DDR-Feeling in Bild & Ton.
Ein Zeichentrickfilm aus Leipzig
Aufarbeitung einmal anders. Der Leipziger Comic-Zeichner Schwarwel hat zu diesem Zweck einen Zeichentrickfilm realisiert und mit eigenen Songs betextet, um DDR-Alltagssituationen nahe zu bringen, die zur Friedlichen Revolution ’89 und zum Mauerfall führten.
Herausgekommen ist eine ungewöhnliche Zeitreise in Form von animierten Musikvideos. Dabei widmen sich die einzelnen Episoden vielfältigen Aspekten, sie werden sehr persönlich und in weiten Teilen autobiografisch erzählt. Dazu gehören die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands, der Kalte Krieg sowie die Themen: Kindheit und Jugend in der DDR, Musik, Jugendkultur, Sport, Doping, Schießbefehl, Haft, Stasi und Überwachung, Opposition und Widerstand und last not least Friedliche Revolution, Mauerfall und Wiedervereinigung.
Nachfolgend beschreibt der Filmemacher sein multimediales 1989-Projekt “Lieder unserer Heimat”, das sein Team 2019 im Leipziger Verlag Glücklicher Montagveröffentlicht hat. Der Verlags-Name legt auch einen Bezug zum 9. Oktober 1989 nahe – jene entscheidende Montagsdemonstration in Leipzig mit 70.000 Teilnehmenden, vor denen der SED-Staat kapitulierte. Die “Staatsorgane” verzichteten damals angesichts der couragierten Menschenmasse auf den geplanten Einsatz von Gewalt um die Friedliche Revolution zu zerschlagen. Die Demonstrationen nahmen nunmehr landesweit ihren Lauf, führten zu Rücktritten, Reformen und Reiserecht. Die Mauer löste sich auf, elf Monate später kam es zur Wiedervereinigung. Geschichte im Schnellzugtempo.
“Ein Musik-Episoden-Film”
“Dies ist ein Musik-Video-Episoden-Film, der Jugendlichen einen ganz besonderen Zugang zu DDR-Alltag und Geschichte ermöglichen soll. Möglichst nicht als staubtrockene Historienerzählung à la „Opa erzählt wieder vom Krieg“.
Daher haben wir aus der Erfahrung früherer Animationsfilme einen anderen, frischen Stil gesucht, eine ziemlich lehrreiche Vergangenheit nahe zu bringen und dabei auch eine Brücke in unser gemeinsames Heute zu schlagen. Unser Ziel ist, für all jene, die „damals im Osten“ nicht dabei waren, einen besseren, „privateren“ Zugang zu schaffen, diese rätselhafte DDR und ihren öden Diktaturalltag zu verstehen, ob in der Schule, an der Grenze oder zu Hause. Es geht jedoch auch darum, den damals Jugendlichen beim Mut-Wachsen zuzusehen um etwas gegen dieses nervende DDR-Grau zu unternehmen.
Herausgekommen ist ein Trickfilm, der das Leben (nicht nur der Heranwachsenden) in einer Diktatur wie der des SED-Regimes in der DDR nachvollziehbar macht. Frustration, Enge, Bevormundung. Eben Monotonie und Grau trotz vieler Farben, die es natürlich ebenfalls gab.
Ich selbst bin in Leipzig aufgewachsen, wo es viele Nischen gab, aber trotzdem keinen ausgedehnten Freiraum. Gleich nach dem Mauerfall bin ich nach Berlin-Kreuzberg gezogen – das damals irgendwie als nahezu grenzenloser Selbstverwirklichungsort für Jugendliche galt, vor allem für diejenigen, denen Kunst, Punk und Musik viel bedeuteten.
Nicht nur träumen, sondern Träume umsetzen.
Aber wie?
Denn Jugendliche wollen nicht nur vielfarbig träumen, sondern auch Träume umsetzen können, die Welt eben nicht nur schwarzweiß sehen (und hören), sondern auch vielfarbig erleben und Frei-Räume genießen. Diese Sehnsucht zeigt dieser Film.
Er will in Bild und Songs ein von uns und anderen erlebtes Lebensgefühl anschaulich machen, wie es sich anfühlt, wenn dieser Frei-Raum zur Selbstverwirklichung fehlt oder zu eng ist. Umso mehr macht das nachvollziehbar, woraus sich der Frust 1989 nährte, der so viele hier bei uns vor 30 Jahren in Leipzig und anderswo auf die Straße führte. Weil dieser beschränkte Alltag zwar einerseits kreativ gemacht hat, aber andererseits einfach nur frustrierte, wenn man nicht gerade alltagsblinder Vollblutideologe war.
Kurzum: Für unser Empfinden lässt sich Geschichte am leichtesten erlebbar machen und vermitteln, indem wir uns einfühlen können in Erzähltes, Gesehenes, Gehörtes und Gelesenes. Wenn uns das gelingt, können wir Rückschlüsse ziehen auf unser eigenes Leben im Hier und Jetzt. Wir können uns damit auseinandersetzen, was Vergangenheit mit uns und unserem eigenen Leben zu tun hat und was wir daraus mitnehmen können. Genau das möchte unser Film und unsere damit verbundenen Bücher, welche Animation, Comic, Illustration und kurze vertiefende Aufsätze verbinden.
Wenn man dieses Echo erlebt, weiß man, die Arbeit hat sich gelohnt und unser Ansatz zeigt Wirkung. In diesem Sinne: Wir wünschen viel Spaß beim Anschauen und Anhören und freuen uns, wenn ein, zwei Denkanstöße hängenbleiben. Das gehört für uns bei Kunst dazu.”
Sandra Strauß und Schwarwel
© www.bpb.de
Ludwig van Beethoven soll einmal gesagt haben: “Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.” Für Musik sind nämlich Wahrheit und Vollkommenheit fundamental.
Gegenwärtig befinden sich aber Musik und Musikwissenschaft in einer kapitalen Krise. Warum ignoriert die Musikwissenschaft ihre eigenen nachfolgend dargestellten Probleme?
Ein historiografisches Ärgernis, offengelegt im Yumpu-eBook “Defekte einer Hochschulchronik” – Link 1:
https://www.yumpu.com/de/document/view/61451362/knoblauch-mey-defekte-einer-hochschulchronik-inhalt-druck
Die Reinwaschung eines Maestros, offengelegt im Yumpu-eBook “Kurt Masur entzaubert” – Link 2:
https://www.yumpu.com/de/document/read/62953208/kurt-masur-entzaubert-2-auflage
Aus dieser Reinwäsche ist soeben eine irrsinnige Geschichtsverfälschung erwachsen und in einem “Dreiklang” veröffentlicht worden – Link 3:
https://www.l-iz.de/bildung/zeitreise/2019/12/Wie-konnte-Kurt-Masur-zum-Verkuender-der-sozialen-Marktwirtschaft-werden-307508
Diese Themen sind bodenständig und könnten gesellschaftspolitisch sehr hilfreich sein; aber ohne Aufarbeitung gipfelte in Leipzig am 9. Okt. 2019 alles in einem politischen Wahnwitz – dazu Link 4:
https://vera-lengsfeld.de/2019/07/02/warum-die-leipziger-philharmoniker-an-gysi-festhalten-ein-hintergrundbericht/
Gern hätte ich bei meinen Recherchen zu Musikwissenschaftlern Kontakt gehabt. Alle Bemühungen liefen aber ins Leere. Forschungsbedarf wurde zwar festgestellt – dazu Link 5:
https://www.deutschlandfunk.de/vorwuerfe-gegen-dirigenten-kurt-masur-und-seine-beziehung.1993.de.html?dram:article_id=441413
Aber die MuWi-Studenten spüren genau: “Damit kann ich mir nur schaden.” Das ist ein schlimmes Zeichen der Verfestigung einer unheilvollen Entwicklung eines ganzen Wissenschaftsbereiches. Wann endlich wird die Musikwissenschaft aus ihrer kontraproduktiv gelähmten Situation herausgeführt?
Roland Mey, Leipzig