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Zentrum für Jazz und improvisierte Musik in der Alten Münze

Das Abgeordnetenhaus hatte im Mai 2018 beschlossen, die Alte Münze als Kultur- und Kreativstandort zu sichern und zu entwickeln. In einem ersten Schritt sollte in einem partizipativen Verfahren ein Konzept für die Nutzung und entsprechende Herrichtung des Gebäudekomplexes erarbeitet werden.

Mit dem Abschluss des Beteiligungsverfahrens liegt das Nutzungskonzept vor. Es wurde am 21. Oktober 2019 im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses vorgestellt. Die Ergebnisse sind hier abrufbar: https://www.berlin.de/alte-muenze/downloads/.

Im Laufe des Beteiligungsverfahrens konkretisierten sich drei Konzepte für die zukünftige Nutzung von Haus 4 mit seinem Erweiterungspotenzial, die auf bereits bestehenden Konzepten und Ideen basieren. Die Prüfung dieser Konzepte ist durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa nunmehr abgeschlossen. Aus kulturfachlicher Sicht wird die Entwicklung einer Ankerinstitution für den Jazz befürwortet, da hier besondere Bedarfe für eine strukturelle Stärkung der Szene vorliegen.

Das Konzept basiert auf den Ergebnissen eines seit 2017 unter Moderation der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und unter Teilnahme der Senatsverwaltung für Kultur und Europa konsensual geführten Dialogprozesses zwischen Szenevertreter*innen auf Bundes- und Landesebene. Es wurde gemeinsam von der Deutschen Jazzunion, der IG Jazz Berlin und dem Musiker Till Brönner entwickelt und geht zurück auf die Idee des „House of Jazz“ von Till Brönner und einem Eckpunktepapier der IG Jazz Berlin für ein Haus der Musik des 21. Jahrhunderts.

Entstehen soll nun ein Zentrum für Jazz und improvisierte Musik mit internationaler Strahlkraft, eine neuartige Institution, die fest in der bundesdeutschen Szene und der Stadt Berlin verankert ist und sich gegenüber anderen Sparten der freien Musikszenen, darunter z.B. die zeitgenössischen Musikgenres, experimentelle Popmusik oder transkulturelle Musik öffnet.

Kultursenator Klaus Lederer: „Der Jazz braucht eine Ankerinstitution, nicht nur in Berlin, sondern bundesweit. Und dass so etwas, wenn das kulturpolitische Interesse da ist, in Berlin umgesetzt wird, ist besonders sinnvoll.“

Die Jazzszene in Berlin ist divers und international hoch anerkannt, dabei aber vor allem dezentral organisiert. Sie präsentiert sich vor allem in kleinen, privatwirtschaftlich organisierten Spielstätten, die keine oder kaum öffentliche Förderung erhalten. Die Dezentralität und gleichzeitige Vernetzung der Szene soll durch die Schaffung einer neuen Institution gestärkt werde und der Kunstform Jazz in Berlin eine Verankerung geben, die seiner heutigen Bedeutung als Kunstform national wie international gerecht wird. Das Konzept wird nun mit den Beteiligten, weiteren Expertinnen und Experten sowie im Austausch mit Akteurinnen und Akteuren der freien Musikszenen weiterentwickelt.

Rückfragen: Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Telefon: daniel.bartsch@kultur.berlin.de

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Repräsentative Befragung zur Gesundheit und Lebensqualität von Menschen ab 60 Jahren im Bezirk im Januar 2020 – „Wie möchten Sie in Charlottenburg-Wilmersdorf älter werden?

Unter dem Motto „Wie möchten Sie in Charlottenburg-Wilmersdorf älter werden?“ führt die Abteilung Soziales und Gesundheit des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf im Januar 2020 eine Befragung von Menschen ab 60 Jahren durch. Ziel dabei ist es zu erfahren, welche Bedürfnisse, Interessen und Wünsche ältere Menschen im Hinblick auf wohnortnahe Beratungs- und Versorgungsangebote haben. Dazu zählen barrierearme Wohnanlagen, lebendige und unterstützende Nachbarschaften, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, ehrenamtliches Engagement, Mobilität und die Situation von pflegenden Angehörigen.

Für die Befragung werden etwa jede*r zehnte Einwohner*in ab 60 Jahren, d.h. 10.000 Menschen im Bezirk, zufällig aus dem Einwohnermelderegister gezogen. Die ausgewählten Personen erhalten einen Fragebogen mit einem bereits frankierten Rückumschlag. Die Rücksendung der ausgefüllten Fragebögen erfolgt anonym, das heißt niemand kann zurückverfolgen, von welcher Person die Antworten kommen.
Nach Abschluss der Befragung werden alle Antworten gesammelt und nach wissenschaftlichem Standard ausgewertet. Sie dienen als Grundlage dafür, in den kommenden Jahren die bezirklichen Beratungs- und Versorgungsangebote so zu gestalten, dass ein aktives, selbstbestimmtes Leben in der Gemeinschaft ermöglicht wird.

Falls Sie selbst einen Fragebogen erhalten haben, möchten wir Sie herzlich bitten, sich an der Befragung zu beteiligen. Bitte ermutigen Sie auch angeschriebene Verwandte und Freunde ihren Fragebogen zurückzusenden. Denn durch ihre Antworten erfahren wir, welche Angebote in Charlottenburg-Wilmersdorf fehlen oder nicht gut zu erreichen sind.

Welche baulichen Veränderungsmaßnahmen wären in Ihrer Wohnung notwendig, falls Sie einmal nicht mehr so mobil sind? Wie informieren Sie sich über Sport- und Freizeitmöglichkeiten? Welche unterstützenden Angebote wünschen Sie sich als pflegende Angehörige oder Angehöriger? Wie möchten Sie selbst versorgt werden, wenn Sie einmal auf Unterstützung angewiesen sind? Für welche ehrenamtlichen Tätigkeiten können Sie sich begeistern? Ihre Antworten auf diese Fragen helfen uns, konkrete Maßnahmen für einen lebenswerten und altersgerechten Bezirk zu entwickeln. Herzlichen Dank!

Ansprechpartnerin:
Falls Sie Rückfragen haben oder mehr Informationen zur Befragung benötigen, steht Ihnen die Koordinatorin der Altenhilfe und Geriatrie gerne zur Verfügung.

Name: Frau Dr. Claudia Diederichs
Telefonnummer: 030-9029-14323 (montags bis freitags zwischen 9.00 Uhr und 15.00 Uhr)
Email: claudia.diederichs@charlottenburg-wilmersdorf.de
Anschrift: Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin

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KURZBIOGRAFIE Alfred Kerr

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(1867-1948)

Bamberger Str. 42
 
Schriftsteller, Theaterkritiker, Journalist

Vor 1933 galt Alfred Kerr als Berlins einflussreichster Theaterkritiker. 1933 wurden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt, er selbst wurde ausgebürgert. Über Prag, Lugano, Zürich und Paris erreichten er und seine Familie London. Im Exil schrieb Kerr für neu gegründete deutschsprachige Zeitungen, arbeitete u.a auch für den von ihm mitbegründeten Freien Deutschen Kulturbund und den Deutschen [Exil] P.E.N. in London.

Während einer Vortragsreise durch Deutschland erlitt er einen Schlaganfall. Er starb in einem britischen Militärkrankenhaus in Hamburg.

Neben seinem großartigen Werk erinnern heute eine Stiftung und Preise an ihn, außerdem  Gedenktafeln an den ehemaligen Wohnorten in der Douglasstr. 10 (enthüllt 1971) und der Hohmannstr. 6 (enthüllt 1988) in Berlin-Grunewald.

Alfred Kerr, geboren als Alfred Kempner (25.12.1867 Breslau – 12.10.1948 Hamburg)
Julia Kerr, geborene Weißmann (1898–1965)
Michael Kerr (1921 Berlin – 2002 London)
Judith Kerr (14.06.1923 Berlin – 22.05.2019 London)

Seine Tochter Judith wurde in Deutschland vor allem durch ihre Jugendbücher bekannt, in denen sie die Flucht aus Deutschland und das Leben im Exil beschreibt.  Ihr wohl bekanntestes Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ diente der Filmemacherin Caroline Link als Vorlage für den gleichnamigen aktuellen Spielfilm, der zur Zeit in den Kinos zu sehen ist (siehe nachfolgende Filmbesprechung).

Das biografische Album zu Alfred Kerr ist Bestandteil der Ausstellungsinstallation „Wir waren Nachbarn − Biografien jüdischer Zeitzeugen“, die täglich außer freitags im Rathaus Schöneberg von 10 – 18 Uhr besucht werden kann. Der Eintritt ist frei.
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FILMBESPRECHUNG “Als Hitler das rosa Kaninchen stahl” – ein Film von Caroline Link

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Viele Menschen kämpfen mit dem Problem, dass sie sich nur schwer entscheiden können. Wie viel schwerer fällt es diesen Menschen, in einer Notsituation die richtige Entscheidung zu treffen.

Die neunjährige Anna, Tochter des Theaterkritikers Kemper, muss im Februar 1933 die Wahl treffen, welches Kuscheltier sie mit auf eine Reise nehmen will. Den neuen Terrier, den sie erst zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, oder das langjährige, geliebte rosa Kaninchen? Da ist noch nicht klar, dass aus der Reise ein lebenslanges Exil werden wird, denn dem Vater, der in seinen Texten immer vor den Nationalsozialisten gewarnt hat, droht nach der Reichstagswahl im März 1933 die Verhaftung. Bevor von der Familie, die jüdisch ist, die Pässe eingezogen werden, verlässt sie ihr Heimatland Deutschland. Anna nimmt den Terrier mit und bedauert diese Entscheidung schon bald.

Der Film „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ basiert auf der autobiografischen Geschichte von Judith Kerr und ihrem gleichnamigen Buch. Caroline Link, die gerade erst vor einem Jahr „Der Junge muss an die frische Luft“ präsentiert hat, hat den Stoff aufgegriffen. Dabei ist ein Film entstanden, der aus der Sicht eines anfangs neunjährigen Mädchens die Flucht einer Familie vor den Nationalsozialisten thematisiert. In teilweise betörend schönen Bildern werden die Stationen in der Schweiz, dann in Paris und schließlich auf der Fähre nach England gezeigt. Die Hauptdarstellerin Riva Krymalowski mit ihrer Selbstverständlichkeit und frischen Unbefangenheit verschmilzt mit der Rolle. Auch die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugen, wobei insbesondere die Rolle des Vaters durch Oliver Masucci deutlich männlicher angelegt ist als es der steife Alfred Kerr jemals gewesen war. Doch es handelt sich um einen Film als eigenständiges Medium und nicht um ein verfilmtes Buch oder gar ein verfilmtes Leben. Herausragend agieren Ursula Werner und Anne Bennent.
 
Der Film berichtet davon, wie willkürlich sich Leben entwickeln können und welchen Halt eine Familie bieten kann. Der Figur Anna gelingt es, schwierige Aufgaben und diverse Ortswechsel, verbunden mit immer anderen Sprachen und neuen Schulerfahrungen, zu meistern, unterstützt durch ihren Bruder und getragen von der Liebe ihrer Eltern. In dieser Hinsicht hat sie, wie auch Judith Kerr immer wieder betont hat, „Glück gehabt“. Ihr und ihrer Familie ist ein schlimmeres Leben in Deutschland erspart geblieben. Über die Gräuel, die sich im Heimatland abspielen, wird nur am Rande berichtet, – was eine Überfrachtung des Films verhindert.
 
Gerade angesichts der hohen Zahl von heute allein reisenden minderjährigen Flüchtlingen wird die Brisanz dieses Familienfilms deutlich.

Simone Ladwig-Winters

 


 

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3 TAGE KUNST Messe für Gegenwartskunst

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Vom Freitag, dem 1. November bis Sonntag, dem 3. November 2019 findet eine dreitätige Messe für Gegenwartskunst in der Kommunalen Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176 in 10713 Berlin, statt. Eintritt frei .

Die Messe „3 Tage Kunst“ wird am Freitag, dem 1. November 2019, um 17 Uhr von Bezirksstadträtin Heike Schmitt-Schmelz und von der Leiterin der Kommunalen Galerie Elke von der Lieth feierlich eröffnet. Messetage

  • Freitag, 1. November 2019. 17-21 Uhr
  • Samstag, 2. November 2019, 12-18 Uhr
  • Sonntag, 3. November 2019, 12-18 Uhr

Die Messe „3 Tage Kunst“ ist seit 2013 eine temporäre Plattform für professionelle Künstlerinnen und Künstler, die im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf leben und arbeiten. In diesem Jahr wurden von einer unabhängigen Fachjury 29 Künstler*innen ausgewählt, um ihre aktuellen Werke zu präsentieren. Das Messeformat bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in den Räumen der Kommunalen Galerie Berlin optimal zu präsentieren. Die kunstinteressierte Öffentlichkeit hat Gelegenheit, aktuelle Werke unterschiedlicher Genres zu entdecken und zu erwerben: Fotografie, Druckgrafik, Malerei, Objekte.

Eine Neuerung der 3 Tage Kunst 2019 ist das Format

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Theaterstück erinnert an Pogromnacht

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Zum Gedenken an die nationalsozialistische Pogromnacht am 9. November 1938 präsentiert die Hochmeisterkirche, Westfälische Straße 70, Theateraufführungen des Projekts „Erinnern und nicht vergessen“, das von einem Team aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelt wurde. Unter dem Titel Die Flucht gibt es am Freitag, 8. November, und am Samstag, 9. November, jeweils ab 19 drei Einakter, die alle auf wahren Begebenheiten beruhen. Dazu singen Mitglieder des Hochmeisterprojekts aus der vom Kirchenmusiker Christian Hagitte komponierten Messe „Missa Popularis“. Am 20. November ab 10 Uhr folgt eine Schüleraufführung im Café Theater Schalotte an der Behaimstraße 22. Der Eintritt ist frei.

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Landesparteitag der SPD zur Künstlerkolonie

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Der SPD Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf hatte für den Landesparteitag der SPD einen Antrag eingebracht, als SPD Berlin den Senat aufzufordern in Verhandlungen mit der Vonovia einzutreten für einen Rückkauf der Wohnanlage der beschlossen wurde.

Wir werden den Fortgang beobachten und berichten.

 

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LPT-II-2019-Antragsbuch-komplett

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Berliner Senat einigt sich beim Mietendeckel

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Nach wochenlangen Debatten und einem Verhandlungsmarathon am Freitag hat der Koalitionsausschuss einen Kompromiss beim Mietendeckel gefunden. Die Mieten sollen für fünf Jahre eingefroren werden – Mietsenkungen sind nur unter gewissen Umständen möglich.

In Berlin sollen die zuletzt stark gestiegenen Mieten fünf Jahre lang eingefroren werden. Darauf hat sich der Koalitionsausschuss bei seiner rund sechsstündigen Sitzung am Freitagabend verständigt. “Grünes Licht im Roten Rathaus, habemus #Mietendeckel!”, twitterte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis90/Die Grünen).

Das Gesetz soll die Mieten für rund 1,5 Millionen Wohnungen, die vor 2014 gebaut wurden, deckeln. Anfang 2020 soll es rückwirkend zum 18. Juni 2019 in Kraft treten – dem Tag, an dem der Senat erste Eckpunkte dazu beschlossen hatte. Geplant sind neben dem eigentlichen Mietenstopp weitere Maßnahmen.

Mietsenkung soll kommen – ohne Einkommensbindung

Neben der in Berlin geplanten Deckelung der Bestandsmieten sind bei Neuvermietungen auch Obergrenzen abhängig von Baujahr und Lage der Wohnung vorgesehen. Mieter sollen in bestimmten Fällen zudem die Möglichkeit haben, die Wohnkosten auf diese Obergrenzen zu senken. Das teilten der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sowie Vertreter von Linken und Grünen nach der Einigung im Koalitionsausschuss mit.

So soll mit dem neuen Gesetz eine Miettabelle festgeschrieben werden. Auf Grundlage der Mieten von 2013 legt sie Obergrenzen fest. Die Tabelle wird noch berechnet, sie orientiert sich an dem Eckpunktepapier, das der Senat am 18. Juni vorgestellt hat. Die ursprüngliche Idee, für Mietsenkungen das Einkommen als Bemessungsgrenze heranzuziehen, wurde allerdings verworfen.

 

Wuchermiete” beginnt ab 120 Prozent

Stattdessen können Mieten dann gesenkt werden, wenn sie die in der Miettabelle stehenden Grenzen übersteigen. Die Miete darf maximal 20 Prozent über der Obergrenze liegen, alles darüber gilt als Wucher. Dabei soll die Lage des Gebäudes berücksichtigt werden.

Maßnahmen zur Modernisierung sollen weiterhin möglich sein, dürfen allerdings ohne Genehmigung nur in Höhe von einem Euro pro Quadratmeter umgelegt werden. Für darüber hinausgehende Kosten sollen Förderprogramme genutzt werden.

Besonders niedrige Mieten können auf maximal fünf Euro je Quadratmeter angehoben werden. Ab dem Jahr 2022 soll zudem ein Inflationsausgleich von 1,3 Prozent pro Jahr möglich sein.

 

Mietgesetz kann erst mit Senatsbeschluss in Kraft treten

Zunächst muss der Senat den Gesetzentwurf allerdings noch beschließen. Danach muss noch das Abgeordnetenhaus darüber abstimmen. Auch für andere Großstädte in Deutschland könnte das Modell, mit dem Berlin rechtliches Neuland betritt, interessant sein.

Wochenlang schienen die Positionen zum geplanten Mietendeckel-Gesetz innerhalb des rot-rot-grünen Regierungsbündnisses unvereinbar. Auch ein mehr als sechsstündiges Ausschusstreffen am Donnerstag brachte keinen Durchbruch. Schwierig war es bis zuletzt: Der Koalitionsausschuss am Freitag wurde mehrfach für interne Beratungen unterbrochen. Nun ist der Kompromiss gefunden.

Senat wollte Mietendeckel bereits Mitte Oktober beschließen

Ursprünglich hatte der Senat bereits am 15. Oktober das neue, von der Wohnungswirtschaft viel kritisierte Mietendeckel-Gesetz beschließen wollen. Doch das Feilen an den Details zog sich deutlich länger hin als zunächst erwartet und drohte zur ernsten Belastungsprobe für Rot-Rot-Grün zu werden. Der Beschluss nach der Einigung im Koalitionsausschuss könnte nun am kommenden Dienstag (22. Oktober) gefasst werden.

Hintergrund für die Mietendeckel-Pläne ist der angespannte Wohnungsmarkt in der Hauptstadt. In manchen Stadtteilen haben Normalverdiener kaum noch eine Chance, eine bezahlbare Bleibe zu finden.

Die Mieten für freie Wohnungen haben sich innerhalb von zehn Jahren laut  Bundesbauministerium auf durchschnittlich 11,09 Euro je Quadratmeter nettokalt im Jahr 2018 verdoppelt. Der Mietanstieg in Berlin ist damit stärker als anderswo in Deutschland. Das sorgt für aufgeheizte Diskussionen in der Stadt, eine Initiative hat sogar ein Volksbegehren für die Enteignung großer Wohnungskonzerne angestrengt.

Sendung:  Inforadio, 18.10.2019, 20:00 Uhr

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Berlin – oder: Die Kunst der Flucht

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Zeitreise entlang der Berliner Mauer im Jahr 1987: Aus bislang unveröffentlichtem Archiv-Material, unterstützt von Inszenierungen spektakulärer Fluchten aus der DDR, erzählt Jean Bergeron von kleinen und großen Fluchten aus der Realität einer geteilten Stadt, in der sich niemand vorstellen konnte, dass die Mauer eines Tages verschwinden könnte.

 

 
1987: Der kanadische Kameramann Patrice Massenet berichtet seinem Land über die Feierlichkeiten zum 750. Geburtstag Berlins. Er ist fasziniert von der Stadt, bleibt zwei Monate und dokumentiert die gesamten 155 Kilometer der Mauer aus westlicher Sicht. Er begegnet Menschen, die sich in der geschlossenen Stadt eingerichtet haben, er spricht mit Soldaten, die die Grenze bewachen. Er fährt mit der S-Bahn, mit dem Auto, er spaziert an der Mauer entlang, immer begleitet von den Blicken der Grenzpolizisten, die jede seiner filmischen Aktionen misstrauisch beobachten. Ein Katz- und Mausspiel entwickelt sich diesseits und jenseits der Mauer. Erst 30 Jahre später entdeckt der Regisseur Jean Bergeron das bisher unzugängliche Material und schneidet daraus eine historische Momentaufnahme des Lebens in einer geteilten Stadt, das aus heutiger Sicht fast exotisch erscheint. Während die Westberliner sich in ihrem Alltag einrichten und zum Teil kuriose kleine Fluchten aus der Realität des Eingemauertseins erfinden, entwickeln ihre Ostberliner Mitbürger mit unvorstellbarem Einfallsreichtum Pläne, aus ihrem Teil der Stadt in den „freien“ Westen zu fliehen. Ausgewählte Fluchtgeschichten werden nachinszeniert. Die Dokumentation „Berlin – oder: Die Kunst der Flucht“ lässt die Teilung Berlins und den Alltag im Schatten der Mauer wieder sichtbar werden und macht anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls ein Stück Zeitgeschichte nachfühlbar.