschistischen Widerstands im Exil
  • Gefangener des Naziregimes
  • Gründer der ersten und einzigen Schallplattenfirma der DDR
  • international gefeierter Brecht-Schauspieler
  • Kapitalist
  • Stalinist
  • Querulant im SED-Staat
  • populärster deutscher Künstler in der Sowjetunion
  • Kultfigur der westdeutschen 68er.

Die Liste seiner Fans reicht von Heinrich Mann über Pete Seeger bis zu den Punks der Hamburger Hausbesetzerszene.

Jochen Voit erschließt in seiner grandios erzählten Biographie eine Jahrhundertgestalt und ihre Epoche.


 

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Deutschland von unten: Reise durch die proletarische Provinz
Verlag für Berlin-Brandenburg 2016

Kurt Tucholsky nannte es ein „lehrreiches Buch“; für Axel Eggebrecht war es „ein furchtbarer Reiseführer durch das Elend“ und Georg Schwarz attestierte dem Autor, „ein grauenhaftes Bild vom Zerfall unserer Kultur“ gezeichnet zu haben. Wie kam ein baltischer Adliger dazu, einen solchen Text zu verfassen? Alexander Graf Stenbock-Fermor (1902–1972) hatte nach Ende des Ersten Weltkrieges in den Reihen der Baltischen Landeswehr gegen die Bolschewiki gekämpft, ging dann zum Studium nach Deutschland und lernte als Werkstudent Bergarbeiter im Ruhrgebiet kennen. Unter dem Eindruck der Verhältnisse, die er dort sah, wandelte er sich vom Antikommunisten zum Kommunisten. Als Schriftsteller und Publizist war er Mitglied des Bundes Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller. Nach 1933 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, wurde er nach Kriegsende von der Roten Armee als Oberbürgermeister von Neustrelitz eingesetzt. 1947 Chef lektor des Verlages Volk und Welt in Ost-Berlin, arbeitete er später als Drehbuchautor für die DEFA und pendelte, seit den 1950er-Jahren in Berlin-Wilmersdorf lebend, fortan zwischen Ost und West. In der 1931 erstmals erschienen Reportage Deutschland von unten schildert Stenbock-Fermor in sachlichem Ton die katastrophalen Lebensbedingungen am Rande der Gesellschaft. Angesichts heutiger Armutsberichte ein frappierend aktueller Bericht.


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Meine Erlebnisse als Bergarbeiter im Ruhrgebiet (Ruhrgebiet de luxe)
Verlag Henselowsky u. Boschmann; 2017

 

So atemlos, wie sich der erste Arbeitstag des „Freiwilligen Stenbock“ hinter der Kohlenschaufel gestaltet, so atemlos legt man dieses Buch nach der Lektüre beiseite. Dabei hat man doch „nur“ (erneut) ein Buch über den Bergbau gelesen. Kann denn so etwas überhaupt noch Spannung erzeugen? Bei allen Vor-Urteilen gegenüber dieser Gattung: Es kann. Vielleicht liegt der Grund darin, daß Graf Alexander Stenbock-Fermor (1902-1972) als gänzlich Fremder in das Ruhrgebiet kam. Sowohl der Bergbau als auch die Landschaft waren ihm bis dahin völlig unbekannt. So liest sich sein Bericht streckenweise tatsächlich wie ein Abenteuer-Buch, als Aufzeichnung einer Entdeckungsreise in eine unbekannte Welt. Stenbock-Fermor selbst kam aus einer ganz anderen Welt. Mütterlicherseits aus russischem Fürstengeschlecht und väterlicherseits aus ältestem schwedischen Adel stammend, wurde er auf Schloss Nitau bei Riga geboren. Er besuchte ein Internat in Thüringen, beteiligte sich als junger Freiwilliger der Baltischen Landeswehr „begeistert“ an den Kämpfen gegen die Rote Armee (1918/19), emigrierte mit seinen Eltern nach Mecklenburg in Deutschland (1920), wo er nach dem Abitur ein Ingenieurstudium begann. Als mittelloser Student entschied sich Stenbock-Fermor Ende 1922 schließlich, ein Jahr lang sein Brot als Bergmann zu verdienen, „als Proletarier unter Proletariern“: im Ruhrgebiet, diesem „Lande ohne Seele, ohne Himmel und Schönheit“, in Hamborn, wobei er nie zuvor „eine reiz- und seelenlosere Stadt“ sah, auf der Schachtanlage Friedrich Thyssen IV. Dieses eine Jahr, dieses eine Jahr als Schlepper unter Tage, sollte das weitere Leben und Schaffen Stenbock-Fermors nachhaltig verändern. Zum einen begründete sein fünf Jahre später erschienenes Buch „Meine Erlebnisse als Bergarbeiter“ seinen Weg als freier Schriftsteller, nachdem er sich zuvor in verschiedenen anderen Berufen versucht hatte (Journalist, Buchhändlerlehrling, Bibliothekar, Verlagsgehilfe). Zum zweiten lösten seine unmittelbaren Erfahrungen mit der Welt der Arbeit eine ideologische Umkehr aus. „Da fiel denn mein altes schönes Weltbild ziemlich kläglich zusammen“, räumte Stenbock-Fermor später ein. Wie der Widerspruch es wollte, wurde aus dem überkommenen Weißgardisten ein überzeugter Rotgardist, Mitglied der Kommunistischen Partei (KPD) und des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS), kurz: „Der rote Graf“, wie später die aus dem Nachlass publizierte Autobiographie Stenbock-Fermors heißt (1973). Aus dem Nachwort von Dirk Hallenbergerblank


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Besuch der Künstlerkolonie in Berlin durch die Walter Hasenclever Gesellschaft

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Am 22. Juli 2019 besuchte der Vorsitzende der Walter Hasenclever Gesellschaft, Mario Johnen,  die Künstlerkolonie in Berlin, für die sich der Verein Künstlerkolonie Berlin e. V. engagiert, um die Bedeutung des Wohnviertels und um die dort einst ansässigen Künstler und Intellektuellen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Vielen Dank für diesen Einsatz und viele Grüße von Aachen nach Berlin!

Kleine Gedenktafel erinnern an einzelne Persönlichkeiten und ein Mahnmal insgesamt an die politisch Verfolgten.

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Mackie Messer Brechts 3 Groschen Film im Zoo Palast

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Enstanden in der Berliner Künstlerkolonie und zeitlebens präsentiert durch unseren ehemaligen Bewohner der Berliner Künstlerkolonie
Ernst Busch, Helene Weigel und u.a. auch Steffie Spira.

 

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Start: 06.08.2019
Drama|Komödie | 130 Minuten | Wild Bunch
 

Wir freuen uns auf unseren Gast, den Hauptdarsteller Lars Eidinger. Er wird “Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm” gemeinsam mit unserem Moderator Dr. Peter Zander, Filmkritiker der Berliner Morgenpost, vorstellen und sicher einige Details zum Filmstoff und zu den aufwendigen Dreharbeiten erzählen können.

Freuen Sie sich auf ein anregendes Gespräch und einen wirklich außergewöhnlichen Film. Nach dem überragenden Welterfolg von “Die Dreigroschenoper” will das Kino den gefeierten Autor des Stücks für sich gewinnen. Doch Bertolt Brecht (Lars Eidinger) ist nicht bereit, nach den Regeln der Filmindustrie zu spielen. Seine Vorstellung vom “Dreigroschenfilm” ist radikal, kompromisslos, politisch, pointiert. Er will eine völlig neue Art von Film machen und weiß, dass die Produktionsfirma sich niemals darauf einlassen wird. Ihr geht es nur um den Erfolg an der Kasse. Während vor den Augen des Autors in seiner Filmversion der Dreigroschenoper der Kampf des Londoner Gangsters Macheath (Tobias Moretti) mit dem Kopf der Bettelmafia Peachum (Joachim Król) Form anzunehmen beginnt, sucht Brecht die öffentliche Auseinandersetzung. Er bringt die Produktionsfirma vor Gericht, um zu beweisen, dass die Geldinteressen sich gegen sein Recht als Autor durchsetzen … Ein Dichter inszeniert die Wirklichkeit – Das hat es noch nie gegeben! Filmunterhaltung auf höchstem Niveau – ein Stoff und eine Form, deren Radikalität und Aktualität ihresgleichen suchen.

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Wir suchen Erinnerungen, Fotos etc zu unserer ehemaligen Bewohnerin Claire Philippe-Tellier

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Wer hat Erinnerungen, Fotos etc zu unserer ehemaligen Bewohnerin Claire Philippe-Tellier aus der Laubenheimer Straße 19 ?


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Endspurt: Bürgerpreis der deutschen Zeitungen ausgeschrieben

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Fünf Minuten nach Ausschreibung des „Bürgerpreises der deutschen Zeitungen“ waren bereits die ersten beiden Vorschläge für die aktuelle Nominierung eingegangen. Zur Wahl sollen diesmal unter anderem stehen: der Arzt und TV-Star Eckart von Hirschhausen mit seiner Stiftung „Humor hilft heilen“ und der Braunschweiger Fußballtrainer Frank Mengersen für seinen hochherzigen Impuls, einer schwer verunglückten gegnerischen Jugendmannschaft die Punkte der noch ausstehenden Spiele und damit die Meisterschaft zu schenken (vorgeschlagen von Bonner „General-Anzeiger“ bzw. „Peiner Allgemeiner Zeitung“). Die „Mittelbayerische Zeitung“ wirbt für Michael Buschheuer, den Gründer der Seenotrettungsaktion Sea-Eye.

Die Einreichungsfrist endet am 31. Juli 2019.

Der BDZV hat Ende Mai bereits zum zehnten Mal den Preis für herausragendes bürgerschaftliches Engagement ausgeschrieben. Gewürdigt als „Deutschlands Bürger/Bürgerin des Jahres“ werden Personen, die auch jenseits ihrer eigentlichen Profession Herausragendes für die Gesellschaft leisten. Ausdrücklich kein Teilnahme- Kriterium ist die deutsche Staatsangehörigkeit.

Vorschläge für den mit 20.000 Euro dotierten „Bürgerpreis der Deutschen Zeitungen“ können ausschließlich durch die Zeitungen eingereicht werden. Die Jury besteht aus den gut 250 Chefredakteurinnen und Chefredakteuren der BDZV-Mitgliedsverlage. Sie werden beim Zeitungskongress 2019 am 23. September in Berlin den Gewinner küren.

Zuletzt als „Bürger des Jahres“ ausgezeichnet wurde 2018 das Ehepaar Friederike und Clemens Ladenburger, ein gemeinsamer Vorschlag von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Badischer Zeitung“, Freiburg. Zuvor ging die Würdigung an Sabine und Daniel Röder (gemeinsam nominiert von „Frankfurter Neue Presse“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“); Navid Kermani (nominiert von „Kölner Stadt-Anzeiger“, „Kölnische Rundschau“, Bonner „General-Anzeiger“, „Express“, Köln, sowie der „Rheinischen Post“, Düsseldorf); Elisabeth Ehninger (nominiert von den „Dresdner Neuesten Nachrichten“), Rupert Neudeck (nominiert vom „Kölner-Stadt-Anzeiger“), Gaby Wentland (nominiert vom „Hamburger Abendblatt“), Nora Weisbrod (nominiert von der „Allgemeinen Zeitung“, Mainz, und dem „Wiesbadener Kurier“), das Ehepaar Birgit und Horst Lohmeyer (nominiert von der „Ostsee-Zeitung“, Rostock) sowie als ersten Preisträger 2010 an Thomas Beckmann (nominiert von der „Rheinischen Post“, Düsseldorf).

© Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V

 


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Gartenterrassenstadt Wilmersdorf

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Ein neuer origineller Typ moderner Großstadtbebauung tritt in der Gartenterrassenstadt Wilmersdorf in die Er­scheinung. Um ein einheitliches, großzügiges Straßenbild zu schaffen, erwirkte die Berliner Bodengesellschaft mit ihrer Tochtergesellschaft Berlin – Südwest gemeinsam mit dem Wilmersdorfer Magistrat beim zuständigen Ministerium die Aufhebung einer alten störenden Bauvorschrift, be­treffend Anordnung des Bauwichs zwischen den einzelnen Häusern zugunsten einer Reihenhausbebauung. Keine Reihenhausbebauung im Sinne der stereotypen, ein­förmigen, unschön überladenen Großstadtstraßen – nein, eine umfassende Reaktion gegen die neue deutsche Renaissance. Das Ministerium des Innern gab ohne weiteres seine Einwilligung zu der glücklichen Idee, welche schon im Modell Eindruck machte. Der von der Bau­ordnung zwischen den Häusern bzw. Hausgruppen ge­forderte, mindestens 10 m breite Bauwich, dieser Zug­schacht, der greuliche, das Gesamtbild zerreißende Sil­houetten gegen den Himmel stellt, wird einfach ausgebaut zugunsten der verbleibenden Hoffläche. Man gibt noch mehrere Quadratmeter als vordere Hoffläche zur Strasse zu, um letztere, die von Haus aus 24 m breit, zu einer eigenartig schönen, 44 m breiten , licht- und luftdurch­fluteten zu machen.

Der Schöpfer dieses neuen Typs, Architekt Paul Jatzow, äußert sich in der „Architekturwelt“ zu der überraschenden Gegenüberstellung seiner Perspektiven für Straßenanlagen mit Bauwich und ohne solchen in folgender charakteristischer Weise:

Den Berliner Vor­orten ist durch den Bauwich eine besondere Physiognomie verliehen, man möchte sagen die Physiognomie eines alten Weibes, dem die Hälfte ihrer Zähne fehlt.

Der Bauwich, der guten Absicht entsprungen, den Hinter­gebäuden und dem ganzen Baublock Licht und Luft zu­zuführen, ist eine Mifigehurt gewesen. Es erübrigt sich wohl, hierfür noch besondere Gründe anzuführen; alle Städtebauer sind sich darüber einig, daß der Bauwich bekämpft werden muß bis aufs Messer. Es ist nun gegen diesen Bauwich sowohl von Terraininteressenten Sturm gelaufen worden, weil der Bauwich für die Häuser das Unpraktischeste ist, was man sich nur denken kann, als auch von Aesthetikern, weil der Bauwich unkünstlerisch wirkt.

 

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Die beifolgenden beiden Bilder zeigen eine interessante Gegenüberstellung, erstens den Bauwich, wie er leibt und lebt mit allen seinen Häßlichkeiten in ästhetischer Beziehung; man sieht besonders, wie der Bauwich Ein­blick in häßliche Höfe ergibt und das ganze Straßenbild zerreißt. Das andere Bild zeigt folgende Lösung: Für den Baublock ist dieselbe Ausnutzung vorgesehen; es ist der Bauwich auch bestehen gela.ssen worden, aber der­artig, daß man ihn zu einer wirksamen und vernünftigen größeren Fläche zusammengelegt hat, die auch eine inten­sive Durchlüftung des Blocks ergibt; es ist gewisser­maßen eine weitere luftige Gartenstraße in die Häuser­massen hineingelegt, während trotzdem vermieden wird, das die Häuser kalt und zugig werden. Jeder, der diese Gegenüberstellung sieht, wird sich ohne weiteres sagen, das  die letztere Lösung die allein natürliche und richtige sein muß.

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Aber nicht nur im einzelnen, auch im ganzen offenbart sich die Tätigkeit der ebengenannten Gesellschaft. Durch gemeinsames Zusammengehen mit der Stadt Wilmersdorf entstand mitten im Häusermeer der Großstadt eine Garten­stadt – nicht im Sinne idyllischer Landhaussiedlungen, denn dazu ist der Boden zu teuer, sondern eine Garten­stadt, wo der Großstadtmensch idyllisch und doch in unmittelbarer Fühlung mit der Großstadt wohnen kann. So stellt sich die Gartenterrassenstadt Wilmersdorf als eine ideale Zusammenfassung von Großstadt und Dorfcharakter dar. Diese Wirkung wurde erreicht durch Vorgärten, 13 m breite sattgrüne Rasenflächen, die in sanften Steigungen zu den Hauswandungen hinauf wogen und hier ihre Fortsetzung finden in Spalieren, welche die Fronten der Häuser bis hinauf zum ersten Geschoß mit blütenreichen Kletterrosen umranken. Um die Aus­schmückung im kunstgärtuerischen Sinne zur Geltung kommen zu lassen, wurde eine Gesellschaft Gartenver­einigung Berlin – Südwesten , deren Gesellschafter die Eigentümer der 500 projektierten Häuser sind, gebildet, die für die gleichmäßige Unterhaltung der Gartenterrassen und der gärtnerischen Fassadenverzierung Sorge trägt. Der Anfang der Gartenterrassenstadt ist mit der Lan­dauer Straße (siehe drittes Bild) gemacht, in ähnlicher Weise wird dort das ganze sog. Rheinische Viertel aus­gebaut.

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© Dieser Artikel erschien am 13. Januar 1912  in der Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen und Elsass Lothringen 


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Walter Hasenclever

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Walter Hasenclever, geboren am 8. Juli 1890 in Aachen, langjähriger Bewohner der Berliner Künstlerkolonie, starb am 21. Juni 1940 in einem südfranzösischen Internierungslager. Sein lyrisches Werk sowie sein 1916 uraufgeführtes Drama ‘Der Sohn’ machten ihn zu einem Exponenten des literarischen Expressionismus.

1917 erhielt er den Kleist-Preis, von 1924 bis 1930 lebte er als Journalist in Paris. Während dieser Zeit verfasste er eine Reihe von Schauspielen ( ‘Ein besserer Herr’, ‘Ehen werden im Himmel geschlossen’, ‘Napoleon greift ein’ u.a.), durch die er zeitweilig zum meistgespielten Dramatiker des deutschen Sprachraums avancierte.

1930 arbeitete er als Drehbuchautor Greta Garbos in Hollywood. 1933 wurden seine Werke in Deutschland verboten. Als Regimegegner auch physisch gefährdet, flüchtete er ins Exil, wo er angesichts der deutschen Kriegserfolge den Freitod wählte.

 

Franz Schoenberner, mit Hasenclever in der Ziegelei interniert,

erinnert sich an den letzten Abend:

»Hasenclever schien ruhiger und gefaßter als am Vor­tage. Es überraschte mich ein wenig, daß er uns mit so ungewöhnlicher Wärme und einer Art Feierlichkeit die Hände schüttelte, ehe er zu seinem Platz zurückkehrte. ( … ) Erst als ich in der Morgendämmerung aufwachte und plötzlich hörte, es sei nicht gelungen, Hasenclever aus dem Schlaf zu wecken, verstand ich, daß sein Gutenacht ein letztes Lebewohl gewesen war. ( … ) Das letzte, was wir taten, war, uns zu versichern, daß unser sterbender Freund jedenfalls nicht in die Hände der Nazis fallen sollte. Hauptmann G. versprach uns, daß Hasenclever in ein Militärlazarett in Marseille gebracht und unter falschem Namen als französischer Soldat registriert werden würde. Wie wir später erfuhren, war diese Vorsichtsmaßnahme unnötig. Er starb am selben Abend und fand den letzten, unverletzlichen Zufluchtsort in einem Kirchhof von Marseille.«

(Franz Schoenberner, Innenansichten eines Außenseiters. S.154-156)

 

Christoph Hein über Walter Hasenclever:

Fünfzig Jahre war Hasenclever alt, als er, in einem französischen Lager interniert, Selbstmord beging. Er war einer der wichtigsten Dramatiker und Lyriker des deutschen Expressionismus, seine Stücke wurden nach dem ersten Weltkrieg von vielen Bühnen aufgeführt. Dann wechselte die Mode, die expressionistischen Stücke verschwanden von den Spielplänen und Walter Hasenclever schrieb nun sehr erfolgreiche Unterhaltungskomödien. Mit Hitlers Machtantritt war auch diese Zeit für ihn beendet, er musste emigrieren. Als die Franzosen ihm keinen Schutz mehr boten, sondern den Wünschen und dem Druck des 3. Reiches nachgaben und ihn wie viele andere deutsche Antifaschisten festsetzten, um ihn auszuliefern, floh er nochmals, emigrierte er in den Tod.

Die Walter-Hasenclever-Gesellschaft wehrt sich gegen diese Auslöschung, setzt Zeichen gegen dieses Vergessen. Das ist umso verdienstvoller und ehrenwerter, als es nicht nur ein Signal gegen die Zeitmode ist, sondern auch Widerstand gegen einen Sieg von Hitler bedeutet, ein Widerstehen gegen die Barbarei, gegen den Versuch einer Auslöschung, die das 3. Deutsche Reich an der deutschen Kultur und den Künstlern mit nachhaltigem Erfolg vornahm (aus der Dankrede anlässlich der Entgegennahme des Walter-Hasenclever-Preises der Stadt Aachen am 26.10.2008)

 

 

WDR-Zeitzeichen über Walter Hasenclever

Aus Anlass des 125. Geburtstages von Walter Hasenclever hat der WDR am 21.6.2015 ein Zeitzeichen zu Walter Hasenclever gesendet.


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